GELD-Magazin, Februar 2019

Ergebnisse sind durchaus bemerkens- wert: Österreichische Crowdfunding- Plattformen konnten 2018 mit insgesamt 38,2 Millionen Euro ein neues Rekordvo- lumen finanzieren und im Jahresver- gleich um knapp 20 Prozent wachsen. Der unangefochtene „Star“ sind dabei Immobilienprojekte: 2018 kamen bereits 75 Prozent des Neugeschäftes aus dem Bereich Immobilien-Crowdinvesting (sie- he auch Grafik unten). Warum ist das „Betongold“ nun unter „Schwarmanle- gern“ derart beliebt? Bekannt und beliebt Die Antwort darauf gibt Sebastian Scholda, Geschäftsführer von CrowdCir- cus: „Immobilien sind eine bekannte und beliebte Anlageklasse, die sich auch gut zur Risikostreuung eignet. Wir werden sehen, wie sich Immobilien im Crowd- Universum weiter entwi- ckeln werden, wenn sich Anleger noch stärker an Schwarminvestments ge- wöhnt haben werden.“ Die drei größten Crowdfun- ding-Anbieter in Öster- reich sind übrigens dago- bertinvest (Platz 1), Home Rocket (2) sowie Rendity (3), übrigens alle drei auf Immobilienprojekte spe- zialisert, was wiederum die Vormachtstellung des „Betongolds“ wortwörtlich untermauert. Diese be- ruht mit Sicherheit auch auf der Tatsache, dass die hier eingesetzten Beträ- D as Prinzip des Crowdinvesting ist leicht erklärt, diese Form der Finanzierung bezeichnet im We- sentlichen das Sammeln von kleineren Geldbeträgen durch viele einzelne Inves­ toren (auch Crowd oder Schwarm ge- nannt) mit dem Ziel, ein bestimmtes Vor- haben zu realisieren. Dabei kann es etwa darum gehen, kleinen Start-ups aus dem Technologiebereich auf die Beine zu hel- fen – oder eben um die Finanzierung von Immobilienprojekten. Gerade diese Form hat sich laut der Vergleichs-Plattform CrowdCircus in Österreich hervorragend entwickelt. Kurz zur Erklärung: Nach- dem es in Österreich keine offizielle In- stanz gibt, die Zahlen zu Crowdfunding erhebt und diese publiziert, ist CrowdCir- cus in die Bresche gesprungen und fragt automatisiert die aktuellen Zahlen von allen Crowdfunding-Anbietern ab. Die ge sich in einem sehr überschaubaren Rahmen bewegen. Werfen wir zum bes- seren Vergleich einen Blick auf Immo-In- vestments, die nicht über die Crowd lau- fen: Bei einer Neubau-Vorsorgewohnung kann man ca. 2 bis 2,5 Prozent jähr- lich verdienen, bei gebrauchten Woh- nungen bis rund vier Prozent. Hier muss man allerdings tief in die Tasche greifen. 4000 Euro Kaufpreis pro Quadratmeter sind keine Seltenheit, selbst bei kleinen Einheiten von 40 m 2 kommt man also schnell auf 160.000 Euro und durchaus auch mehr. Als Anlagehorizont müssen zumindest zehn Jahre gerechnet werden. Es handelt sich also um sehr langfristige und vor allem kostenintensive Projekte. Ganz im Gegensatz zu Crowdinvesting. Für die kleine Geldbörse So kann man sich etwa bei Home Rocket sowie bei dagobertinvest bereits schon ab 250 Euro an ausgewählten Im- mobilienprojekten beteiligen. Bei Rendi- ty liegt die Einstiegsschwelle pro Invest- ment etwas höher, mit 1000 Euro ist sie aber ebenfalls durchaus leistbar. In die- sem Zusammenhang ist gut zu wissen: Pro Projekt und Investor dürfen laut Al- ternativfinanzierungsgesetz (prinzipiell im Crowdfunding-Bereich, also nicht nur bei Immobilien) maximal 5000 Euro im Jahr investiert werden. Hat der An- leger ein monatliches Einkommen von über 2500 Euro netto, kann er auch das zweifache Monatsnetto jährlich investie- ren. Auch Veranlagungen von höchstens zehn Prozent eines Nettovermögens von über 1000.000 Euro sind zugelassen – im Regelfall gilt aber die Begrenzung creditS: Sieben Dörfer Immobilien, Bauwerk WB60 Projektbau GmbH immobilien | Crowdinvesting 76 | GELD-MAGAZIN – februar 2019 „Schwarminvestments“ bilden in Österreich einen noch relativ jungen Trend, aber einen mit Zugkraft. Als besonders beliebt haben sich hier Immobilien erwiesen. Die Argumente dafür sind einleuchtend: Einfache Vorgehensweise, vergleichsweise sehr niedriger Kapitaleinsatz – und nicht zuletzt eine durchaus anspre- chende Rendite. Bei all diesen Vorteilen darf man aber nicht das Ausfallrisiko vergessen. Harald Kolerus Wir hab’n a Haus baut Markt für Crowdinvesting in Österreich Beliebtes „Betongold“: Rund drei Viertel des Crowd-Kapitals in Österreich flossen 2018 in Immobilienprojekte. Sonstige E-Commerce Technologie Energie Immobilien 75,5% 11,2% 3,5% 4,8% 5,0% Quelle:CrowdCircus.com2019

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