GELD-Magazin, März 2019

wenn sich global die Verschuldung seit der Großen Finanzkrise 2008 erhöht hat, ist der Finanzzyklus noch weit von einem Boom entfernt. Die Wirtschaft sollte also eine sanfte Landung ohne Rezession hin- legen“, meint Stahlhacke. Dennoch blei- ben die Allianz-Manager achtsam: „Die spätzyklische Tendenz zeigt sich in Pro- duktionslücken, der Zinskurve, den (sin- kenden) Erwartungen der Verbraucher und der niedrigen Arbeitslosigkeit“, er- klärt Stahlhacke. Auch Hendrik Leber, Gründer und Fondsmanager bei Acatis Investment, hatte 2018 hart zu kämpfen. „Praktisch alle Anlageklassen verzeichneten in 2018 Rückgänge. Und dies, obwohl es der Wirt- schaft gut geht: es hat keine Bankenplei- ten gegeben, keine Staatsbankrotte und keine neuen Kriege. Ein allgemein nega- tiver Trend macht es Multi-Asset-Fonds schwer, eine positive Performance zu er- zielen.“ 2019 sollte der Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds besser laufen. „Unser Portfolio ist sehr breit aufgestellt und mit vielen Zukunfts- themen bestückt. Was die Assetklassen anbelangt, sollten mit Aktien gute Ergeb- nisse erzielt werden, daher bildet dieses Segment mit über 50 Prozent den größ- ten Anteil am Portfolio. Top-Unterneh- men sind zurzeit günstig zu haben. Al- lerdings haben wir Kurssicherungen im Fonds eingebaut.Wir setzen auch auf exotischere Anleihen wie Contingent Convertibles (Wandelanleihen), die eine hohe Zinsrendite abwerfen. Weitere Ren- ditequellen sollen aus den Bereichen In- come-Trusts und Listed-Private Equi- ty kommen“, erklärt Leber. Ein Exote im Portfolio: eine mit Holzpaletten besicher- te Anleihe. märkte & fonds | Multi-Asset-Fonds 28 | GELD-MAGAZIN – märz 2019 creditS:Archiv,beigestellt 2018 gelang es vielen Multi-Asset-Fonds nicht, ihrer Rolle als Diversifikationsbaustein im Portfolio ge- recht zu werden. Könnte dies 2019 so weitergehen? 2018 war ein sehr ungewöhnliches Jahr. Sage und schreibe 90 Prozent aller Anlageklassen, die wir betrach- ten, haben in Dollar gerechnet das Jahr im negativen Bereich abgeschlossen. Zudem beendete nicht einer der 30 von uns beobachteten nationalen Aktienmärkte das Jahr mit einer in Dollar gerechneten positiven Ren- dite. Damit war 2018 das schlechteste Jahr seit Beginn unserer Aufzeichnungen im Jahr 1901. Dadurch war es auch für Mischfonds schwierig, ihren großen Vorteil – die Diversi- fikation über verschiedene Anlageklassen hinweg – umzusetzen. Für 2019 erwarte ich, dass die Diversifikation Mischfonds wieder positiv unterstützen sollte. Gerade zum Jahresende 2018 haben sich in Anla- geklassen und Regionen wieder einige Möglichkeiten eröffnet. Wichtig ist es, diese frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Was haben Sie unternommen, um positive Diversifikationseffekte zu erzielen? Diversifikation war 2018 nicht der Schlüssel zum Erfolg. Viel wichtiger war es, antizyklisch und flexibel zu agieren. So ist es meinem Team und mir gelungen, die Aktienquote antizyklisch zu steuern. Während starker Marktphasen haben wir uns durch einen stückweisen Abbau der Aktienquote im Fonds einen Risikopuffer aufgebaut. Diesen Puffer haben wir dann während Schwäche- phasen, wie zuletzt im Dezember, dazu genutzt, die Ausrichtung des Fonds wieder offensiver zu gestal- ten. Die Verluste aus 2018 haben wir im DWS Concept Kaldemorgen innerhalb der ersten Wochen von 2019 vollständig aufgeholt. 2018 fielen Aktien und Anleihen gleichzeitig und brachten keine Diversifikation. Ihr Kommentar? Übergeordnet trifft dies zu. Innerhalb der Anlageklassen gibt es aber Segmente, mit denen nach wie vor positive Diversifika­ tionseffekte erzielt werden konnten. Betrachten Sie den Kursanstieg bei zehnjährigen US-Staatsanleihen gegen Ende 2018. Hier sind die Renditen von mehr als 3,2 Prozent auf unter 2,6 Prozent gefal- len, sprich: der Kurs der Anleihe ist deutlich gestiegen. Der S&P 500 hingegen hat zur gleichen Zeit mehr als 15 Prozent abgegeben. Ich beobachte einen Fehler, den viele Investoren machen: Sie schauen nur auf Spreads. Bei US-Treasuries gibt es bis auf das Währungsrisiko nahezu kein Risiko und die bringen 2,7 Prozent. Ich will gar nicht ab- streiten, dass High Yields oder EM-Anleihen Risiko bergen, aber sie bringen drei bis vier Prozent. Wenn es sechs bis neun Prozent sind, noch besser – denken Sie alleine an den Carry (Zinskupon). Gleichzei- tig ist das Risiko immer noch geringer als bei Aktien. Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager des DWS Concept Kaldemorgen | interview „Multi-Asset-Fonds müssen flexibler agieren und alter- native Renditequel- len erschließen.“ Harald Berres, Ethenea „Der Acatis Fair Value Modu- lor nutzt Künst- liche Intelligenz für Renditeprognosen.“ Hendrik Leber, Acatis

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