GELD-Magazin, März 2019
Als der Ölpreis 2014, ein Jahr nach dem Tod von Hugo Chavez und der Machtübernahme seines Stellvertreters Nicholas Maduro, seinen Höhepunkt überschritt und bis auf 28 Dollar je Bar- rel praktisch in den Keller fiel, konn- te sich die Regierung nicht mehr auf die sprudelnden Einnahmen zur Import finanzierung seiner Güter und Aufrecht- erhaltung von Subventionen stützen. Das Land stürzte in eine schwere Krise samt Hyperinflation und Güterknapp- heit, von der es sich bis heute nicht mehr erholen konnte. Ende der goldenen Zeiten Als Hugo Chavez 2011 rund 160 Ton- nen Gold von ausländischen Banken zu- rück ins Land holte, standen die Men- schen in Caracas noch Spalier, um den Goldschatz und ihren Präsidenten in Empfang zu nehmen. Knapp acht Jahre später erntete Maduros Delegation beim selben Versuch nur mehr gesenkte Köpfe. Die Bank of England, die einen Teil der letzten ausländischen Reserven venezo- lanischen Goldes verwahrt, verweigerte Zentralbankpräsident Calixto Ortega im Dezember und Jänner den Zugriff und schickte ihn wieder mit leeren Händen zurück nach Venezuela. Grund dafür sind die letzten von den USA ver- hängten Sanktionen, die den Ausverkauf des Goldes verhindern und wirtschaft- lichen Druck auf die im- mer autoritärer agierende Regierung ausüben sollen. Ein schwerer Schlag für Maduro, dessen Macht da- mit angezählt ist. Gold ist de facto Venezuelas einzige verbleibende Reserve, um Devisen für die dringend benötigten Güterimporte und Rückzahlung der Schulden im Aus- land zu lukrieren. Aber auch das Gold wurde knapp. Allein im letzten Jahr sollen über 40 Prozent der national gelagerten Bestände verkauft worden sein. Zusätz- lich entwickelte sich, wie Reuters kürz- lich berichtete, ein regelrechter Boom an illegalen Schürfern und privaten Minen. Geschätzte 300.000 von Armut geplagte Venezolaner machten sich auf, um in der mineralreichen Dschungelregion im Sü- den des Landes nach Gold zu graben. Mit wertlos gewordenen Bolivar finanziert die Regierung Maduros über Mittelsmänner schnitte führten zu sozialen Unruhen, die anschließend in den blutigen Caraca- zo-Aufständen von 1989 mündeten. Die Ära Chavez Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste mit hunderten Toten bewegte eine Gruppe von Militäroffizieren rund um Hugo Chavez, die marxistisch ge- prägte und zivil-militärisch organisier- te Bewegung MBR200 zu gründen, die 1992 unter Chavez’ Führung einen er- folglosen Putsch gegen die Regierung startete. Chavez wanderte ins Gefängnis, erlangte mit seinem gescheiterten Um- sturzversuch jedoch nationalen Ruhm und genoss als neuer Hoffnungsträger hohen Zuspruch in der Bevölkerung. Nach nur zwei Jahren wurde Chavez begnadigt und gab kurz nach seiner Frei- lassung bekannt, für das Amt des Präsi- denten kandidieren zu wollen. 1998, mit- ten in den Wirren der Asien-Krise und seinen Folgen für die venezolanische Öl- wirtschaft, wurde Chavez mit seinem so- zialistischen Wahlprogramm und dem Versprechen, den nationalen Reichtum wieder an die Bevölkerung zu verteilen, zum Präsidenten gewählt. Während sei- ner 14-jährigen Amtszeit nationalisier- te und verstaatlichte er tausende Unter- nehmen und schädigte damit die natio- nale Produktion alltäglicher Güter. Vene- zuelas Wirtschaft reduzierte sich zuneh- mend auf die Förderung von Öl, die bis zum Ende seiner Ära 95 Prozent der De- viseneinnahmen des Landes generierte. Gleichzeitig führte aber die Entlassung tausender PDVSA-Arbeiter, die der Teil- nahme eines oppositionell organisierten Generalstreiks zur Schwächung der Re- gierung bezichtigt wurden, zum Verlust wichtiger technischer Expertise und da- mit zum sukzessiven Rückgang der Öl- Fördermengen, die auch Jahre später nicht mehr aufgeholt werden konnten. märz 2019 – GELD-MAGAZIN | 11 Venezuela-Krise | brennpunkt Hyperinflation in Venezuela Die angeführte annualisierte Inflationsrate beinhaltet die Schwarz- marktpreise für den venezolanischen Bolivar. Quelle:USBureauofLabourStatistics,JohnHopkinsUniversität/Prof. SteveH.Hanke Oppositionsführer Juan Guaidó: Er wird von vielen Staaten als Interimspräsident von Vene- zuela anerkannt. 2018 160.000% 140.000% 120.000% 100.000% 80.000% 60.000% 40.000% 20.000% 0% 2017
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