GELD-Magazin, März 2019
A ls ein europäischer Vorreiter gilt die holländische APG: Die Pensionskasse ist mit über 400 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen einer der größten institutionellen Anleger Europas. Bereits seit 2014 investiert sie kräftig in die Entwicklung europäischer Wasserkraftinfrastruktur. Wem es ein ehrliches Anliegen ist, der kommt nicht umhin, zu realisieren: Der Schlüssel zur Realisierung der Kli- mawende liegt nicht allein bei der Poli- tik – die Finanzierung muss von vielen Seiten getragen werden. Eine Studie der Konrad Adenauer Stiftung bringt’s auf den Punkt: ‚Der Finanzsektor als Brücke zum 2° C-Klimaziel‘, denn die Hebelwir- kung des Finanzsektors auf die Realwirt- schaft spielt eine wichtige Rolle bei Errei- chung dieses Zieles. PRIVATES KAPITAL IST NÖTIG Der Finanzsektor ist mit dem Klima in vielerlei Hinsicht, vor allem aber über zwei Themenbereiche, verbunden. Ers- tens ist zur Erreichung der Ziele des Pa- riser Klimaabkommens privates Kapi- tal zur kostengünstigen und zügigen Fi- nanzierung notwendig. Zweitens entste- hen im Rahmen der angestrebten De- karbonisierung auch für den Finanzsek- tor Risiken – etwa durch Werteverluste im Zuge falscher Preisfestsetzungen der Assets. Diese Verbindungen ergeben di- rekten Handlungsbedarf. Die Umset- zung ist nicht einfach. Herausfordernd und aufwändig ist die geforderte Klima- Transparenz durch genaues Monitoring von Finanzprodukten. Direkte Eingriffe in Investitionsverpflichtungen und das Risikomanagement von Finanzinstitu- tionen hängen damit zusammen. Nach den USA, Kanada, vielen asiatischen Staaten und großen Staatsfonds im ara- bischen Raum wird das Thema ‚Nachhal- tige Infrastrukturinvestments‘ auch in Europa immer mehr zum Mainstream- Thema. Nur nicht in Österreich. Woran liegt das? WO BLEIBT ÖSTERREICH? Projekte gäbe es zu den Stichworten Energieeffizienz, Ausbau Solarenergie und Windkraft, E-Mobilität, um nur eini- ge zu nennen, genug: Contractingfirmen im Bereich Ener- gieeffizienz berichten von Projekt- pipelines bis zu einer Milliarde Euro, wenn die Politik ihre eigenen Ankün- digungen (Energieoffensive für Öster- reichs Bundesgebäude 1 ) umsetzt. Noch großes Potenzial gibt es im Bereich Photovoltaik, vor allem im Süden Österreichs. Viele Windenergie-Projekte wären ge- nehmigt, bleiben jedoch wegen feh- lender Finanzierung unrealisiert. Der politische Wille scheint in Öster- reich vorhanden. Wir haben das aktuelle Regierungsübereinkommen hinsichtlich ‚Impact Investing‘ gescreent. Was wir ge- funden haben, lässt uns hoffen – bleibt nur zu fragen, woran es mangelt? HAUSAUFGABEN DES GESETZGEBERS Am Interesse der Investoren liegt es jedenfalls nicht. Kapital ist vorhanden, der Nachhaltigkeitsgedanke ein Gebot der Stunde. Wer sich jedoch unter institutio- nellen Anlegern umhört, wird immer mit der gleichen Problematik konfrontiert: In- vestiert wird im illiquiden Bereich – also jenseits der klassischen Anleihen- und Aktienportfolios – so gut wie ausschließ- lich in Immobilien, auch wenn der Markt in Teilbereichen überhitzt ist. Denn in die- sem Segment gibt’s gesetzliche und auf- sichtsrechtliche Vorgaben, die bürokra- tischen und buchhalterischen Herausfor- derungen sind bereits adaptiert. Nicht so im Bereich Infrastruktur – da gibt es noch einiges zu tun. Hier gehören die Hausauf- gaben für die Politik als Gesetzgeber noch erledigt – zu hoffen bleibt bald! www.4-your-biz.com Sind nachhaltige Infrastrukturinvestments eine viel versprechende Alternative? Tatsächlich erkennen immer mehr institutionelle Anleger ihre gesellschaftliche Verantwortung – zum Beispiel im Bereich Klimawandel – und auch die Renditechancen, die ökologisches Impact Investment ermöglicht. Gastbeitrag von Susanne Leder-Pabst Der Finanzsektor als Brücke zum Klimaziel MÄRZ 2019 – GELD-MAGAZIN | 37 Gastbeitrag | MÄRKTE & FONDS ZUR PERSON: Der berufliche Weg führte die ausgebildete Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige zunächst ins Fondsmanagement der Volks- bank Invest. Danach fungierte sie beim internationalen Asset Manager,FidelityInvestments‘ als Head of Sales Österreich. 2012 gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Der promo- vierten Wirtschafterin liegt es am Herzen, nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investment- fokus institutioneller Investoren zu rücken. 1)Langzeit-KlimaschutzprojektEnergieeinsparung„BUNDESCONTRACTING“/ „EINSPAR-CONTRACTING “https://www.bmwfw.gv.at/Tourismus/energieeinspa- rungen/Documents/Bundescontracting_5.2013.pdf
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