GELD-Magazin, Mai 2019
John Korter, LFDE - La Financière de l’Echiquier | INTERVIEW MAI 2019 – GELD-MAGAZIN | 27 La Financière de l’Echiquier wurde 1991 in Paris gegründet und verwaltet als privat geführtes Unternehmen rund zehn Milli- arden Euro. Führen Sie diesen Erfolg auch auf Ihre breite Produktpalette zurück? JOHN KORTER: La Financière de l’Echiquier zeichnet sich dadurch aus, dass wir kon- sequentes Stock Picking betreiben und mit großer Überzeugung in ausgewählte Unternehmen investieren. Aufgrund un- serer tiefgreifenden Analyse kennen wir die Unternehmen genau und pflegen einen in- tensiven Austausch mit dem Management. Wir sind davon überzeugt, dass talentierte Unternehmer die sichersten Kapitalanla- gen bieten. Zudem sind wir ziemlich gut in der Früherkennung von neuen Trends. Das Resultat sind sehr konzentrierte Portfolios, die aktiv gemanagt werden und weitgehend unabhängig von Benchmarks investieren. Thematisch sind unsere Fonds sehr breit aufgestellt – von europäischen Small- und Mid Caps bis hin zu globalen Wachstums- titeln und ESG-Fonds. Damit können wir je nach Investmentstrategie des Anlegers maß- geschneiderte Lösungen anbieten. Als Bottom up-Investor bestimmen Sie den „objektiven“ Wert eines Unterneh- mens und investieren dann, wenn der Marktpreis darunter liegt. Können Sie mir ein signifikantes Beispiel für ein unterbe- wertetes Unternehmen nennen bzw. wie Sie konkret bei der Bewertung vorgehen? Die niedrige Bewertung eines Titels ist nicht für alle unsere Fonds ein Kriterium, denn wir setzen auch auf Wachstumswerte, de- ren Bewertung nicht unbedingt unter dem Marktpreis liegt. In unseren eher Value-orien- tierteren Fonds, wie dem Echiquier Agressor, trifft dies jedoch zu. Europcar ist ein Beispiel für einen Titel, der vom Markt weitgehend ignoriert wird, dessen Preis stark gefallen ist, obwohl das Unternehmen regelmäßig Wachstumszahlen und steigende operative Margen aufweist sowie einen guten Cashflow generiert. Die Bewertung ist sehr attraktiv und beinhaltet ein hohes Aufwärtspotenzial. Inwieweit spielen volkswirtschaftliche Faktoren bei Ihren Unternehmensbewer- tungen eine Rolle? Als Stock Picker in unseren Aktienfonds (z.B. Echiquier Agenor – Mid Caps Europa) spie- len Makrofaktoren eine eher untergeordnete Rolle. Unser Ziel ist, in Wachstumsunterneh- men zu investieren, die weitgehend unab- hängig von konjunkturellen Faktoren Erfolg haben. Die Weltwirtschaftslage spielt eher eine Rolle als Indikator für längerfristige Ent- wicklungen bei der Auswahl von Sektoren und/oder Gewichtungen von Assetklassen, etwa bei unseren Mischfonds. Nachhaltige Geldanlage ist ein relativ neuer Trend. Sie haben sich bereits 2008 mit der Unterzeichnung der UNPRI Char- ta zum Investieren nach ESG-Kriterien bekannt. Wie lassen Sie das in Ihr Fonds- management einfließen? Unsere ESG-Expertise, die wir in zwölf Jah- ren entwickelt und kontinuierlich verfeinert haben, ist ein zentraler Baustein unserer Investitionsstrategie – und zwar über alle Fonds hinweg. LFDE hat sich seit 2007 mit dem Thema auseinandergesetzt. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf dem Thema Gover- nance oder gute Unternehmensführung, weil wir davon überzeugt sind, dass der Un- ternehmenserfolg mit guter Führung ihren Anfang nimmt. In unseren Studien konn- ten wir zudem nachweisen, dass sich gute Vor allem Corporate Governance hat es LFDE im Bereich ESG angetan. Voraussetzungen für jedes Investment ist ein fähiges und vertrauenswürdiges Management im Zielunternehmen. Welche Faktoren noch zur Outper- formance der konzentrierten Portfolios beitragen, erfahren wir im Gespräch mit John Korter. Mario Franzin Nachhaltiges Stock Picking ESG-Bewertungen auch positiv auf das Risi- ko-Rendite-Profil von Anlagen auswirkt. Sie managen seit Juni 2018 auch einen sehr interessanten Themen-Fonds, den Echiquier Artificial Intelligence. Wie wird dieser von den Kunden angenommen? Der Fonds wurde im Juni 2018 aufgelegt und weist bis dato eine, trotz Rückschlägen an den Märkten im letzten Quartal 2018, hervor- ragende Performance auf. Er ist über diesen Zeitraum einer der besten Fonds seiner Ka- tegorie. Wir sind überzeugt, dass Künstliche Intelligenz enorme Wachstumschancen bie- tet. Die Kunden haben zwar starkes Interesse an diesem Fonds, allerdings unterliegen sie manchmal Kriterien, wie zumindest drei Jah- re Track Record und einem Volumen über 100 Millionen Euro. Das Thema KI ist jedoch so neu, dass sich ein entsprechender Track Record erst abzeichnet. Es finden sich aber immer wieder einige mutige Investoren für diesen wegweisenden Fonds, hoffentlich auch bald in Österreich. www.lfde.com CREDIT: beigestellt John Korter, Country Head Germany & Austria, LFDE - La Financière de l’Echiquier
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