GELD-Magazin, März 2019
Marc Renaud, Mandarine Gestion | INTERVIEW MÄRZ 2019 – GELD-MAGAZIN | 39 2018 war prinzipiell ein schwieriges Aktienjahr, aber vor allem für Value- Investoren sehr herausfordernd... MARC RENAUD: Aus Sicht des Fonds Man- darine Valeur war 2016 ein wundervolles Jahr, 2017 war okay, hingegen 2018 ein Albtraum. Heuer bewegen wir uns nahe am Vergleichs-Index, dem Stoxx Europe 600. Die Schwierigkeit besteht darin, dass niedrige Zinsen gute Nachrichten für Growth-Aktien, aber Bad News für Value-Titel bedeuten. Damit der Value-Ansatz wirklich reüssieren kann, brauchen wir eine Normalisierung der Zinslandschaft, denn es existiert eine enge positive Korrelation zwischen steigenden Zinsen und der Outperformance des Value- Stils. Obwohl es in den vergangenen sechs Monaten so scheint, als ob die Zins-Nor- malisierung gebremst worden ist, hat der Zinsanstieg dort aber zumindest begonnen. Dennoch weiß man nicht, wie schnell Zinsschritte folgen werden, wäre es da nicht besser, zu Growth zu switchen? Es gibt Raum für eine Wiederentdeckung von Value. Wenn man den MSCI World Va- lue Index mit dem MSCI World Growth Index einem Zehn-Jahres-Vergleich unterzieht, schneidet der Value-Stil schlecht ab und be- findet sich seit der Technologie-Bubble auf einem Tiefststand. Das bedeutet, wir sehen eine exzessive Bewegung, die wieder ein Hoch erreicht hat. Das wird nicht ewig so bleiben und es wird zu einer Normalisierung kommen, nur wann weiß noch niemand. Wir werden mit unserer Portfolio-Ausrichtung aber jedenfalls bereit sein. Klar erscheint: Nachdem Value jahrelang eine unterdurch- schnittliche Wertentwicklung gezeigt hat, ist der Markt nunmehr zweigeteilt und Value- Titel bieten sehr günstige Einstiegskurse. Wie genau funktioniert die Aktienauswahl für den Mandarine Valeur? Der Fonds hat seinen Fokus auf unterbe- wertete Aktien gelegt. Wir beobachten den ganzen Tag den Markt; Unternehmen mit niedriger Profitabiltät erscheinen dann inte- ressant, wenn wir daran glauben, dass sie wieder verbessert werden kann. Wenn eine Aktie günstig bewertet ist, Probleme hat, wir aber meinen, dass das Management die- se Probleme lösen kann, dann ist das ein attraktiver Titel. Wir fahren also eine oppor- tunistische Strategie. Das Prinzip lautet: „Rückkehr zum Mittelwert“ – ein konträrer Ansatz ,mit dessen Hilfe man sich der Mas- senpsychologie widersetzen kann, von der Übertreibungen gekennzeichnet sind. Denn wir sind der Meinung, dass alle Übertrei- bungen des Marktes – nach unten oder nach oben – vorübergehende Erscheinungen sind und nicht von Dauer sein können. Welche Branchen und Aktien gefallen Ihnen derzeit besonders gut? Als Ergebnis unseres Auswahlprozesses ist der Fonds aktuell am stärksten im Sektor Öl und Gas übergewichtet. Diese Branche ist defensiv ausgerichtet und gilt als Spät- zykliker. Das bedeutet, dass sie von der Verlangsamung der Konjunktur, die sich ja abzeichnet, später betroffen sein wird als Industriegüter und Dienstleistungen – bei denen wir aus diesem Grund untergewichtet sind. Übergewichtet sind wir hingegen bei Banken. Warum, werden Sie fragen? Ban- ken gelten doch sozusagen als „Bad Boys“. Wir folgen hier unserem opportunistischen Ansatz und meinen, dass aus jeder Krise Gewinner und Verlierer hervorgehen werden. Es gilt also, auch im Bankensektor jene Un- ternehmen zu finden, die starke Bilanzen Value Investing ist im gegenwärtigen Marktumfeld kein Honiglecken – das weiß auch Mandarine-Gründer und Fondsmanager Marc Renaud. Er erklärt, warum er diesem Stil trotzdem die Treue hält, welche Aktien bei ihm im Portfolio landen und wovon man besser die Finger lässt. Harald Kolerus Günstige Einstiegskurse nützen aufweisen, mit dem Niedrigzinsumfeld um- gehen können und günstig sind. Banken erscheinen vielleicht nicht als besonders spannendes Thema, wir glauben aber, dass hier Geld zu verdienen ist. Weiters meinen wir, dass Banken nicht durch Fintechs ver- drängt werden. Vielmehr kaufen Banken Fintechs auf. Sehr günstig sind auch Automobiltitel, die muss man aber in Ihrem Portfolio mit der Lupe suchen, warum? Obwohl extrem günstig, sind wir praktisch aus dem Sektor draußen. Das beruht auf den unglaublichen Veränderungen in der Automobilindustrie. Es wird hier enorm viel Geld in Bereiche investiert, die nicht pro- fitabel sind oder nicht in den eigentlichen Geschäftsbereich fallen. Ich denke hier an Big Data, autonomes Fahren, Elektro-Autos etc. Hier wird sozusagen ein Kampf gegen Google & Co. geführt, und man weiß noch nicht, wer als Sieger hervorgehen wird. www.mandarine-gestion.com CREDIT: beigestellt Marc Renaud, Gründer und Fondsmanager, Mandarine Gestion
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