GELD-Magazin, April 2019
T rotz der absehbaren Abschwä- chung der Konjunktur können wir mit einem verlängerten Wirt- schaftszyklus rechnen. Stimulusmaß- nahmen in China dürften früher oder später ihre Wirkung entfalten und auch in Europa sollte sich das Wachstum dank expansiver Fiskalpolitik stabilisie- ren. Sachwerte wie Aktien könnten wei- terhin gut performen. Von den vielen Baustellen, die wir derzeit sehen, etwa der Brexit oder der Handelskonflikt zwi- schen den USA und China, könnten sich einige besser als erwartet entwickeln. Wir werden nicht in die Rezession hinein- marschieren. Ein gemäßigtes Wachstum bei niedrigerer Inflation bedeutet auch, dass die Notenbanken vorsichtiger mit ihren Zinserhöhungen umgehen werden. Dieses Umfeld moderater Geldpolitik so- wie attraktivere Bewertungen nach der Korrektur im letzten Jahr legen den Schluss nahe, dass sich Risikoanlagen wie eben Aktien im Jahresverlauf weiter erholen sollten. Verschiedene Faktoren werden die Inflation im Zaum halten – so die Überkapazitäten in vielen Schwellen- ländern, die Abwertung in China, und wenn auch das Lohnwachstum in den USA in Fahrt kommt und Produktivitäts- steigerungen begrenzt sind, dürften Son- derfaktoren wie im Gesundheitsbereich oder die Mieten der Inflation Grenzen set- zen. In Europa ist die Produktionslücke noch wesentlich größer, sodass die Infla- tion kaum Schaden anrichten kann. Das Wachstum sollte sich nach einem schwä- cheren ersten Halbjahr im Lauf des Jah- res 2019 wieder moderat erholen. Wich- tig ist auch, dass die US-Notenbank Fed geliefert hat – sie hat sich einen Zinssen- kungsspielraum erarbeitet. China senkt bereits die Zinsen und im Euroraum ist frühestens 2020 mit einem Zinsanstieg zu rechnen. MÄRKTE & FONDS | Globaler Ausblick 34 | GELD-MAGAZIN – APRIL 2019 Am 14. März fand das alljährliche Fondsforum Österreich statt. Die Vortragenden behandelten vor allem die Frage, ob die Anleger nach der fast durchwegs schlechten Performance im vergangenden Jahr trotz der nun günstigeren Bewertungen auch 2019 wieder mit schwachen Renditen rechnen müssen. Wolfgang Regner Verlängerter Wirtschaftszyklus CREDITS:Archiv,beigestellt Finanztitel bieten ein breites Anlagespektrum – da geht es nicht nur um Banken und Versicherungen, sondern auch um Asset Management-Häuser, Lebens- und Sachversicherer, Datenanalyse und Anbieter von Finanzinformationen, Kreditkarten und Leasing-Anbieter, Softwareanbieter, Datenanalyse und -sicherheit, Transaktionsverwaltungssysteme, Wertpapierbroker und Internet Finance. Zwischen diesen Subsektoren herrschen nur geringe Korrelationen. Und es gibt eine Reihe struktureller Trends. Vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) erscheint attraktiv: Unter- nehmen, die KI-Technologien eingeführt haben, erwarten bis 2020 Um- satzsteigerungen von fast 40 Prozent. Die Bank of Korea hat die Absicht, bis 2020 alle Münzen aus dem Verkehr zu ziehen. Ein struktureller Trend ist auch das bargeldlose Zahlen. Big Data sind ein weiteres Megathema. Durch die Fülle an neuen Informationen lassen sich, zu Datensätzen auf- gearbeitet und intelligent verknüpft, Produktlösungen viel schneller anbieten. Die Nutzung von Microsofts Intelligent Cloud hat es dem Versicherer Hiscox ermöglicht, die für die Analyse von Überschwemmungsrisikodaten benötigte Zeit von acht Monaten auf zwölf Stunden zu senken und entsprechende Versicherungen viel schneller anzubieten. In China wurden 2017 Zahlungen über mobile Geräte in Höhe von über neun Billionen USD abgewickelt, 80-mal so viel wie in den USA. Nur 15 Prozent der Schweden haben ihren letzten Kauf oder Verkauf mit Bargeld ge- tätigt. Millennials unterscheiden sich im Nutzerverhalten von Bankdienstleistungen gegenüber früheren Zeiten – heute setzen sie auf mobile Lösungen. Mit Hilfe der Digitalisierung (Online- Bezahlsysteme) können bisher unversorgte Länder und Gebiete in den Emerging Markets (EM) mit Finanzprodukten abgedeckt werden. Da gibt es Banking-Lösungen, rein zugeschnitten auf das Smartphone. Auch in den EM macht sich der Trend zur Digitalisierung bemerkbar. Karl Banyai, Head of Austria DIVERGENZ VON SUBSEKTOREN Quelle:Bloomber, inUSD,31.12.2006bis31.12.2007 Deutsche Börse AG 120,0% Citigroup Inc -44,7% S&P 500 Index 5,6% 140% 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% -20% -40% -60% JUPITER ASSET MANAGEMENT | Finanzinnovationen als Wettbewerbsfaktor
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