GELD-Magazin, Mai 2019

Kunden- und Investorentransaktionen durchzuführen. Bereits vergangenes Jahr traten jedoch Zahlungsprobleme auf, da Crypto Capital Konten nach eige- nen Aussagen von portugiesischen, pol- nischen und amerikanischen Behörden eingefroren wurden. Um weiterhin Aus- zahlungen gewährleisten zu können, wä- ren daraufhin 625 Millionen Dollar von Tethers Konten bei der auf den Bahamas ansässigen Bank Deltec (sowohl Bitfinex, als auch Tether eröffneten dort Ende ver- gangenen Jahres Konten) auf Konten von Bitfinex überwiesen worden. Im Gegen- zug wurden Tether bei Crypto Capital 625 Millionen Dollar von Bitfinex gutge- schrieben – ohne Wissen der Investoren und Kunden! Skandal ohne Wirkung Nachdem diese Meldung herausge- kommen war, machte sich Panik breit und der Bitcoin-Kurs rasselte auf knapp unter 5000 Dollar zurück. Bitfinex und Tether hängen seit Langem wie ein Da- moklesschwert über der Zukunft von Bit- coin – und dementsprechend sensibel re- agierte der Markt in der Vergangenheit auf jede Meldung in Zusammenhang mit dem Fall. Anders als bisher hielt diese Furcht aber nicht lange an und der Preis stieg bis Ende April wieder auf knapp 5300 Dollar. Für die meisten Markt­ beobachter war das eine Überraschung, da die Anschuldigungen noch lange nicht vom Tisch sind und ein Zahlungsaus- fall von Bitfinex immer wahrscheinlicher werden dürfte. Könnte die gegenwärtige Stärke daher womöglich als zusätzliches positives Signal für ein Ende des Bären- marktes gewertet werden? Substanzielle Entwicklungen Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und somit ist Bitcoins uner- wartete Resilienz bei weitem kein Beweis, dass sich der Wind auf den Krypto- märkten bereits gedreht hat. Wirft man jedoch einen Blick auf die Entwick- lungen abseits der Charts, wurde von technischer und unternehmerischer Seite im vergangenen Jahr einiges­ vorangetrieben. Der sogenannte „Krypto­ winter“ hat nicht nur Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht, sondern auch illusorische Projekte vom Markt gefegt. Jene, die sich behaupten konnten, haben aber die Zeit genützt, ihre Produktentwicklungen voranzu- treiben und können nun auf nachhal- tigeren Investments aufbauen. Beinahe wöchentlich publizierte Meldungen wie etwa Samsungs Investment in den fran- zösischen Krypto-Hardwareproduzenten Ledger oder Jaguars Zusammenarbeit mit der Kryptowährung IOTA bestäti- gen das. Und auch beim Primus Bitcoin ste- hen viele Zeichen auf Fortschritt. Ne- ben steigender Nutzerzahl und Trans- aktionsvolumen machte die Entwick- lung des „Second Layer“-Netzwerks „Lightning“, das als Lösung für Bitcoins Skalierungsprobleme angesehen wird, große Fortschritte. Die Zahl der teilneh- menden „Nodes“ stieg alleine im April um acht Prozent auf über 8000 und eine Zahlungskapazität von fast 5,5 Millio- nen Dollar. Die Hoffnungen bei „Light- ning“ liegen jedoch nicht nur in Echtzeit- transaktionen und marginalen Gebüh- ren, sondern auch in der einfachen Im- plementierung von nutzerfreundlichen Anwendungen durch Drittanbieter. Seit Kurzem lassen sich beispielsweise Zah- lungen auf E-Commerce-Seiten wie Ama- zon, Ebay oder Alibaba über das Light- ning-Netzwerk in Bitcoin abwickeln. Ist der Boden nun erreicht? Ob mit dem Kratzen an der 3000 Dol- lar-Marke im Dezember der Boden von Bitcoins Bärenmarkt tatsächlich erreicht wurde, bleibt im Moment jedoch noch fraglich. Die Hoffnung auf einen etwai- gen nächsten Anlauf gibt für viele aber die im Mai 2020 protokollmäßig vollzo- gene Halbierung der Miner-Erträge, die das Angebot von neugeschürften Bitcoin auf einem Schlag um die Hälfte – von derzeit 12,5 auf 6,25 Bitcoin pro Block – reduzieren wird. Obwohl die Vergangen- heit zeigte, dass diese Limitierung meist den Startschuss für eine neue Preisral- ly gab, liegt das Hauptaugenmerk derzeit auf der Gewinnung neuer Anlegergrup- pen. Mit sich abzeichnenden Fortschrit- ten im rechtlichen Bereich sowie im pro- fessionellen Handel und der sicheren Verwahrung von Bitcoin könnten bisher passive Investorengruppen einen mög- lichen neuen Aufschwung jedoch durch- aus anheizen. Mai 2019 – GELD-MAGAZIN | 15 Bitcoin | brennpunkt Zweifel bei Tether Ein „Stablecoin“ ist eine digitale Währung mit einem festen Wechselkurs zu einer Fiat-Wäh- rung und soll die rasche Umrechnung und Absicherung gegenüber kursvolatilen Zeiten auf den Kryptomärkten ermöglichen. Die feste Dollar-Bindung ergibt sich dabei aus der De- ckung des „Stablecoins“ mit Fiat-Reserven auf den Konten des dahinterstehenden Unterneh- mens. Der mit Bitfinex in Verbindung stehende „Stablecoin“ Tether, dessen Marktkapitalisie- rung derzeit bei knapp drei Milliarden Dollar liegt, wurde in der Vergangenheit immer wieder mit Manipulation des Bitcoin-Kurses und nicht ausreichender Deckung in Verbindung gebracht. Im Jänner 2018 sorgte die strafrechtliche Vor- ladung von Bitfinex und Tether durch die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) für Bitcoins Fall unter die 10.000 Dollar- Marke und den nachfolgenden Abwärtstrend.

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