GELD-Magazin, Mai 2019

credit: www.awood.at,Chris Princic Künstliche Intelligenz erobert mehr und mehr die Schlagzeilen. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Be- griff? Werden uns superschlaue Maschinen bald den Rang ablaufen? Zumindest sind die „Computerhirne“ auf dem Vormarsch, was nicht zuletzt interessante Investmentchancen eröffnet. Harald Kolerus Z umindest medial ist sie bereits Realität: Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wird schon fast inflationär verwendet. Dabei ist es gar nicht so einfach zu beantworten, was ei­ gentlich darunter zu verstehen ist. Eine einheitliche Definition gibt es nicht, so finden wir etwa in Gablers Wirtschaftsle­ xikon Folgendes: „Künstliche Intelligenz (auch unter Artificial Intelligence be­ kannt, AI) beschäftigt sich mit Methoden, die es einem Computer ermöglichen, sol­ che Aufgaben zu lösen, die, wenn sie vom Menschen gelöst werden, Intelligenz er­ fordern.“ Vielleicht sind wir durch diese Ausführung nicht viel schlauer gewor­ den, versuchen wir es auf einem anderen Weg: Intelligenz wird generell als die Fä­ higkeit bezeichnet, abstrakt und ver­ nünftig zu denken und daraus zweck­ volles Handeln abzuleiten. Bisher wurde vor allem der Homo sapiens mit diesem schmucken Attribut bedacht, aber wir haben harte Konkurrenz bekommen. So hat das hochentwickelte Compu­ terprogramm Watson in der Quizsendung Jeopardy! zwei menschliche Champions klar geschlagen und so nebenbei ein Preis­ geld von einer Million Dollar eingeheimst. Noch beeindruckender war wohl die Nie­ derlage des damaligen Schachweltmeis­ ters Garri Kasparow im Jahre 1997 ge­ gen den, ebenfalls von IBM entwickelten, Schachcomputer Deep Blue. maschine schlägt mensch So ein Kunststück war einer Ma­ schine noch nie zuvor gelungen. Für noch mehr Aufsehen sorgte allerdings der Supercomputer AlphaGo, der die er­ folgreichsten Meister des komplexen ja­ panischen Brettspiels Go besiegte. Dem nicht genug: Nachfolgemodell AlphaGo Zero fegte wiederum AlphaGo vom Platz: 100 Siege in 100 Partien. Verblüffend: AlphaGo Zero wurden nicht die Taktiken menschlicher Spieler einprogrammiert, sondern lernte von Matches gegen sich selbst. Das muss man schon als ziemlich smart, wenn schon nicht sogar hochin­ telligent bezeichnen – und übrigens: Ent­ wickelt wurde das System von KI-Spezia­ listen Deepmind, zugehörig zum Google- Konzern. Und nachdem der Internetrie­ se nicht gerade als Wohlfahrtsverein par excellence bekannt ist, besteht wohl kein Zweifel, dass das Thema KI schon lange den kommerziellen Bereich beschritten hat. Auch Fondsgesellschaften haben diesen Trend erkannt, das GELD-Maga­ zin hat bei den Investmentprofis nach ihrem Verständnis von KI und den inte­ ressantesten Chancen in diesem Bereich gefragt. Tobias Rommel, Fondsmanager des DWS Invest Artificial Intelligence, meint: „KI ist die Simulation mensch­ licher Intelligenz durch Computer. Kon­ kret geht es dabei um die Entwicklung unterschiedlicher Technologien, die es Maschinen ermöglichen wird, wahrzu­ nehmen, zu verstehen und anzuwenden. Kognitive Systeme wie Computer Vision oder Audio Processing sind in der Lage, Bilder und Sprache wahrzunehmen und zu archivieren. Um das Verständnis von KI-Systemen zu entwickeln, ist es ent­ scheidend, gesammelte Information aus­ zuwerten, zu analysieren und daraus zu lernen. Derartige KI-Systeme interagie­ ren dann auf Basis von Algorithmen mit der realen Welt.“ Tiefer schnitt Heutige Anwendungsgebiete wie Ge­ sichtserkennung oder Smart Speaker sind laut dem Experten dabei erst der Anfang: „Langfristig wird KI in fast allen Wirtschaftsbereichen zum Einsatz kom­ men – Beispiel autonomes Fahren oder Erkennung von Krankheiten. Etablierte Industrien werden sich tiefgreifend ver­ ändern, sodass es sich auszahlen sollte, auf die KI-Gewinner von morgen zu set­ Künstliche Intelligenz | märkte & fonds „ Langfristig wird Künst­ liche Intelligenz in fast allen Wirtschaftsbereichen zum Einsatz kommen. “ Tobias Rommel, Fondsmanager DWS Quelle:Tractica Künstliche Intelligenz: Globaler umsatz steigt Ein boomender Geschäftszweig: Im Jahr 2025 sollen weit über 35 Milliarden Dollar mit künst- licher Intelligenz erwirtschaftet werden, heute sind es nicht einmal fünf Milliarden. Weltweite Entwicklung 2016-2025 in Millionen US-Dollar 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 Mai 2019 – GELD-MAGAZIN | 29

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