GELD-Magazin, Juni 2019

ten: eine Verringerung der CO 2 -Emissi- onen gegenüber 2005 um 16 Prozent bis 2020 bzw. um 40 Prozent bis 2030. Mit Anhebung des Basisjahres von 1990 auf 2005 wurde die Vergleichsbasis an Emis- sionen deutlich in die Höhe geschraubt. Zur nationalen Umsetzung dieser Zielv- orgabe wurde zwar ein Klimaschutzge- setz beschlossen, dieses enthält jedoch nur schwache Ziele – und selbst die wer- den schon nicht mehr eingehalten“, er- klärt Schellmann. Nun scheint die EU Ernst zu machen. Derzeit wird die Ober- grenze der Gesamtemissionen noch Jahr für Jahr um 1,74 Prozent gesenkt. Ab dem Jahr 2021 wird das Zertifikatange- bot um jeweils 2,2 Prozent pro Jahr ver- ringert. Zudem orientiert man sich nicht mehr an den historischen Emissionen ei- ner Anlage, sondern am Stand der Tech- nik. Global 2000 fordert aber schärfere Maßnahmen: Die Herausnahme von 1,4 Milliarden CO 2 -Zertifikaten und die Er- höhung des jährlichen Reduktionssatzes von 1,74 auf 3,9 Prozent. Österreich hinkt hinterher Erreicht Österreich seine Ziele bis 2030 nicht, muss der Bund CO 2 -Zerti- fikate zukaufen. Da jedoch fast alle EU- Staaten ihre Ziele verfehlen werden, wird es kaum Zertifikate am Markt zu kaufen geben und der Preis pro Zertifikat könnte auf weit über die derzeit angenommenen 100 Euro (aktuell 26 Euro) in die Höhe schnellen. Dann wird es für Österreich richtig teuer – Schätzungen des WWF bzw. auch von Global 2000 gehen von ei- ner Belastung bis 2030 von mindestens zehn Milliarden Euro aus. Doch da nie- mand die Preisentwicklung abschätzen kann, könnten daraus auch hundert Mil- liarden werden. Das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus geht von Kosten in der Höhe von 8,7 Milliar- den Euro aus. Der Finanzminister muss diese Beträge in den nächsten Budgets berücksichtigen, bislang sind dafür kei- ne Vorkehrungen getroffen worden. „Der WWF verlangt daher schon seit Langem eine echte ökosoziale Steuerreform mit einer CO 2 -Steuer. Zweitens sind hohe Investitionen in die CO 2 -freie Mobilität erforderlich (öffentlicher Verkehr, Gü- ter auf die Schiene) und ein Ende für kli- maschädigende Subventionen, etwa für fossile Treibstoffe. Und drittens brauchen wir eine starke Effizienzsteigerung in al- juni 2019 – GELD-MAGAZIN | 17 CO 2 -Zertifikate | brennpunkt Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen Quelle:Umweltbundesamt (2017a,c,2018a) Wenn die Klimaziele des Pariser Abkommens erreicht werden sollen, ist eine regelrechte Transi- tion (Totalumstellung) nicht nur bei den großen CO 2 -Sündern erforderlich. EU-Ziel: -80 % bis -95 % Emissionen in Mio.t CO 2 -Äquivalent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 „Der WWF verlangt schon seit Langem eine echte öko­ soziale Steuerreform mit einer CO 2 -Steuer für Unternehmen, aber auch private Emittenten.“ Karl Schellmann, WWF Österreich Kohlebetriebene Dampfkraftwerte haben eine nur mehr geringe Lebensdauer vor sich 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 SzenarioTransition Szenario mit bestehenden Maßnahmen Treibhausgas-Inventur 1990–2016 len Bereichen, z.B. auch bei Gebäuden, um den gesamten Energieverbrauch zu halbieren. Die zehn Milliarden Euro, die wir für Importe fossiler Energieträger pro Jahr aufwenden müssen, könnten sinn- voller im Inland in eigene Wertschöpfung investiert werden“, meint Schellmann. Wichtig wäre vor allem die Elektrifizie- rung des Verkehrs.

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