GELD-Magazin, April 2019

Keine Rendite ohne Risiko – was gilt es zu beachten? D as Jahr 2018 war für Investoren kein leichtes Jahr und trotz eines guten ersten Quartals scheint es, als würde auch das Jahr 2019 aus Anle- gersicht nicht ganz einfach werden. Der andauernde Handelskrieg zwischen den USA und China belastet die Märkte ebenso wie die Unklarheiten rund um den Brexit. Hin- zu kommt, dass die amerikanische Notenbank Fed allemAnschein nach in diesem Jahr keine weiteren Zinsschritte mehr vornehmen wird. Ebenso dürfen Anleger wohl auch von der Eu- ropäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr keine steigenden Zinsen mehr erwarten. So- mit ist 2019 das nächste Jahr, in dem Inves- toren, die regelmäßige Einkünfte aus ihrem Kapitalvermögen benötigen, sich alternative Einkommensquellen erschließen müssen. Während Investoren sich in den vergangenen Jahren zum Teil auf Dividendenzahlungen ver- lassen konnten, scheint es 2019 auch in die- sem Bereich schwieriger zu werden, ausrei- chende Einkünfte zu erzielen. Dies liegt be- sonders daran, dass die ersten Unternehmen bereits rückläufige Gewinne meldeten bzw. davor warnen, dass ihre Gewinne zurückgehen könnten – was in der Folge zu niedrigeren Divi- denden führen kann.Allerdings gibt es gerade in Europa eine Vielzahl von Unternehmen, die ihre Dividendenzahlungen auch in schlechten Zeiten stabil halten und lieber Rückstellungen auflösen, als die Ausschüttungen an ihre Ak- tionäre zu kürzen. Allerdings können ent- täuschte Gewinnerwartungen zu hohen Kurs- abschlägen führen, die viele Investoren nicht tragen können oder wollen und somit gerade in dem derzeitigen Marktumfeld auf Dividen- denpapiere verzichten. HIGH YIELD-BONDS SIND ÜBERKAUFT Aufgrund der beschriebenen Risiken suchen viele Anleger wieder im Bereich der festver- zinslichen Wertpapiere nach attraktiven An- lagemöglichkeiten. Da Anleihen von Schuld- nern aus den Industrienationen, die über eine gute Bonität verfügen, nur einen niedrigen Ku- pon haben, müssen Investoren auf hochver- zinsliche Unternehmensanleihen und Staats- anleihen aus den Schwellenländern auswei- chen, um ihre Ertragsziele zu erreichen. Somit sind die in den letzten Monaten zu verzeichnenden hohen Mittelzuflüsse in In- vestmentfonds, die hochverzinsliche Anleihen von Unternehmen oder aus den Schwellen- ländern halten, nicht verwunderlich. Sind die- se Produkte doch für viele Investoren die ein- zige Möglichkeit, um diese Art von Anleihen erwerben zu können. Doch auch in diesem Segment droht Anlegern Ungemach. Zwar sind die Ankündigungen der Fed und der EZB in Bezug auf ihre kurz- beziehungsweise mit- telfristige Zinspolitik eher positiv für hochver- zinsliche Anleihen, aber die Begründungen, warum die beiden Zentralbanken ihre Zin- sen nicht anheben, sollten die Investoren vor- sichtig werden lassen, geht es beiden Zen- tralbanken doch unter anderem darum, das Wirtschaftswachstum trotz steigender Infla- tion nicht zu gefährden. Ein Einbruch des Wirtschaftswachstums in den Industrienatio- nen hätte sicherlich negative Folgen im Seg- ment der Unternehmensanleihen. Aber auch Staatsanleihen aus den Schwellenländern wären von einem solchen Szenario betroffen, denn wenn die Investoren die Flucht in den sicheren Hafen antreten, verkaufen sie nor- malerweise alle hochverzinslichen Anleihen in ihrem Portfolio. Aufgrund der hohen Mittel- zuflüsse in hochverzinsliche Anleihen in den letzten 24 Monaten könnte es in einem sol- chen Fall in diesem Segment zu einem Liqui- ditätsengpass kommen, der weitere Kursver- lusten nach sich ziehen würde. SPREADS SIND UNATTRAKTIV GEWORDEN Ein weiteres Risiko, das im Segment der hochverzinslichen Anleihen häufig übersehen wird, sind die mittlerweile stark reduzierten Renditeaufschläge (Spreads), die diese Schuldner dem Gläubiger im Vergleich zu hoch bewerteten Unternehmens- und Staats- anleihen für das höhere Risiko zahlen müs- sen. In vielen Fällen sind diese Renditeauf- schläge, aufgrund der hohen Nachfrage nach den entsprechenden Anleihen, so stark re- duziert, dass diese das vom Gläubiger über- nommene Risiko nicht mehr kompensieren. Dementsprechend sollten Investoren darauf achten, dass die von ihnen gewählten Fonds nur sehr selektiv in hochverzinsliche Anleihen investieren und möglichst liquide sind, um so im Fall des Falles schnell an den Märk- ten agieren zu können. Der Preis für eine bes- sere Qualität der Schuldner und die höhere Liquidität der Anleihen ist eine niedrigere Ver- zinsung der Papiere. Somit sind, insbesonde- re aus Risikogesichtspunkten, die Fonds mit der höchsten Rendite nicht immer die besten Produkte für einen Anleger. Dies trifft insbe- sondere dann zu, wenn es sich bei dem In- vestor um einen sicherheitsorientierten Anle- ger handelt. www.lipperleaders.com Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibt ausschließlichdieMeinungdesAutorswieder,nichtdievonLipperoderRefinitiv. | LIPPER RESEARCH | APRIL 2019 – GELD-MAGAZIN | 41 KOLUMNE Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA

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