GELD-Magazin, April 2019
CrediT : pixabay 20 | GELD-MAGAZIN – April 2019 wirtschaft | Kurzmeldungen Unter der wachstumsschwelle. Die unerfreuliche Nachricht hatte sich bereits abgezeichnet: Im März trübte sich die Industrie- konjunktur in Österreich erneut ein. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist auf genau 50,0 Punkte gesunken. Erstmals seit 48 Mona- ten übersteigt der Indikator somit nicht mehr die Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisiert damit ein Ende der bislang längsten Aufschwungsphase der österreichischen Indus- trie seit der erstmaligen Berechnung vor mehr als 20 Jahren.Der dritteAuftragsrückgang in Folge fiel dabei so stark aus wie zuletzt im November 2014. Besonders ausgeprägt war die Nachfrageschwä- che der Umfrage zufolge im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich. Beim Exportneuge- schäft schlug wiederum das höchste Minus seit knapp sechseinhalb Jahren zu Buche.Ausschlag- gebend hierfür war die Ausgabenzurückhaltung der Kunden vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheit am internationalen Parkett und dem kriselnden Automobilsektor. Somit ist es kein Trost, aber auch kein Geheimnis: Hinter der Ab- schwächung der heimischen Konjunktur steht das angespannte globale Umfeld. Da ist es nicht allzu überraschend, dass auch die BIP-Prognose für Österreich auf Basis des EinkaufsManagerIn- dex zurückgenommen worden ist. Sie wurde für das laufende Jahr auf 1,4 Prozent verringert, das Wirtschaftswachstum wird laut den Ökonomen der Bank Austria aber auch für 2020 mit 1,3 Pro- zent unter Potenzial erwartet. sturzflug. Eine neue Studie der Allianz zeichnet kein schönes Bild der globalen Firmenlandschaft: Weltweit setzte sich der Aufwärtstrend der Unternehmensinsolvenzen 2018 fort (+10%), vor allemaufgrund desAnstiegs in China (+60%) und, in geringeremMaße, inWesteuropa (+2%). Dieser unerfreuliche Trend wurde durch eine anhaltend hohe Zahl von Großinsolvenzen mit 247 Pleiten Österreichs industrie: Ende eines Rekords und einem Volumen von mehr als 100 Milliar- den Euro ergänzt. Besonders betroffen waren der Einzelhandel in Nordamerika, das Baugewerbe in Asien sowie Einzelhandel, Agrarlebensmittel, Dienstleistungen und das Baugewerbe in West europa. Dem nicht genug: Im heurigen Jahr dürften die Unternehmensinsolvenzen zum drit- ten Mal in Folge steigen (+6%). Die nachlassende Wirtschaftsdynamik, gepaart mit der weltweiten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen,wird die Konkurse in den meisten Ländern in die Höhe treiben – wobei die Vereinigten Staaten (keine Veränderung) und Brasilien (minus 6%) die wich- tigsten löblichen Ausnahmen bilden. Quelle: IHS Markit,UniCredit Research unicredit bank austria einkaufsmanagerindex saisonbereinigt unbereinigt 370.000 Ö s t e r r e i - cher waren im vergangenen März ohne Erwerbsbeschäfti- gung. Eine natürlich noch immer zu hohe Zahl, aber somit gab es imVormonat immerhin weniger Arbeitslose und Personen in Schulungen des Arbeitsmarktservice. Die Zahl der Schulungsteil- nehmer ging im Vergleich zum Februar um 15,7 Prozent auf 64.568 zurück. Die Arbeitslosenzahl sank um 5,4 Prozent auf 304.411 Personen. In allen Branchen außer dem Tourismus ging übri- gens die Arbeitsloigkeit zurück; im Tourismus stieg sie nur minimal um 0,2 Prozentpunkte. Auf- schlussreich ist auch ein Blick auf die regionale Verteilung der Jobsuchenden: Vorarlberg war das einzige Bundesland, in dem die Zahl der Arbeits- losen anstieg – um 0,8 Prozent auf 8814 Men- schen. Den kräftigsten Rückgang gab es hinge- gen im Burgenland mit einem Minus von 12 Pro- zent auf 8552 Personen. Auch in der Steiermark sank die Arbeitslosigkeit mit 11,9 Prozent zwei- stellig – auf 33.532 Arbeitslose. Lehrstellen suchende gab es wiederum österreichweit um fast 16 Prozent mehr, nämlich 5923. Die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen wuchs um 21 Prozent auf 6109 an. Die Jugendarbeitslosigkeit nach Eurostat betrug 8,4 Prozent, womit Öster- reich im europaweiten Vergleich erfreuliche Werte vorzeigen kann. 512,6 Millionen Einwoh- ner zählt die Europäi sche Union; im Vergleich dazu nehmen sich die 8,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher bescheiden aus. Mit diesen Zahlen vor Augen er- scheinen folgende Ergebnisse einer aktuellen Umfrage nicht gerade überraschend: 96 Prozent von 105 befragten Managern gaben an, dass Ös- terreich Europa braucht. Zudem rechnen 55 Pro- zent mit einer Stagnation der Wirtschaft. Die Ana- lyse wurde für die Pressekonferenz „Europawahl 2019 – Österreich braucht Europa“ durchgeführt. Tenor der Veranstaltung: Gerade in diesen unru- higen Zeiten müssen sich die Unternehmen in Bestform bringen. Dazu zählt nicht nur die allge- genwärtige Digitalisierung. Es gilt auch, Kosten zu senken. Beispielsweise im Einkauf, der in den meisten Branchen mit ca. 50 Prozent Anteil den wichtigsten Ertragsfaktor darstellt. zahlenspiel Insolvenzen: Pleitegeier zieht weite Kreise
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