GELD-Magazin, April 2019

aktien | Deutschland 64 | GELD-MAGAZIN – april 2019 D ie deutsche Industrie gerät im- mer stärker in den Abwärts- strudel der schwachen Welt- konjunktur: Ihre Geschäfte liefen im März so schlecht wie seit über sechsein- halb Jahren nicht mehr, was an den Fi- nanzmärkten als Rezessionssignal inter- pretiert wurde. Der entsprechende Ein- kaufsmanagerindex fiel um 2,9 auf 44,7 Punkte, wie das Institut IHS Markit mit- teilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen einen Anstieg auf 48,0 Punkte erwartet. Alle Werte unter 45 Punkten kann man als Signal für eine bevorstehende Rezession interpretieren. Erst bei mehr als 50 Punkten signalisiert das Barometer ein Wachstum. „Ange- sichts verstärkter Rückgänge bei Pro- duktion, Auftragseingang und Exporten hat sich die Talfahrt des deutschen In- dustriesektors weiter beschleunigt“, sagte Markit-Experte Phil Smith. „Geo- politische Risiken sorgten für die stärks­ ten Geschäftseinbußen seit 2012.“ Der Binnenmarkt schlägt sich dagegen recht gut: Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister fiel zwar leicht um 0,4 auf 54,9 Zähler, signalisiert aber immer noch ein robustes Wachstum. „Die Frage ist nur, wie lange er sich dem Abwärtssog der Industrie entziehen kann“, sagte Smith. „Der erste Stellenabbau in der In- dustrie seit drei Jahren ist sicher ein Warnsignal für die Binnennachfrage.“ Die Wirtschaftsweisen hatten gerade erst ihre Prognosen für das deutsche Wachs- tum auf 0,8 Prozent halbiert. Eine Erho- lung der Konjunktur im Verlauf der ers­ ten Jahreshälfte ist nach diesen Daten noch unwahrscheinlicher geworden. Doch immerhin ist der ifo-Geschäftskli- maindex erstmals wieder gestiegen, nach sechs aufeinander folgenden Rückgän- gen. Anleger flüchten dennoch in den „sicheren Hafen“ Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Ti- tel erstmals seit Oktober 2016 unter null Prozent und auf bis zu minus 0,001 Pro- zent. Investoren müssen dafür bezahlen, dem Bund Geld leihen zu dürfen. Bankenfusion ante Portas? Die Deutsche Bank und Commerz- bank wollen fusionieren. Auf dem Papier kann die Fusion attraktiv sein. In der Praxis gibt es jedoch hohe Umsetzungs- risiken. Die Banken könnten sich zu stark mit sich selbst beschäftigen, Kun- den könnten sich abwenden und die In- tegration der IT-Landschaft ist komplex. Außerdem könnten die regulatorischen Anforderungen steigen. Zudem ist im Falle einer Übernahme der Commerz- bank eine Kapitalerhöhung sehr wahr- scheinlich. Für die Neubewertung der Bilanz der Commerzbank, die zu erwar- tenden Restrukturierungskosten und den möglichen Aufbau eines Sicherheits- puffers könnten drei bis neun Milliarden Euro nötig sein. Und die Deutsche Bank müsste wahrscheinlich Regulierungs- bedingungen erfüllen und die Postbank nach jahrelangen Integrationsbemü- hungen wieder verkaufen. Branchenex- perten gehen davon aus, dass die Com- merzbank-Aktionäre eher von einem Zu- sammenschluss profitieren sollten. Denn die Commerzbank verfügt über ein auf Privat- und Firmenkundengeschäft fo- kussiertes und etabliertes Geschäftsmo- dell mit guter Marktposition und sie hat ihren Umbau weitgehend abgeschlos- sen. Die Deutsche Bank steckt dagegen noch mitten in der Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells. Je nachdem, was bei einem Zusammenschluss alles an Lasten aus der Finanzkrise hochkommt (kri- tische Staatsanleihen bei der Commerz- bank, komplexe Finanzderivate bei der Deutschen Bank), variieren die Kosten einer Transaktion erheblich. Und dazu kommt noch das Problem, dass der deut- sche Staat mit 15 Prozent an der Com- merzbank beteiligt ist. Es entstünde Charts:Tai-Pan/MountainView; CREDIT: pixabay Noch gar nicht lange ist es her, dass Deutschlands Wirtschaft rosige Zeiten prognostiziert wurden. Diese Vorhersagen sind bereits im „Mistkübel der Finanzgeschichte“ gelandet, denn seit einigen Wochen folgt ein Rezessionssignal auf das andere. Auch der DAX steht auf der Kippe. Wolfgang Regner Rezessionssignale Der Deutsche Aktienindex (DAX) konnte zuletzt weiter zulegen und die Widerstände bei 11.540 sowie auch bei 11.800 Punkten überwinden. Auch die 200-Tage- Linie wurde durchbrochen. Dennoch bleibt die Widerstandszone zwischen 11.800 und 12.000 Punkten massiv. Charttechnisch orientierte Anleger sollten das Stopp Loss weiter auf 11.480 Punkte anheben. Diese Unterstützung sollte unbedingt halten. dax  | Rally schon vorbei?

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