GELD-Magazin, April 2019
A m Interesse der Investoren mangelt es in Österreich somit nicht. Kapital ist vorhanden, der Nachhaltigkeitsgedanke ein Gebot der Stunde. Blickt man jedoch in Rich tung illiquider Assets – beispielsweise in den Bereich Infrastruktur oder Erneuer bare Energie –, gibt es von gesetzge bender Seite noch einiges zu tun. Nach wie vor existieren hier gesetzliche und aufsichtsrechtliche Hürden, die institu tionellen Investoren eine Investition in diese Segmente erschweren – abgesehen von den bürokratischen und buchhalte rischen Herausforderungen, die es eben so von ihnen zu meistern gilt. Hier gehö ren die Hausaufgaben von der Politik wohl endlich erledigt. Erneuter Startschuss Vor wenigen Wochen haben sich Nachhaltigkeitsministerin Köstinger und Finanzminister Löger via Pressekonfe renz an die Öffentlichkeit gewandt. Er wartet wurde – zumindest von Opti misten – die Präsentation von konkreten ersten Maßnahmen einer Green Finance Agenda. Statt der Präsentation dieser wurden bloß Maßnahmen präsentiert, wie ebensolche erstellt werden sollen. Die als Kick-off-Veranstaltung präsen tierte Pressekonferenz war nicht mehr als ein – erneuter – Startschuss. Der letzte Stand der Dinge enttäuscht: Frau Seelig, zuvor bei der IDB Invest für Cli mate Change and Sustainability zustän dig, leitet die seit Kurzem existierende Stabsstelle IV/3 im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Mit dieser Postenbesetzung wurde die Hoff nung, dass es nun rasch konkret werden könnte, genährt. Realität ist jedoch, dass nun erst eine Arbeitsgruppe eingerich tet wird, um Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele von Paris zu erarbeiten. Sehr weit sind wir also noch nicht fortgeschritten in Anbetracht der Tatsa che, dass sich die österreichische Regie rung bereits 2015, nämlich mit der Un terzeichnung des Pariser Klimaschutzab kommens und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, zum Ziel ei ner nachhaltigen Wirtschaft und Gesell schaft bekannt hat. Die nun in der Pres sekonferenz angekündigten Maßnahmen zur Bildung von hochkarätigen Arbeits gruppen scheinen daher ein wenig aus dem Zeitfenster gefallen. GroSSes Potenzial BundesministerinKöstingermeint bei der PKzuRecht, dass auchder Finanzsek tor einen Beitrag leisten muss, und auch Minister Löger erkennt messerscharf, dass die Finanzbranche großes Potenzial hat, um zu klimafreundlichen Initiativen beizutragen. Nachhaltige Geldanlagen liegen nicht nur eindeutig im Trend, wie es aus den Ministerbüros tönt, vielmehr gibt es seit Jahren fachliche und sach liche Vorarbeiten, wie Nachhaltigkeit auch gelebt und von der Finanzbranche umgesetzt werden kann. Ja, genau! Was fehlt, sind gesetzliche Vorgaben, die eine Investition in diese Bereiche erleichtert, wenn nicht sogar fördert. Wird Strategie zum Erfolg führen? Nun gut, zurück zur Arbeitsgruppe. Das Argument, dass zur Umsetzung auf nationaler Ebene großer Wert auf einen breiten Dialog gelegt werden soll, klingt gut. Die Frage ist allerdings, ob dieser über die geplanten Fokusgruppen auch tatsächlich so breit angelegt ist, bleiben doch viele Experten aus diversen Fach verbänden, der ÖGUT, dem VKI, dem Umweltbundesamt beispielsweise, sowie der Beratungsbranche enttäuscht zu rück. Sie kennen die Finanzindustrie gut und hätten ihr Know-how sicherlich ger ne zur Verfügung gestellt. Doch bis dato wurden sie nicht zur Mitarbeit eingela den. Die Frage drängt sich somit auf, ob die gewählte Strategie von Erfolg gekrönt sein wird. Wir hoffen! In der letzten Ausgabe (03/2019) habe ich darüber berichtet, dass immer mehr institutionelle Anleger ihre gesellschaftliche Verantwortung in den unterschiedlichen Bereichen unserer sogenannten „modernen Gesell- schaft“ – zum Beispiel im Bereich Klimawandel – ernst nehmen und auch die Renditechancen erkennen, die ökologisches Impact Investment ermöglichen. Gastbeitrag von Susanne Lederer-Pabst Green Finance Agenda: Erledigt Politik ihre Hausaufgaben? April 2019 – GELD-MAGAZIN | 29 Gastbeitrag | märkte & fonds zur person: Der berufliche Weg führte die ausgebildete Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige zunächst ins Fondsmanagement der Volks- bank Invest. Danach fungierte sie beim internationalen Asset Manager,FidelityInvestments‘ als Head of Sales Österreich. 2012 gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Der promo- vierten Wirtschafterin liegt es am Herzen, nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investment- fokus institutioneller Investoren zu rücken.
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=