GELD-Magazin, April 2019

CrediTS: pixabay 6 | GELD-MAGAZIN – april 2019 brennpunkt | Kurzmeldungen 1,1 prozent soll die Wirtschaft der Eurozone heuer wachsen, so die Be- rechnungen der einflussreichen Ratingagentur S&P. Zuvor war man noch von immerhin 1,6 Pro- zent ausgegangen.Warum fällt die neue Prognose schlechter aus? Vor allem die Abschwächung in großen Volkswirtschaften wie Deutschland und Italien Ende vorigen Jahres mache sich bemerk- bar. S&P erwartet zudem, dass beide Länder 2019 „deutlich unter dem Durchschnitt der Euro- zone liegen werden“. Verantwortlich seien vor allem Belastungen im Exportgeschäft, die Aus- landsnachfrage dürfte weiterhin gedämpft blei- ben. In dieses unerfreuliche Bild fügen sich noch weitere Meldungen: Die deutsche Bundesregie- rung senkte bereits ihre Wachstumsprognose für 2019 deutlich auf ein Prozent. Auch Frankreich rechnet inzwischen mit weniger Wachstum. Die EU-Kommission kappte ihre Prognose für die ge- samte Währungsunion in diesem Jahr auf 1,3 Prozent, von zuvor erwarteten 1,9 Prozent. Italien wiederum (siehe Beitrag links unten) ist bereits in die Rezession geschlittert. zahlenspiel Kein Einschnitt für EU-Strukturen. Aufklärung ist die beste Möglichkeit, der großen Verunsicherung entgegenzuwirken, die rund um den Brexit herrscht. Deshalb bat das Bankhaus Spängler zu einer Expertendiskussion zumThema. Hier sah Helene Schuberth, Außenwirtschafts- expertin der Oesterreichischen Nationalbank, potenziell starke Auswirkungen auf die Entwick- lung des BIP im Vereinigten Königreich selbst: „Bei einem Hard Brexit rechnen Studien der bri- tischen Regierung und der Bank of England mit einem langfristig fünf bis elf Prozent niedrigerem BIP als ohne EU-Austritt. Ein Soft Brexit würde die negativen Auswirkungen erheblich mildern. Man muss hierbei betonen, dass die Studien zur Ab- schätzung der ökonomischen Effekte des Brexit mit einer hohen Unsicherheit behaftet sind.“ Die gute Nachricht lautet wiederum: Aufgrund der vergleichsweise geringen Finanzmarkt- und Han- delsverflechtung zwischen Österreich und dem Vereinigten Königreich sind die Auswirkungen für die Alpenrepublik im Vergleich zu anderen EU-Ländern gering. So sieht Emil Brix, bis 2015 brexit: Österreich kommt glimpflich davon Botschafter in London, geringe Konsequenzen für Österreich: „Aus der diplomatischen Perspektive ist der Brexit zwar eine Katastrophe, die wirt- schaftliche Betroffenheit ist für Österreich jedoch überschaubar.“ Interessant ist außerdem, dass der Experte den Brexit nicht als einen großen Einschnitt in der Geschichte der Europäischen Union bezeichnet: „Auch wenn davor noch nie ein Mitglied aus der EU ausgetreten ist, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass in der EU vieles einfach weiter bestehen wird. Es deutet bis- her nichts darauf hin, dass sich an den Strukturen der EU Entscheidendes ändern wird.“ Schieflage. Die EU-Kommission sieht im Haushaltsplan der italienischen Regierung keine ausreichenden Wachstumsimpulse und oben- drein „Ansteckungsgefahr“ für die Eurozone. „Es gibt keine Maßnahmen,die ge- eignet wären, das langfristige Wachstum positiv zu beein- flussen“, zitiert die italienische Zeitung „La Repubblica“ aus dem Länder-Bericht der EU-Kommission. Statt das Wirtschaftswachstum an- zukurbeln, werde der Etat negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung,das Defizit und die Schulden des Landes haben. Damit werde Italien zu einer „Ansteckungsgefahr“ für die Eurozone. Ende 2018 hat- ten sich die EU-Kommission und Italien monatelang über den Haushalt für 2019 gestrit- ten. Die Regierung in Rom plante ursprünglich mit einem Defizit von 2,4 Prozent – dreimal so viel wie ihre Vorgänger. Die Koalition aus Lega und 5-Sterne-Bewegung will kostspieligeWahlverspre- chen wie ein Grundeinkommen und ein niedrigeres Rentenein­ trittsalter finanzieren, obwohl das Land unter einem Schul- denberg von mehr als 130 Prozent der Wirtschaftsleistung ächzt. Übrigens: Italien ist nach Deutschland und Frankreich die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – und steckt der- zeit mitten in einer Rezession. Die EU-Kommission senkte ihre Wachstumsvorhersage für Ita- lien in diesem Jahr von 1,2 auf 0,2 Prozent. Damit wackelt das von Rom nach Brüssel übermit- telte Ziel für das Haushaltsdefizit von 2,04 Prozent des BIP. italien: „Ansteckungsgefahr“ Facebook beugt vor. „Nach der ver- suchten Wählerbeeinflussung rund um die US-Wahl 2016, die Brexit-Abstimmung und das irische Abtreibungsreferendum reagiert Facebook und macht politische Werbung transparenter“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. So soll die bald anstehende Europawahl vor Verzerrungen geschützt werden. Die Maßnahmen Facebooks: Wer für Kandidaten und politische Themen werben will, muss sich ab jetzt registrieren.Außer- dem sind Anzeigen in einem öffentlichen Archiv durchsuchbar; sogenannte Dark Ads, die nur einer sehr speziellen Zielgruppe angezeigt wer- den, sollen somit der Vergangenheit angehören. Ad Falschnachrichten: Außerdem wird ein neues virtuelles Lagezentrum eingerichtet, in dem Face­ book-Mitarbeiter an verschiedenen Standorten zusammengeschaltet werden. Sie sollen so Kon- takt zu Behörden unterhalten und einen gewissen Gegen-Check ermöglichen.Die Europawahl findet von 23. bis 26. Mai statt, letztgenannter Termin gilt für Österreich. EU-wahlen: Keine Fake-News

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