GELD-Magazin, Juni 2019

juni 2019 – GELD-MAGAZIN | 41 Allianz Invest Forum 2019 | märkte & fonds Nach einem turbulenten Jahr 2018 haben die globalen Finanzmärkte bis dato ein starkes Comeback gefeiert. Die Entwicklungen sind so- mitdurchauspositiv,wenngleichdieRisikennicht unterschätzt werden dürfen. „Die internationale Politik, allen voran die weiterhin andauernden Brexit-Verhandlungen und der Handelsstreit zwi- schen USA und China, bietet definitiv Potenzial für starke Impulse – positive wie negative“, kom- mentiert Mag. Christoph Stangelberger, Fonds- manager in der Allianz Invest KAG, die aktuelle Situation an den Finanzmärkten. Druck sei dementsprechend momentan in die Märkte in den USA und China gekommen. Die osteuropäischen Märkte, allen voran Russ­ land, konnten sich zuletzt erholen. Treiber waren hier vor allem die Währungsentwicklung des US-Dollar, die ergebnislose Untersuchung von Mueller und der damit verbundenen sichtbaren Annäherung zwi- schen USA und Russland und die abnehmende Risikoaversion. Der österreichische Markt hat aufgrund des Handelsstreits zwischen USA und China stark gelitten. Auch die unsichere politische Lage hierzulande hat Druck in die Märkte gebracht, wenngleich sich die Situation langsam wieder zu entspannend beginnt. „Der österrei- chische Markt hat sich in den letzten Jahren von den positiven internationalen Trends nicht mitziehen lassen. So wurde noch im- mer nicht ein neues All Time High erreicht“ , erklärt Stangelberger. „Dass der ATX den internationalen Märkten hinterherläuft, ist von der Unternehmensqualität her nicht gerechtfertigt.“ 2019 könnte es an den Börsen hierzulande zu einer weiteren Abschwächung kommen, prognostiziert der Allianz-Experte. Trotz des schwierigen Umfelds konnte Stangelberger beispielsweise mit dem Fonds Allianz Invest Austria Plus den ATX im letzten Jahr leicht übertreffen, den MSCI wie auch den Durchschnitt anderer ös- terreichischer Aktienfonds sehr deutlich. Die Veranlagung erfolgt da- bei in Aktien österreichischer Unternehmen sowie fallweise zur Bei- mischung in Unternehmen aus osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten. „Am stärksten ist der Allianz Invest Austria Plus aktuell im österrei- chischen Bankensektor investiert, etwa mit Raiffeisen Bank Interna- tional AG oder Erste Group Bank AG. Aber auch der Rohstoff-Sektor sowie Unternehmen des Industrie-, Energie- und Immobiliensektors sind enthalten, darunter beispielsweise Voestalpine AG oder Verbund AG“, erklärt Stangelberger. Seine Empfehlung: „Wichtig ist, langfristig zu investieren. Wer nur von Quartal zu Quartal oder auch von Jahr zu Jahr schaut, der hat einen ganz wesentlichen Aspekt des Aktien- Investierens nicht verstanden.“ Christoph Stan- gelberger, Allianz Invest KAG ZWISCHEN CHANCEN UND RISIKEN  | Im Tief kaufen, im Hoch verkaufen. Klingt ein- fach und dennoch gelingt es selten. Denn: „Geldangelegenheiten sind mehr von unseren Emotionen bestimmt, als es uns recht sein mag“, erklärt die Finanzmarktpsychologin, die mit Mindest Money hierzu gerade ein neues Be- ratungsangebot ins Leben gerufen hat. In der Geldanlage geht der Mensch nämlich eher we- niger als Homo oeconomicus rational und effi­ zient zu Werke. Vielmehr handelt er irrational. Die verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie bestätigt das. Insofern gibt es viel Luft nach oben in puncto Perfor- mance, alsbald rationale Entscheidungen getroffen werden. Ein wesentlicher Aspekt der Theorie beschäftigt sich etwa damit, wie Menschen Geld im Allgemeinen beziehungsweise Gewinne und Ver- luste im Konkreten wahrnehmen. „Es gibt Effekte, die dazu führen, dass wir Entscheidungen treffen, die nachteilig für unser Geld sind, allerdings vorteilhaft für unser emotionales Wohlbefinden“, so Birgit Bruckner. Demzufolge sind auch Verkaufsentscheidungen emotional orientiert. Eine Rolle würden dabei Gier, Reue und die Angst vor Verlust spie- len: Könnte es bei einer Transaktion zu einem Verlust kommen, ist die Wahrscheinlich groß, dass der Investor den Verkauf einer Aktie oder anderer Wertpapiere nicht durchführen möchte. „Wir neigen dazu, Gewinne zu realisieren und Verlustwerte erstaunlich lange zu be- halten“ , erklärt die Psychologin. „Dadurch nehmen wir uns jedoch die Möglichkeit für weitere Gewinne bzw. Verluste zu beschränken.“ Nicht zu vergessen: Bei der Geldanlage handelt es sich um eine In­ vestition in die Zukunft, ins Ungewisse. Sicherheit gäbe es im End­ effekt nicht. „Besser ist, jene Risiken zu wählen, die zu meinem An- lageverhalten passen und für mich tragbar sind“, erklärt sie. „Dazu muss im Vorhinein festgestellt werden, wo mögliche Risiken liegen.“ Wichtig ist daher, Informationsquellen kritisch zu hinterfragen und zu selektieren. Aus psychologischer Sicht würden uns mehr Informatio­ nen zwar entschlossener und mutiger machen, jedoch nicht klüger. Denn zu viel Information überfordert, wodurch wiederum weniger ra- tionale Entscheidungen getroffen werden. Die Expertin empfiehlt folgerichtig eine Auseinandersetzung mit der eigenen Investitionsstrategie. Dabei helfen zum Beispiel die Fragen: Wie und wo weiche ich von meiner Investitionsstrategie ab? Wie treffe ich rein emotionale Entscheidungen? Was beeinflusst mich in meinen Kauf- und Verkaufsentscheidungen? „Man kann nicht alles abfedern, aber man kann einen Rahmen so gestalten, dass Entschei- dungen bei der Geldanlage weniger von Emotionen geleitet sind. Der größte Performance-Faktor ist die Qualität der eigenen Entschei- dung“, erklärt Bruckner abschließend. Birgit Bruckner, Mindest Money WENN EMOTIONEN KURSE MACHEN  |

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