GELD-Magazin, April 2019
Martin Lau, Managing Partner bei First State Stewart Asia, sieht Vorteile für An- leger: „Chinesische Unternehmen haben bislang ein starkes Gewinnwachstum ge- zeigt – im Vergleich zu Märkten wie den USA, Europa, Japan und anderen Län- dern im asiatisch-pazifischen Raum. Laut Expertenschätzungen liegt das 12-Monats-Gewinnwachstum für den Shanghai Composite bei 13,4 Prozent – bei einer Bewertung von einem Kurs-Ge- winn-Verhältnis (KGV) mit dem Faktor 11,9. A-Shares decken mehr Sektoren ab als H-Aktien. Sie sind unserer Ansicht nach repräsentativer für die chinesische Wirtschaft. MSCI hat im Jahr 2018 230 A-Shares in seinen Emerging Market-In- dex aufgenommen.“ MARKTBESONDERHEITEN „Der chinesische A-Share-Markt ist jedoch noch relativ jung und wird stark von der Regierung beeinflusst. Aktien, die in Shanghai gelistet sind, unterlie- gen täglichen Handelsgrenzen. Wenn der Aktienkurs die Kursgrenzen von plus oder minus zehn Prozent über- bzw. un- terschreitet, wird der Handel automa- tisch bis zum nächsten Tag ausgesetzt. Zudem können Unternehmen den Han- del ihrer Aktien auch freiwillig einstellen. In Zeiten volatiler Kurse werden häu- fig staatseigene Banken und Makler zu einem sogenannten ‚nationalen Dienst‘ aufgerufen – durch diesen staatlich vor- geschriebenen Handel sollen Aktien- kurse zusätzlich gestützt werden. Diese Art der Interventionen verzerren jedoch die Preisbildung am Kapitalmarkt und führen zu einem ineffizienten Markt. Al- lerdings sind wir auch der Ansicht, dass sich daraus attraktive Möglichkeiten für aktive Investoren bieten, Alpha zu gene- rieren“, meint Lau. ZWEITGRÖSSTER AKTIENMARKT Der Effekt der Höhergewichtung ist nicht zu unterschätzen. Mit 0,8 Prozent untergewichtet zu sein oder mit 3,3 Pro- zent ist ein großer Unterschied. Insge- samt könnten rund 70 Milliarden Dol- lar in die chinesischen Aktienmärkte flie- ßen – das ist aber gar nicht so viel, wenn man bedenkt, dass das tägliche Handels- volumen an den Börsen Shanghai und Shenzhen oft über 100 Milliarden Dol- lar liegt. Auch die regulatorischen Struk- turen werden auf ein neues Qualitätsni- veau gehoben, denn die Zahl der Aktien, bei denen der Handel einfach ausgesetzt werden kann, wenn es Probleme gibt, wird sich spürbar verringern. Schließlich sollte China bis 2025 rund 40 bis 50 Pro- zent der Gewichtung des MSCI EM In- dex ausmachen, davon rund die Hälfte mittels A-Aktien. Investoren werden frü- her oder später ihre Gewichtungen z.B. in globalen Aktienfonds erhöhen. Oder sie könnten Investmentvehikel mit einer reinen A-Share-Gewichtung auflegen, um weiteren Indexanhebungen zuvorzu- kommen. Wenn die vollständige Integra- tion erreicht ist, dürfte das Gewicht der A-Aktien 14,7 Prozent betragen, ver- glichen mit heute 0,8 Prozent. Es gibt schon einige China-Aktienfonds, die nur auf A-Aktien setzen: Den Allianz China A-Shares (ISIN LU0411150922) oder den JPM China A-Share Opportunities Fund (ISIN LU1255010958). APRIL 2019 – GELD-MAGAZIN | 49 China A-Shares | MÄRKTE & FONDS CHINA-AKTIEN: EINE BUNTE MISCHUNG ADRs: » Ein American Depositary Receipt ist ein übertragbares, von einer US-Bank ausge- stelltes Zertifikat, das eine bestimmte An- zahl von Aktien eines ausländischen Un- ternehmens repräsentiert. Die Zertifikate lauten auf US-Dollar und werden an der New York Stock Exchange und an der Nas- daq gehandelt. Per 1. März 2018 waren ADRs von 353 chinesischen Unternehmen gelistet. A-Shares: » Aktien von Unternehmen mit Sitz und Bör- sennotierung in China, die auf die Lokal- währung (RMB) lauten und für nicht qua- lifizierte ausländische Anleger nur über die Stock-Connect-Programme zugänglich sind. Sie werden am Festland gehandelt (Shanghai, Shenzhen). B-Shares: » Aktien von Unternehmen mit Sitz und Bör- sennotierung in China, die entweder auf US-Dollar (an der Börse in Shanghai ge- handelte Aktien) oder auf Hongkong-Dol- lar (in Shenzhen gehandelt) lauten. Diese Aktien sind für ausländische Anleger direkt zugänglich. H-Shares: » Auf Hongkong-Dollar lautende Aktien von Unternehmen mit Sitz in China, die aber offshore in Hongkong notiert sind. Diese Aktien sind für ausländische Anleger direkt zugänglich. Red Chips: » Aktien von Unternehmen, die ihren Sitz außerhalb von China haben, sich aber im Wesentlichen im Eigentum von chi- nesischen Staatsunternehmen befinden und den Großteil ihrer Umsätze in China erwirtschaften. Diese Aktien lauten auf Hongkong-Dollar, werden in Hongkong ge- handelt und sind für ausländische Anleger direkt zugänglich. „Die Erhöhung der A-Aktien- Gewichtung wird zu erheblichen Kapitalzuflüssen führen“ Mike Shiao, Invesco
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