GELD-Magazin, April 2019

R en Zhengfei – fast aus dem Nichts baute der Lehrersohn in der Hightech-Metropole Shenz- hen den Technologieriesen Huawei mit bereits 100 Milliarden Dollar Umsatz auf. Huawei war in der Lage, Konkurrenztech­ nologien zu kopieren und Marktanteile zu gewinnen, indem das Unternehmen Basisstationen um 30 Prozent billiger verkaufte als westliche Unternehmen. Diese Strategie hat funktioniert. Oder Jack Ma und sein E-Commerce-Riese Alibaba – eine noch gewaltigere Wachs- tumsstory. Doch mit bloßem Kopieren wären beide nicht zu Weltmarktführern geworden. Vielmehr ist es Innovation, was die chinesischen Mega-Konzerne im- mer weiter voranbringt. Heute ist Huawei weltweit unter den drei Top-Forschungs- unternehmen. Allein im Jahr 2018 hat Chinas größter Technologiekonzern 2500 neue Patente angemeldet. Nicht nur bei Smartphones, auch bei 5G haben die Chinesen die Nase vorn. Statt Kopien fürchtet der Westen jetzt Spionage. Un- geklärt ist bislang, wie eng Huawei mit der kommunistischen Partei Chinas zu- sammenarbeitet. Dagegen meint Öster- reich-Chef Joe Kelly: „Wir haben als ein- ziger Anbieter unseren Quellcode offen gelegt. Kein anderer Anbieter ist so trans- parent wie wir.“ Es gibt zwar keine di- rekte Staatsbeteiligung, doch meint etwa Kristin Shi-Kupfer vom Berliner Merca- tor-Institute for China Studies: „Immer- hin gibt es ein Gesetz für nationale Si- cherheit in China, das Unternehmen zur geheimdienstlichen Zusammenarbeit mit der Regierung bringen könnte. Explizit wird keine Kooperation verlangt, doch könnte ein Zugriff der Regierung auf Tech-Konzerne durchaus erfolgen. Be- weise dafür gibt es bisher nicht.“ Angeb- lich haben bereits reiskorngroße Chips Daten aus Geräten von Apple abgegrif- fen. Chinas Internet ist von der Außen- welt abgeriegelt, zensiert und dient dem gezielten Ausspionieren und Kontrollie- ren der Bevölkerung. In Wirklichkeit dürfte es aber um den Kampf um die technologische Vorherrschaft zwischen China und den USA gehen – und da sind die Chinesen stark national gesinnt. Denn wie Huawei nicht in den USA aktiv werden darf, können umgekehrt weder Google noch Facebook und Co. in China Fuß fassen. So sind etwa Google und da- zugehörige Dienste in China gesperrt. Alles nur noch online Beeindruckend ist auch, wie viele Chinesen schon völlig bargeldlos durch den Tag kommen und ihr Leben übers Smartphone organisieren. Dafür nutzen fast eineMilliarde Chinesen die heimische App für alles, nämlich WeChat. Wer auf WeChat angemeldet ist, der braucht kei- ne anderen Seiten mehr. Die App gehört zum Internetriesen Tencent. Mit 540 Mil- liarden Dollar hatte WeChat im Jänner 2018 kurzzeitig einen höheren Börsen- wert als Facebook. Inzwischen können Nutzer mit WeChat weitaus mehr als nur chatten: In der App sind 580.000 Mini- programme von Drittanbietern instal- liert, mit denen Anwender alles tun kön- nen, was im Internet möglich ist. Zum credit: 3D-Visualisierung: www.awood.at,Modeling: oliverlaric Brennpunkt | Weltmacht China 8 | GELD-MAGAZIN – April 2019 Die globale Werkbank für ausländische Produzenten – das war einmal. China schickt sich mit den vom Nationalen Volkskongress vorgegebenen Zielen an, neben den USA zur Technologie-Großmacht zu werden. In einigen Bereichen haben chinesische Unternehmen schon die Führerschaft übernommen. Wolfgang Regner Kampf um Vorherrschaft Chinas Angebot und Nachfrage bei Halbleitern Chinas Verbrauch an Halbleitern hinkt der eigenen Produktion zwar immer noch deutlich hinter- her, doch die Aufholphase hat längst begonnen. in Milliarden USD Quelle:PWC,“China‘s impacton thesemiconductor industry:2017update”,asofNovember2017. Datapost2016are forecastfigures. Produktion Verbrauch 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 250 200 150 100 50 0

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