GELD-Magazin, April 2019
I hm wird nicht nur ein brillanter wis- senschaftlicher Geist zugeschrie- ben, sondern auch die eine oder an- dere witzige Formulierung: „Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an, als eine demokratische Regierung eine Haus- haltsreserve“, soll aus dem Munde Joseph Schumpeters stammen. Auch nicht schlecht: „Der Kapitalismus stirbt am Nervenzusammenbruch der Unter- nehmer.“ Oder: „Das Alte auf eine neue Weise tun – das ist Innovation.“ Gerade die letzte Weisheit sagt viel über das Denken des großen heimischen Natio- nalökonomen aus, aber dazu später. Schumpeter wurde 1883 als ein- ziges Kind eines Tuchfabrikanten in Triesch (Mähren) geboren, das damals zur österreichisch-ungarischen Monar- chie gehörte. Die Familie zog 1893 nach Wien, wo Joseph nach sehr gutem Ab- schluss am Theresianum an der Uni Wien Ökonomie und Jus studierte. In- teressant: Er praktizierte unter ande- rem am Internationalen Gerichtshof in Kairo; zurück in der Heimat wurde er an der Karl-Franzens-Universität in Graz zum jüngsten Universitätsprofes- sor der Monarchie. 1932 folgte er dem Ruf der Harvard-Universität in die Ver- einigten Staaten. Ohne Zweifel also ein schlauer Kopf, aber was war nun das wirklich bahnbrechend Neue in seinem wissenschaftlichen Werk? Die Macht der Monopole Schumpeter beschreibt vor allem in seinen letzten Buchern eine Spatform des Kapitalismus, die durch Stagna tion, einen Mangel an grundlegender Innovation, hohe Regulierungsdichte und das Abdanken der „Unternehmer“ zu Gunsten der „Manager“ gekenn- zeichnet ist. Das hat zur Folge, dass die Wirtschaft zunehmend durch Mono- pole oder Oligopole beherrscht wird. An Firmen wie Coca-Cola, Nestlé, Master- card, MTU, Linde oder LVMH kommt dann keiner mehr vorbei, um nur ei- nige Beispiele zu nennen. Sie erwirt- schaften Monopolrenditen,weil die Ein- trittsbarrieren zu hoch sind, um Kon- kurrenz aufkommen zu lassen. Kleinen Unternehmen fallt es auf der anderen Seite immer schwerer, sich gegen die Geschaftsmodelle der großen durchzu- setzen. Allerdings gelingt es immer wie- der einigen, laut Schumpeter „kreativen Zerstorern“, ganz neue Markte zu kreie ren und auf diese Weise die alten Oli- gopole zu gefahrden. Einige schaffen es sogar, sich selbst an die Stelle der alten Oligopolisten zu setzen. Aktuelle Bei- spiele hierfur sind etwa Alphabet, Ama- zon, PayPal oder Facebook, die ganze Branchen neu erfunden haben. Das klingt jetzt schon sehr modern, so ist heute beispielsweise immer lauter von der disruptiven (also zerstörerischen Kraft) des Internets und dessen prak- tischen Anwendungen zu hören. Uber beispielsweise wirbelt die Transport- branche durcheinander, ohne ein ein- ziges Fahrzeug zu besitzen; Airbnb lehrt die Hotelbranche das Fürchten – ganz ohne eigene Zimmer und Betten. Und die prophetischen Aussagen Schum- peters werden heute tatsächlich in der Investmentbranche genutzt, ganz de- zidiert vom Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz, der den „Phaidros Funds Schumpeter Aktien“ aufgelegt hat. Hier macht man sich auf die Suche nach Ti- teln, die zumindest eines der beiden Schumpeter’schen Kriterien erfüllen: Eine monopolistische/marktdominante Stellung einzunehmen oder durch Inno- vationskraft alteingesessene Unterneh- men vor sich herzutreiben. Noch besser ist es natürlich, wenn beide Merkmale aufgewiesen werden. So lebt Schum- peter, lange nach seinem Tod 1950, im modernen Portfoliomanagement weiter. credit:Wikimedia Commons/ekonomialaria wissen | Schumpeter-Methode 80 | GELD-MAGAZIN – april 2019 Er ist praktisch noch immer der „Vorzeigeökonom“ Österreichs, auch wenn seine Erkenntnisse in einer anderen Zeit, der Habsburger Monarchie, sowie in den USA geboren wurden. Nichtsdestotrotz greifen gerade heute mo- derne Investmentmethoden auf Joseph Schumpeter zurück. Seinen Ideen folgend, suchen Fondsmanager Mo- nopolisten oder „Zerstörer“ für ihr Portfolio. Harald Kolerus „Schöpferische Zerstörung“ Schumpeter: Unternehmer werden zu Managern. „ Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an, als eine demokratische Regierung eine Haushaltsreserve “ Joseph Schumpeter ließ auch durch ironi sche Formulierungen aufhorchen
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