GELD-Magazin, April 2019
Beispiel bargeldlos bezahlen, Nachrich- ten lesen bzw. senden, soziales Networ- king betreiben, Geld aufs Sparkonto ein- zahlen, Ärzte oder ein Taxi buchen. Aller- dings können die chinesischen Behörden auf alle Daten der WeChat-Nutzer zu- greifen. Regierungsfeindliche Nachrich- ten kommen bestenfalls nicht beim Emp- fänger an, schlimmstenfalls bringen sie den Sender ins Gefängnis. Dennoch hat sich in China das Bezahlen per Smart- phone längst durchgesetzt. Meist nut- zen die Chinesen Alipay, den mobilen Be- zahldienst der Alibaba Group. 700 Millio nen Nutzer hat die Website, sie wickelt 175 Millionen Transaktionen pro Tag ab (ohne jegliche Kreditkartennutzung) und ist damit der weltweit größte Anbieter. Paypal zählt knapp 270 Millionen Nut- zer, Apple Pay 250 Millionen. Aufgrund der großen Produktpalette der chine- sischen Internetriesen, die breiter auf- gestellt sind als Google oder Facebook, ist die E-Commerce-Marktpenetration in China doppelt so hoch wie in den USA. Breiter aufgestellt „Die Chinesen leben immer mehr on- line“, bestätigt auch der Fidelity-Analyst Jonathan Tseng. Es ist aber keineswegs so, dass China im Technologiebereich weltführend ist, das ist bisher nur in ei- nigen Segmenten gelungen (z.B. Smart- phones, 5G). So werden mehr als die Hälfte aller Halbleiter weltweit nach Chi- na importiert. Aber nur zehn Prozent der globalen Chip-Produktion findet im In- land statt. Das will die chinesische Re- gierung ändern – und sie ist bereit, viel Geld dafür auszugeben. Der vom Volks- kongress eben erst abgesegnete Plan „Made in China 2025“ sieht Milliarden- förderungen für chinesische Hightech- Unternehmen vor – in zehn Schlüssel industrien: Unter anderen Robotics, Chipsets, Halbleiter, Biotechnologie und Erneuerbare Energien. 40 Prozent der Mobilfunkchips sollen bis 2025 exklusiv in China produziert werden, 70 Prozent der Industrie-Roboter und 80 Prozent der Ausrüstung für Erneuerbare Energien. Der Produktanteil von E-Autos muss bis 2025 von acht auf 25 Prozent steigen – wer dies nicht schafft, muss Emissions- zertifikate kaufen. Bis 2022 soll der chi- nesische E-Commerce-Markt auf 1,8 Bil- lionen Dollar anwachsen. Rund 38 Pro- zent der chinesischen Bevölkerung kau- fen derzeit online ein – und diese Zahl ist noch ausbaufähig. Wachstumwird schwächer Dennoch schwächelt das nationale Wachstum in China. Der eben zu Ende gegangene Nationale Volkskongress hat viele Maßnahmen zur Wirtschaftsförde- rung beschlossen. Obwohl die Steuerlast und die Sozialabgaben um fast zwei Bil- lionen Renminbi (RMB = 260 Milliarden Euro) gesenkt werden, rechnet Finanzmi- nister Liu Kun aber nicht mit allzu großen Löchern in der Staatskassa. Im verarbei- tenden Gewerbe soll die Mehrwertsteuer um drei Punkte auf 13 Prozent sinken. In der wichtigen Bauindustrie fällt der Satz um einen Punkt auf neun Prozent. Die Sozialversicherungsprämien, die die Un- ternehmen für ihre Beschäftigten zahlen müssen, sollen deutlich verringert wer- den. Ministerpräsident Li Keqiang versi- chert: „Die Schulden der Regierung, auf zentraler wie lokaler Ebene, sind unter Kontrolle.“ Zusätzlich zu den Unterneh- menssteuern verringert die Regierung die Einkommensteuer. Um die Staatskassa aufzufüllen, sollen Staatsunternehmen mehr von ihren Gewinnen abführen April 2019 – GELD-MAGAZIN | 9 In einigen technologischen Bereichen, wie z.B. bei Smartphones/5G, ist China bereits Weltmarkt- führer. 2019 werden die landesweiten F&E-Aus gaben Chinas mit rund 300 Milliarden US-Dollar jene der USA überholen...
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