GELD-Magazin, Februar 2019
D ie britische Massenpresse ist nicht gerade für ihre feine Klin ge bekannt, sie schwingt lieber den Bihänder oder gleich das Fallbeil statt dem leichten Florett. So wurde auch Theresa May mit einer Vielzahl von wenig schmeichelhaften „Nicknames“ bedacht. Von „maybe“ bis „Maybot“ Da hätten wir etwa die Bezeichnung „Maybot“, was ihr angeblich roboterhaf tes Auftreten und das ständige Wieder holen von wenig originellen Phrasen (zum Beispiel: „Brexit bleibt Brexit“) aufs Korn nimmt. Auch nicht gerade liebevoll ist „Mayham“ gemeint, was im Englischen für Chaos steht. „Mayday“ und „Maybe“ sprechen für sich selbt. Die Königin der britischen Boulevard-Blätter „The Sun“ titelte wiederum einmal: „Theresa Dis may“ – dismayed bedeutet wiederum ent setzt. Ob sich Theresa May den Widerhall im Blätterwald so vorgestellt hat, als sie angeblich bereits in sehr jungen Jahren den Wunsch äußerte, die Führung des Vereinigten Königreichs übernehmen zu wollen? schicksalsschläge Aber blicken wir zunächst etwas weiter in der Geschichte zurück: May wurde am 1. Oktober 1956 in Eastbour ne geboren. Als einziges Kind einer Pfar rersfamilie wurde sie früh mit dem tra gischen Tod beider Elternteile konfron tiert: Ihr Vater starb 1981 an den Fol gen eines Autounfalls, die Mutter bereits ein Jahr danach an Multipler Sklerose. Vielleicht gerade deshalb setzte die jun ge Frau ihren Weg selbstbewusst fort und erlangte 1977 ihren Bachelor in Geografie. Ihre Berufskarriere startete May bei der Bank of England, wo sie bis 1983 arbeitete. Aber es zog sie unauf haltsam in die Politik, zunächst als Ge meinderätin, dann als Abgeordnete im britischen Unterhaus, wo sie 1997 ein zog. May kann mittlerweile auf eine po litische Laufbahn von mehr als 30 Jah ren zurückblicken. Wenn man ihr also einiges vorwerfen kann, politische Naivi creditS: MSC / Kuhlmann,Catham House 8 | GELD-MAGAZIN – februar 2019 „Not amused“ zeigt sich die Europäische Union vom schwer nachvollziehbaren Kurs des Vereinigten König- reichs in Sachen Brexit. Aber auch die britische Bevölkerung selbst scheint von der eigenen Politik entnervt, gleichzeitig decken Boulevardmedien Theresa May mit Dauerfeuer ein. Wie hält sie diesen gewaltigen Druck aus und welche Motive leiten die Premierministerin? Harald Kolerus Die eiserne Pfarrerstochter „Brexit bleibt Brexit“, wiederholt Theresa May gebetsmühlenartig. In Wirklichkeit stehen hinter dem Austritt aber viele Fragezeichen.
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