GELD-Magazin, Mai 2019

aktien | Deutschland 48 | GELD-MAGAZIN – mai 2019 A uf eine interessante Divergenz weist der CIO (Chief Investment Officer) der DWS, Stefan Kreuz­ kamp, hin: „Die prospektiven, weichen (umfragebasierten) Indikatoren zeichnen ein deutlich dunkleres Bild als die harten Daten, die über die abgelaufenen Perio­ den berichten.“ Befindet sich die deut­ sche Industrie also am Rande einer Re­ zession oder steckt sie bereits mitten drin? Klar ist: Vor allem Exportnationen wie Deutschland leiden unter den Han­ delskonflikten zwischen den USA und China bzw. Europa. Die gute Stimmung im Dienstleistungssektor und unter den Verbrauchern federt in Deutschland die Industrieschwäche teilweise ab. Unter ei­ ner Rezession verstehen Volkswirte ei­ nen deutlichen Rückgang der Kapazi­ tätsauslastung, der zu einer Unterausla­ stung führt. Davon ist Deutschland (und auch der Euroraum als Ganzes) weit ent­ fernt: Die Beschäftigung steigt, die Ar­ beitslosigkeit sinkt, die Reallöhne steigen und die Kapazitäten vor allem außerhalb der Industrie sind ausgelastet. Keine Rezession in Sicht Die derzeitige Konjunktur wird von der Binnenwirtschaft (Konsum) getra­ gen und hier vor allem vom Dienstleis­ tungssektor. Investitionen und Exporte – und damit auch die Industrie – tun sich überall schwer. Die Industrieproduktion setzte ihren seit Mai letzten Jahres ab­ wärts gerichteten Trend fort. Schließlich zeigen auch die aktuellen ifo-Daten zum Geschäftsklima, dass die Industrieunter­ nehmen skeptischer in die Zukunft bli­ cken und insbesondere aus dem Ausland weniger Aufträge erwarten. „Es stellt sich die Frage, ob die Probleme in der Industrie früher oder später die Konsu­ mentenstimmung und in der Folge auch jene im Dienstleistungsbereich nach un­ ten reißt oder ob umgekehrt die (weltweit) gute Konsumkonjunktur für eine Aufhel­ lung in der (deutschen) Industrie sorgt“, sagt Kreuzkamp. Der Bauboom und eine Erholung in Asien wirken stimulierend, dagegen sorgt die Verschiebung des Bre­ xit für anhaltende Unsicherheiten. „Wir rechnen damit, dass das vierte Quartal 2018 die Talsohle bei den Wachstums­ zahlen markiert hat“, sagt Kreuzkamp. Positive Entwicklungen Auf Unternehmensebene gab es meh­ rere interessante Entwicklungen. Der Laborausrüster Sartorius startete mit kräftigen Zuwächsen ins Jahr, der Um­ satz stieg um 19 Prozent und übertraf die Erwartungen. Der milliardenschwere US-Investmentfonds Thornburg Growth Fund verkaufte einen Teil (10 %) seiner Wirecard-Position und stieg beim Medi­ zintechnikkonzern Siemens Healthineers ein. Damit hält der Fonds noch 214.800 Wirecard-Aktien (1,74 %) mit einem Wert von rund 26 Millionen Euro. Das Medien­ haus Axel Springer will seine Geschäfts­ strategie weiter schärfen und sich noch mehr auf die digitale Welt ausrichten. Axel Springer verdient immer mehr Geld mit digitalen Portalen für Job-, Immobili­ en- und Autoanzeigen – zum Beispiel mit der Stellenbörse Stepstone. Die Entwick­ lung im digitalen Geschäft von „Bild“ und „Welt“ sei erfolgreich. Tele Columbus gerettet? Die jüngste Erholung der arg ge­ beutelten Aktien des Kabelnetzbetrei­ bers hat einen weiteren Schub bekom­ men. Rückenwind verlieh dem Kurs die Idee, beim Netzausbau einen Investor ins Boot zu holen. Man prüfe im Rahmen des Glasfaserausbaus in Deutschland wert­ steigernde Optionen. Das schließe auch eine neue Struktur der Gruppe ein, die die Beteiligung eines Investors an den Netzen von Tele Columbus ermöglichen Nach einem fast ein Jahr währenden Abwärtsstrudel scheinen sich die konjunkturellen Frühindikatoren zu stabilisieren. Das verarbeitende Gewerbe schwächelt aber weiterhin weltweit. Und so wird der Konsument das Wachstum retten müssen. Eine Rezession ist noch nicht vom Tisch, solange sich der Dienstleistungs­ sektor gut halten kann, jedoch wenig wahrscheinlich. Wolfgang Regner Talfahrt gestoppt Der Deutsche Aktienindex (DAX) konnte weiter zulegen und die 200-Tage-Linie bei 11.600 Punkten nach oben durchbrechen. Nun lautet das nächste Kursziel rund 12.500 Punkte. Nach unten stabilisiert den Index die nunmehr neue Unterstützung bei 11.800 Punkten. Charttechnisch orientierte Anleger können ihre Long-Positionen weiterhin halten und das Gewinnstopp auf 11.940 Punkte nachziehen. dax  | 200-Tage-Linie geknackt

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