GELD-Magazin, April 2019

nehmigt. Dieser äußerst lukrative Markt könnte laut Branchenanalysten der Fir­ ma Brightfield Group allein in den USA bis 2022 auf zusätzliche 22 Milliarden Dollar anwachsen. Europa in den Startlöchern Alle Zeichen weisen darauf hin, dass der in Amerika vorgelebte „green rush“ von Europa schon bald bei weitem über­ troffen werden könnte. Ähnlich wie in den USA haben einzelne Staaten bereits Initiativen für die Legalisierung von me­ dizinischem Cannabis ergriffen, eine Harmonisierung auf EU-Ebene ist jedoch noch ausständig – bis kürzlich. Nachdem die WHO im Jänner eine Neuklassifizie­ rung von Cannabis und einzelnen Can­ nabinoiden in der UN-Drogenkonven­ tion forderte, kam das Thema wenige Zeit später auch in einer Plenartagung des EU-Parlaments zur Sprache. In der an­ genommenen Entschließung forderten die Abgeordneten die Kommission und Mitgliedstaaten dazu auf, „…die regula­ torischen, finanziellen und kulturellen Hindernisse zu beseitigen, vor denen die Forschung hier steht“. Wann und in wel­ chem Ausmaß die verabschiedete Reso­ lution umgesetzt wird, ist derzeit jedoch noch unklar. Ganz unabhängig davon treiben ein­ zelne Länder Änderungen in ihrer Ge­ setzgebung selbst schon jetzt stark vo­ ran. In den letzten Monaten wurde die Möglichkeit eines vollregulierten Canna­ bismarktes in Deutschland, Dänemark, Malta, Griechenland und Italien aufs Tapet gebracht. Macht die neugewähl­ te Luxemburger Regierung die Ankün­ digung ihres Koalitionsvertrages wahr, so könnte der Kleinstaat schon vor 2023 das erste EU-Mitglied mit einer kom­ pletten Freigabe von Marihuana für den medizinischen und Freizeitgebrauch wer­ den. Und auch im Noch-EU-Land Groß­ britannien wurde die Gesetzgebung für medizinische Verwendung 2018 dras­ tisch gelockert. Für viele ist es daher nur mehr eine Frage der Zeit, bis Cannabis sich auch im europäischen Mainstream etablieren wird. Die Londoner Marktanalysefirma Prohibition Partners geht in ihrem aktu­ ellen Cannabis Report davon aus, dass Europa den amerikanischen Markt in spätestens fünf Jahren überholen und bis 2028 auf ein Volumen von 123 Milli­ arden Euro anwachsen wird. Wirtschaftlicher Heilsbringer mit ungeahntem Potenzial Auch außerhalb von Amerika und Europa weckt das Geschäft mit der Hanf­ pflanze plötzlich Interesse von unerwar­ teten Playern. Der Nahe Osten und einige asiatische Staaten sind drauf und dran, sich als Großproduzenten für den globa­ len Cannabishunger zu positionieren. Ne­ ben Israel, das schon seit Jahrzehnten zu den Pionieren der Marihuana-Industrie zählt und seit heuer den Export von Me­ dizinalcannabis erlaubt, liebäugelt auch dessen südlicher Nachbar Libanon mit der Legalisierung der kommerziellen Pro­ duktion. Auf Anraten des Beratungsun­ ternehmens McKinsey arbeitet das li­ banesische Parlament eifrig daran, die großen illegalen Produktionsstätten im Land für den Weltmarkt zu nutzen. Auch der türkische Präsident Erdo­ gan stimmte vor wenigen Wochen völlig überraschend ähnliche Töne an. Pathe­ tisch schwärmt er seither im Wahlkampf von der Wiederbelebung der traditions­ reichen türkischen Hanfindustrie, die den Verboten westlicher Imperialisten zum Opfer gefallen ist. Als Drogentran­ sitland war die Türkei bisher für ihre strikte Linie in Bekämpfung von Rausch­ mitteln bekannt. Mit der schwelenden ökonomischen Krise scheinen Investiti­ onen in den „grünen Schatz“ jedoch ein wirksames Mittel, um die türkische Wirt­ schaft wiederzubeleben. Fast zeitgleich machte auch die thailändische Militärre­ gierung ihrer Bevölkerung ein ähnliches „Neujahrsgeschenk“. Ende 2018 verkün­ dete das Parlament, die medizinische Produktion und Nutzung von Marihuana von der rigorosen Drogengesetzgebung zu befreien. Ein Kurswechsel, mit dem niemand gerechnet hatte. Sollte es nun zu einer erfolgreichen Umsetzung kom­ men, so könnte sich mit dem klimatisch hervorragend gelegenen Land ein wei­ terer Riese im globalen Cannabismarkt entwickeln. April 2019 – GELD-MAGAZIN | 19 Cannabis | brennpunkt Die Karte repräsentiert den regulatorischen Ansatz für medizinisches Cannabis. „ Cannabis wird die Alkohol- und Getränke­ industrie völlig um­ krempeln. “ Will Stewart, med. cannabis company Hiku Zulassungsprozess in Europa zunehmend mäßig zunehmend mäßig konservativ konservativ Quelle:ProfibitionPartners/TheEuropeanCannabisReport/4thEdition

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