GELD-Magazin, April 2019

zeigten sich durch die amerikanische De­ fizitwirtschaft und die rasant wachsende Dollarinflation jedoch schnell Brüche in der Architektur des neuen Systems. Zentralbanken mussten den Goldpreis manipulieren Da der von der Vereinbarung unab­ hängige Goldmarkt bestehen blieb, wer­ tete der Dollar zum Goldpreis immer wei­ ter ab. Um das System zu retten und die Konvertierung zu sichern, beschlos­ sen die USA im Zusammenschluss mit Belgien, Frankreich, Deutschland, Ita­ lien, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien, ihre Goldbestän­ de im sogenannten „London Gold Pool“ zu bündeln und den Goldpreis des freien Marktes mittels physischer Marktinter­ vention nicht über die festgelegte Grenze steigen zu lassen. Durch diese Manipula­ tion gelang es, private Käufer zu entmuti­ gen und den Preis über Jahre hinweg an die festgeschriebenen 35 Dollar zu hef­ ten. Durch die mittels Notenpresse zeit­ gleich aufgebauten US-Schulden, welche die Goldreserven bald um ein Vielfaches übertrafen, war es aber nur eine Frage der Zeit, bis erste Länder ihr Gold wieder aus dem „London Gold Pool“ zurückforderten und das Kartenhaus in sich zusammen­ brach. So ließ sich der französische Prä­ sident Charles de Gaulle größere Mengen des französischen Goldes physisch „aus­ zahlen“, was den Startschuss dafür gab, dass US-Präsident Nixon 1971 die Kon­ vertibilität von Dollar in Gold aussetzte und damit praktisch den Zahlungsaus­ fall und Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems verkündete. Vom Gold zum Schuldensystem Mit der unilateralen Schließung des amerikanischen „Goldfensters“ wandel­ te sich unser Währungssystem anschlie­ ßend von einem Gold-Devisen-Standard in einen Schuldenstandard, bei dem Geld per Kredit geschaffen wird. Zentralban­ ken begannen damit, ihre Wirtschaften über Druckerpresse und Zinsniveaus zu steuern und Regierungen ihre Ausgaben über Schuldenaufnahme zu finanzieren. Seit den 1970er-Jahren stiegen die globalen öffentlichen Schulden dadurch immer weiter an und erreichten Ende 2018 einen Höchststand von 66 Billionen Dollar bzw. 80 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts (BIP). Zusätzlich zur anwachsenden Zentralbank-Geld­ menge wurde Geschäftsbanken durch Kreditgeldschöpfung ebenfalls die Mög­ lichkeit gegeben, Geld für private Ver­ schuldung und Konsum ebenfalls aus dem Nichts zu schaffen. Seit den 1950er- Jahren verdreifachte sich dadurch auch die private Verschuldung (Privatpersonen und Unternehmen), die heute mit nahe­ zu zwei Dritteln der globalen Gesamtver­ schuldung zu Buche schlägt. In Summe beträgt diese laut aktuellsten Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) unvorstellbare 184 Billionen Dollar oder 225 Prozent des weltweiten BIP. Pro Kopf entspricht das mit 86.000 Dollar Ver­ schuldung mehr als dem Zweieinhalb­ fachen des durchschnittlichen Jahres­ einkommens. Da Schulden in diesem Kreditgeld­ system aber der Geldmenge entsprechen, finden wir uns in einer Situation wieder, in der die grundlegendste Eigenschaft von Geld, nämlich seine Knappheit, ab­ handen gekommen zu sein scheint. Be­ sonders durch die seit der Krise ergrif­ fenen geldpolitischen Maßnahmen wie jahrelange Nullzinspolitik, Quantitative Easing und dergleichen, wurde die Wirt­ schaft durch eine nie dagewesene Aus­ weitung der Geldmenge gestützt und künstlich in die Höhe getrieben. Fiatgeld-System sieht keine echte Schuldentilgung vor Doch wie sollen die angehäuften Schulden unter normalen Umständen jemals zurückgezahlt werden? Die Ant­ wort darauf lautet: gar nicht! Das seit der Entkoppelung von Gold geschaffene System basiert auf der Begleichung von Schulden durch noch mehr Schulden und damit der Schöpfung immer wei­ April 2019 – GELD-MAGAZIN | 13 Gold | brennpunkt „ Nur Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit. “ J.P. Morgan

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