GELD-Magazin, April 2019
wie etwa ein möglicher Vermögensverlust aufgrund eines getätigten Investments. Erstaunlich ist aber, dass wir uns in un- seren heutigen Bedrohungssituationen kaum anders verhalten, als unsere Vor- fahren vor zigtausend Jahren. Auch wei- sen wir Menschen bis heute eine gewisse Neigung zu masseneuphorischem und massenpanischem Verhalten auf, das sollte uns gerade auch in Zusammen- hang mit unserem Anlageverhalten be- wusst sein. WAS ALSO TUN? Schon klar, Angst ist irrational und daher eben nur bedingt mit Vernunft zu kontrollieren. Deswegen den Kopf in den Sand stecken ist aber keine Option. Was aber hilft? Ein erster und in der Tat hilf- reicher Schritt ist, Angst und ihre Her- kunft, insbesondere auch ihren evolu- tionsbedingten Kontext und Zweck, im Gesamten zu verstehen. Das gilt im Üb- rigen nicht nur für Anleger, sondern auch für Berater: Wer nicht nur per- fekt mit Zahlen jonglieren kann, son- dern auch die mit dem Veranlagungsge- schäft verbundene Größe „Angst“ kennt und entsprechend benennen kann, wird seine Kunden eher vor angstgetriebenen Fehlentscheidungen bewahren können, als jemand, der diesen Faktor ignoriert. Ein weiterer Schritt ist, sich seine Ängste und Belastungsgrenzen ehrlich einzuge- stehen und je nach Risikotyp entspre- chend diversifiziert, also risikostreuend, zu veranlagen – sich und/oder seinem Berater zunächst hohe Risikobereit- schaft vorzugaukeln, um danach schon bei der ersten kleinen Kurskorrektur an den Finanzmärkten schlaflose Nächte zu durchleiden, zeugt ebenso wenig von gesunder Reflexion, wie der tatsächlich risikoaverse Anleger, der sein gesamtes Erspartes in Aktien zweier Unternehmen steckt. Vor allem Information hilft bei der Angstbewältigung: Gerade Privatanleger als Nicht-Finanzprofis sollten die Funk- tionsweisen und Risiken ihrer Veranla- gungen verstehen, bevor sie in- vestieren. Die dadurch erlangte Klarheit erleichtert auch ihnen eine bessere Kontrolle allfäl- liger späterer Angstgefühle. Schließlich hilft Vertrauen. So kann etwa ein fachkun- diger, vertrauenswürdiger Ansprechpartner in schwierigen Veranla- gungszeiten durchaus einer Antiangstthe- rapie gleichen. APrIL 2019 – GELD-MAGAZIN | 17 erSte-HILFe-kASten GeGen AnLeGerÄnGSte Die langfristig besten Investitionsentscheidungen trifft wohl der, der mit Vernunft, einer gesunden Portion Realismus sowie frei von Angst und Gier handelt. Der Weg zu dieser Königsdisziplin könnte über folgende fünf Regeln gelingen: 1. Lerne, das Phänomen Angst zu verstehen. 2. (An-)Erkenne deine Ängste und Belastungsgrenzen. 3. Ziehe eine fachkundige Vertrauensperson bei. 4. Informiere dich ausreichend, bevor du investierst. 5. Setze nicht alles auf eine Karte. w ANGST Psota / Horowitz, Residenz Verlag. 214 Seiten. ISBN: 978-3-7017-3437-5 Investments & Psychologie | brennpunkt
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