GELD-Magazin, Februar 2019

M atthew Benkendorf, CIO der Quality Growth Boutique bei Vontobel, meint, dass „2019 das Jahr der Qualitätsaktien wird“. Und angesichts der großen Unsicherheiten sollten stabile Aktien tatsächlich outper- formen – besonders jene, die auch bei nachlassendem Konjunkturwachstum ihre Umsätze und Gewinne noch steigern können. Ebenfalls positiv für die soge- nannten Quality Growth-Aktien sind die sinkenden Inflationserwartungen. Bei steigenden Preisindizes würden Growth- Aktien darunter leiden, dass ihre Cash- flows, die in der Zukunft liegen, in der Gegenwart weniger wert würden, weil der Abzinsungsfaktor höher wäre. Doch die- se Gefahr ist 2019 gering. Die Märkte spekulieren darauf, dass die US-Noten- bank Fed die Zinsen nur einmal oder so- gar überhaupt nicht erhöhen wird. In Europa kann von steigenden Zinsen oh- nehin nicht die Rede sein. Weiters spricht für Qualitätswachstumsaktien, dass sie in der Regel in nachgebenden Märkten weniger an Kurswert verlieren als Aktien anderer Segmente. Besonders gilt dies für jene Unternehmen, die von Mega­ trends wie der Digitalisierung oder der Gesundheitsversorgung profitieren. So können etwa nur zehn Prozent der S&P 500-Aktien ihren Umsatz 2019 um 15 oder mehr Prozent steigern. Diese Aktien erhalten eine Knappheitsprämie, weil es so wenige dieser Unternehmen gibt. Und schließlich spielt solchen Titeln die Dis- ruption in der Wirtschaft (Medienwelt, TV und Video-Segment, E-Commerce, mobile Zahlungsplattformen sowie im Bereich Healthcare und Automation) in die Hände. Sie können ihren Wachs- tumsvorsprung voll ausspielen. Eine bunte Mischung Anleger, die in Einzeltitel mit hoher Qualität und attraktivem Wachstums­ profil investieren wollen, suchen nun Unternehmen mit langfristig nachhal- tigem Wachstum, hoher Profitabilität, geringem Verschuldungsgrad und relativ günstiger Bewertung, und die noch dazu ein langfristig positives Momentum auf- weisen. Alphabet dürfte so ein langfri- stiger Gewinner sein. In den kommenden Jahren könnten sich die Einnahmequel- len von den Werbeerlösen in Richtung der neuen Geschäftsfelder verschieben. Eine besonders gute Figur macht Alpha- bet im schnell wachsenden Cloud Com- aktien | Analyse Nach dem schlechten Börsenjahr 2018 fragen sich Anleger, ob 2019 besser laufen könnte. Wir haben zwar auch keine Glaskugel, aber in dem aktuell von hohen Unsicherheiten geprägten Marktumfeld sollten Quali- tätsaktien aus dem Growth-Segment besser abschneiden als zyklische Value-Titel. Wolfgang Regner Krisensichere Aktien Wichtige Unternehmens-Kennzahlen EBIT-Gewinnmarge » » Die EBIT-Marge zeigt, wieviel ein Unternehmensgeschäft, gemessen an seinem operativen Umsatz, an Rendite abwirft. Hat ein Unternehmen einen Umsatz von 100 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis von zehn Millionen, so liegt die EBIT-Gewinnmarge bei zehn Prozent. Qualitätsunternehmen sollten hier zumindest auf leicht zweistellige Werte kommen. ROCE: Die Profitabilität » » Der Return on Capital Employed (ROCE) misst die Effizienz, mit der Unternehmen das Ka- pital (Eigen- plus Fremdkapital) einsetzen. Aufgrund von Wettbewerbsvorteilen schaffen es manche, trotz Konkurrenzdrucks über lange Zeiträume einen hohen ROCE zu erwirtschaften. Errechnet wird der ROCE, indem das Ergebnis nach Steuern ins Verhältnis zu dem eingesetz- ten Kapital gesetzt wird. Qualitätsunternehmen schaffen einen ROCE von über 20. WACC: Die Kapitalkosten » » Ein hoher ROCE kann entweder durch hohe Rentabilität pro Umsatzeinheit (z. B.Apple) oder durch hohe Rotation des eingesetzten Kapitals erreicht werden (z. B. Kone) – oder auch eine Kombination aus beidem (z. B. Colgate-Palmolive). Der gewichtete durchschnittliche Kapitalkostensatz („Weighted Average Cost of Capital“, WACC) ist die Rentabilität, die die Investitionen des Unternehmens mindestens erzielen müssen, um die Kapitalgeber zu be- friedigen. UmWert zu schaffen, muss ein Unternehmen also einen ROCE erwirtschaften, der über seinemWACC liegt. EV/EBITDA: Der Verschuldungsgrad » » Den Verschuldungsgrad errechnet man, indem man den Enterprise Value (EV), das ist die Marktkapitalisierung plus die langfristige Nettoverschuldung, durch das operative Ergebnis ohne Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) teilt. Es handelt sich wie beim KGV um einen Gewinnmultiplikator – je geringer, desto besser. Es wird nicht die gesamte Passivseite der Bilanz, sondern die Netto-Finanzverschuldung berücksichtigt. Das Eigenkapital wird nicht mit Buchwerten, sondern zum Marktwert erfasst. Bei Qualitätsunter- nehmen sollte dieser Wert zwischen dem Vier- und Achtfachen des EBITDA liegen. 64 | GELD-MAGAZIN – februar 2019

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