GELD-Magazin, März 2019

aktien | Deutschland 46 | GELD-MAGAZIN – märz 2019 A uch die Berichtssaison verläuft für viele DAX-Titel wenig er- baulich. Nach einer Studie von Ernst & Young kam es zuletzt zu spekta- kulären Ergebnissen – leider auf der Ne- gativseite. Die Zahl der Ergebniswar- nungen war im Vorfeld rekordverdächtig hoch. Diese „Warnungen“ haben zuletzt in Deutschland der Studie nach gut 30 Prozent aller börsennotierten Unterneh- men ausgesprochen. Die Anzahl der War- nungen nahm gegenüber 2017 um 55 Prozent zu, ein Alarmzeichen. Manchmal gab es sogar mehrere Warnungen pro Unternehmen, wie z.B. bei Continental. Insgesamt 138 Prognosen zeigten aller- dings bessere Zahlen an. Zum ersten Mal seit Jahren übertraf die Anzahl der War- nungen die Anzahl der positiven Korrek- turen. Interessant ist auch, dass die Kursverluste nach negativen Warnungen dreimal so hoch waren, als die Kursge- winne bei positiven Berichten. Bafin verbietet Leerverkäufe Die Kurskapriolen der Wirecard-Ak- tie könnten möglicherweise doch einen ernsteren Hintergrund haben. Der all- gemeine Vorwurf geht dahin, dass Wire- cards Geschäftsmodell intransparent sei und Umsätze generiert werden, die schwer nachvollziehbar sind. Angeblich habe das Unternehmen in Asien Aktiva hin und her geschoben und damit ein sogenanntes Round Tripping betrieben, also Umsätze ohne zugrunde liegende Aufträge generiert. Wirecard weist diese Vorwürfe allerdings von sich und hat rechtliche Schritte gegen die „Financial Times“ angekündigt. Von Seiten der Ana- lysten bei der britischen Bank HSBC heißt es dazu, der Beginn von Ermitt- lungen durch die Finanzbehörden in Singapur sei weder überraschend, noch sollte er als Schuldbeweis angesehen werden. Der bekannte Fondsmanager Jens Ehrhardt von DJE Kapital kommen- tiert: „Was an kritischen Berichten veröf- fentlicht wurde, reicht nicht zur Recht- fertigung des erlittenen Verlustes an Börsenwert. Die Anlageidee hinter Wire- card bleibt intakt. Insbesondere im Ver- gleich mit dem Konkurrenten Adyen ist die Bewertung nun sehr niedrig. Zudem wurde eine Übernahme für einen Käufer attraktiver.“ Weltweit unterstützt Wire- card über 20.000 Kunden bei der Auto- matisierung ihrer Zahlungsprozesse und der Minimierung von Forderungsausfäl- len. Die Wirecard Bank AG bietet Kon- ten- und Kreditkarten-Dienstleistungen sowohl für Geschäfts- als auch Privat- kunden und ist als Principal Member von VISA, MasterCard und JCB weltweit ak- tiv. Darüber hinaus bietet die Wirecard- Gruppe über die eigene Bank Lösungen in den Bereichen Corporate Banking, Prepaid-Karten, Konten und andere Fi- nanzprodukte an. Ungedeckte Short-Verkäufe Immerhin hat die deutsche Finanz- aufsicht BaFin neue Spekulationen auf fallende Aktienkurse bei Wirecard unter- sagt – vor allem gilt dies für ungedeckte Leerverkäufe. Dabei verkaufen die „Shor- ties“ Papiere, mit denen sie sich zuvor nicht eingedeckt haben. Im Extremfall könnte ein pessimistischer Leerverkäu- fer dabei eine große Menge Aktien eines Unternehmens auf den Markt werfen, die es gar nicht gibt. Durch das große Ange­ bot erzeugt er massiven Druck auf die Kurse, weil das Angebot dadurch künst- lich erhöht wird. Solche Deals sind mög- lich, weil eine Lieferpflicht für die Pa- piere meist erst nach Tagen besteht. In Deutschland sind ungedeckte Leerver- käufe verboten. Deshalb ermittelt die Staatsanwalt- schaft München wegen des Verdachts der Marktmanipulation auch gegen einen Journalisten der „Financial Times“. Wire- card lieferte dazu umfangreiches Mate­ rial. Bei all demGetöse rund umWirecard gerieten einige positive Unternehmens- news ins Hintertreffen. So erzielte Euro- pas größte Versicherung Allianz 2018 ei- Die Vorgänge rund um den DAX-Neuling Wirecard erinnern an einen riesigen Finanzpoker. Anleger fragen sich, wann der erste Dominostein fällt und der Online-Zahlungsdienstleister doch einer Regelwidrigkeit oder Schlimmerem überführt werden könnte. Wolfgang Regner Wirecard-Skandal zieht Kreise Der Deutsche Aktienindex (DAX) konnte nach dem Ausbruch über die 11.000-Punkte-Mar- ke weiter zulegen. Doch nun wartet ein erster Widerstand bei 11.540 Punkten. Da dieser relativ schwach ist, könnte ein weiterer Aus- bruch gelingen. Letzten Endes wird alles da- von abhängen, ob die massive Widerstands- zone zwischen 11.800 und 12.000 Punkten geknackt werden kann. In einem ersten An- lauf wird das wohl nicht gelingen. deutscher aktienindex  | DAX hängt bei Widerstand fest

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