GELD-Magazin, April 2019
APRIL 2019 – GELD-MAGAZIN | 35 Globaler Ausblick | MÄRKTE & FONDS Nachdem in den letzten neun Jahren die Märkte eine teils gewaltige Performance (der US Dow Jones Index mit einem Plus von 250 Prozent) geliefert haben, dürften die Entwicklungen 2019 und auch in den Folgejahren deutlich mode- rater ausfallen. Mein Zeithorizont umfasst dabei rund drei Jahre. In den USA ist auch 2018 das Geld weiter teurer ge- worden, nicht nur wegen steigender Zinsen, sondern auch wegen der flachen Zinskurve. Das hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Krediten, aber auch auf die Investitionen und die Geldmenge. Der Markt hat das recht spät verstanden, um dann umso massiver zu reagieren. Im Dezember 2018 gab es eine heftige Kor- rektur. Was sind die aktuellen Kernaussa- gen zur Marktentwicklung? Erstens bleiben politische Risiken ein Dauerthema. Die US- Präsidentschaftswahlen 2020 sind bereits in Sichtweite, in Europa droht ein No-Deal-Brexit, auch in Italien gibt es Probleme. Zweitens: Eine moderate Wachstumsdynamik bedeutet noch lange keine Rezession, auch wenn sich das US-BIP auf 2,2 Prozent (der private Konsum bleibt die größte Stütze) und das chinesische BIP kontrolliert in Richtung sechs Prozent ab- schwächen sollten. Drittens wird in der Geldpolitik „Geduld“ zum neuen Leitmotiv: Die US-Fed hat ihren Autopiloten auf „off“ ge- stellt – weitere Zinserhöhungen werden von der jeweils aktuellen Datenlage bestimmt. Und viertens sind die Großanleger in einen „Risk-off-Modus“ umgeschwenkt. Investoren fahren ihre Risiko- Investments sukzessive zurück und bauen Anleihen auf. Philipp Baar- Baarenfels, Director Austria RENDITEKURVE & PRIVATE KREDITBEDINGUNGEN Quelle:AXA IM,FRB,Januar2019 Q1 1996 straffere Standards Q2 2001 Q3 2006 Q4 2011 Q1 2017 Non-credit cards (links) Lockere Standards Credit cards (links) Renditekurve (-2y,rechts) 100 80 60 40 20 0 -20 -40 -1,5 -0,5 0,5 1,5 2,5 3,5 4,5 Index % AXA IM | Wohin steuern die USA? Stoßen die Technologieaktien nach einer zehnjährigen Outperformance an die Grenzen ihres Wachstums? Festzuhalten ist und bleibt, dass die großen Technologiekonzerne - vor allem aus den USA - sich nicht nur hohe Umsätze und Gewinne, sondern vor allem durch eine große fundamentale Qualität auszeichnen. Wir sehen hohe Cashflows, geringe Verschul- dungsgrade, hohe Liquiditätspolster und solide Bilanzen. Teilweise sind die Bewertungen schon herausfordernd und als aktive Investoren müssen wir auf Preisdisziplin achten. Unsere erfolgreichsten Tech-Aktien des Jahres 2018 waren nicht Amazon oder Facebook, sondern Lenovo (Weltmarktführer im PC-Bereich) und Ericsson. Beide sind nicht unbedingt als hochqualitative Werte bekannt, aber eine attraktive Turnaround-Story. Denn im Star-Sektor der FAANGs ist die Zeit der Riesenrenditen vorerst einmal vorbei. Apple erreichte zwar im August 2018 als erstes Unternehmen eine Marktkapi- talisierung von über einer Billion Dollar, doch wenige Monate später waren davon schon gut 30 Prozent wieder verloren gegangen. Die Zahl der verkauften Smartphones sinkt. Facebook hat es gar geschafft, an einem einzigen Handelstag 120 Milliarden Dollar an Marktwert zu verlieren. 50 Prozent der weltgrößten Unternehmen vereinen sich im Technologiesektor – ein Paradebeispiel ist Alphabet. Mit Google als der weltgrößten Suchmaschine und Big Data können intelligente Algorithmen eine bessere Zielgenauigkeit der Internet- Werbung erreichen. Dazu ist Google in den Bereichen autonomes Fahren, Robotics und Künstliche Intelligenz aktiv. Eine so breite Auf- stellung disruptiver Technologiebereiche findet man nur bei Alpha- bet. Die Bewertung ist mit rund 20 durchaus fair. Das Wachstum liegt bei 20 Prozent pro Jahr. Das ist eine attraktive Anlagechance. Mike Judith, Managing Director SEKTORENTWICKLUNGEN BEI TECH-AKTIEN Quelle:Bloomberg (asat31Oct2018) nächste zwölf Monate Telekom Services Tech Hardware 12 Monats KGV 20% 18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% Halbleiter Medien Software & Services 25 20 15 10 5 0 Umsatzwachstum 11,6 12,1 12,2 14,3 21,4 7,0% 4,2% 5,1% 2,9% 1,1% DNB ASSET MANAGEMENT | Ende des Wachstums oder Kaufchance?
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