GELD-Magazin, Februar 2019

credit: beigestellt fremdfinanzieren, aber ihre Einnahmen in einer anderen Währung generieren, wie z.B. chinesische Immobilienentwick- ler. Weiterhin erwarten wir ein positives Gewinnwachstum für die meisten EM- Unternehmen, wenn auch die Wachs- tumsrate hinter jener des Jahres 2018 zurückbleiben dürfte. EM-Aktien han- deln mit dem größten Preisabschlag auf KGV-Basis gegenüber US-Unternehmen seit 15 Jahren.“ Chetan Sehgal, Director Global Emerging Markets Strategien bei Templeton, sieht deutliche Divergenzen zwischen den EM und den DM. „Der Wachstumsunterschied liegt bei fast drei Prozent (fünf Prozent für die EM versus 2,0 Prozent für die DM). Zwar fallen die Unternehmensgewinne in den EM gegen- über 2018 auf ein Wachstum von 10,5 Prozent (für 2019 waren es plus 15,4 Pro- zent) zurück, doch der Vergleich zu den US-Gewinnen mit 9,5 Prozent Zuwachs bleibt positiv. Diese Fundamentaldaten und die Kursabschläge der EM-Aktien verschaffen uns bei unseren Portfolio­ titeln eine relativ hohe Sicherheitsmar- ge (Abschlag des fairen Werts gegenüber dem Börsenkurs). Zudem sind viele EM- Währungen nunmehr unterbewertet.“ Chinas New Economy floriert Der Handelskonflikt zwischen China und den USA wird durch den steigenden Anteil des Handels unter den Staaten der EM abgefedert. Binnenkonsum und Technologie bleiben wichtige Konjunk- turstützen für die EM und reduzieren ex- terne Risiken. Probleme werden sich wei- terhin auf weniger wichtige EM konzen- trieren (Argentinien, Türkei). „Im MSCI EM Index sind rund 20 Unternehmen einzeln jeweils stärker gewichtet als die Türkei. Der sinkende Ölpreis lässt Asien als Nettoimporteur profitieren. Durch den starken Dollar sehen die EM-Unter- nehmensgewinne, gerechnet in Dollar, gleich um einiges niedriger aus, als wenn man sie in lokaler Währung berechnet. In vielen DM sind jedoch die Verschul- dungsraten um einiges höher. Insgesamt haben die EM einen Leistungsbilanzüber- schuss, flexible Wechselkurse und eine geringere Abhängigkeit von Dollar-Inves­ titionen aus dem Ausland. Diese Fak- toren reduzieren das Investorenrisiko. In China wächst und gedeiht eine ‚New Economy‘ – entsprechend ist der Techno- logiebereich stark mitverantwortlich für das Gewinnwachstum, vor allem die Be- reiche Halbleiter, Online-Spiele, Internet Banking und E-Commerce. In Asien sind hier riesige Online-Plattformen entstan- den. Wir denken, dass dieses Wachstum nachhaltig ist, auch angetrieben von ei- ner ‚Premiumisierung‘, also der verstärk­ ten Nachfrage der Konsumenten in den EM nach Produkten mit höherer Wert- schöpfung (‚Qualitätsprodukte‘). schließt Sehgal.“ Emerging Markets | märkte & fonds februar 2019 – GELD-MAGAZIN | 35 Welche Belastungsfaktoren sehen Sie? Sonal Tanna: Steigende US-Zinsen und ein anzie- hender Dollar bedeuten nach wie vor eine Belastung für die Emerging Markets. Länder wie etwa Indonesien oder Südafrika mussten ihre Zinsen erhöhen, um ihre gegenüber dem Dollar fallenden Währungen ein wenig aufzufangen und die Erwartungen einer steigenden In- flation einzubremsen — das hat ihr Wachstum negativ beeinflusst. Investoren zogen viel Kapital aus den EM ab, da sie in den USA anständige Renditen bei weit ge- ringeren Risiken erzielen konnten. Dieser Trend könnte 2019 zu Ende gehen. Das US-Wachstum hat den Zenit überschritten, die Bewertungsrelationen haben sich zugunsten der EM verschoben. So ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,8 auf nur noch 1,5 gefallen. Wie wird sich die größere Gewichtung chinesischer A-Aktien auswirken? Der A-Aktienmarkt in Shanghai hat derzeit nur einen Anteil von 0,8 Prozent am MSCI EM Index, dazu kommen aber 30,5 Prozent von den weiteren China-Börsen, vor allem von Hongkong. Wenn der Aufnahme- grad für rund 230A-Aktien (von insgesamt 3467) 100 Prozent erreicht, wird bis 2025dieGewichtung derA-Aktienmassiv steigen auf rund16,2 Prozent. Die restlichen China-Börsen werden dann mit 25,8 Prozent gewichtet sein, was ein Gesamtge- wicht Chinas im EM Index von 42 Prozent entspricht. Da steckt großes Potenzial dahinter und gerade das A-Aktien-Segment könnte in den kommenden Jahren besonders gut performen. Bitte geben Sie Unternehmensbeispiele… Glodon Software, Marktführer in China, bietet Bau- und Baukostensoftware. Damit lassen sich versteckte Kosten aufspüren und Ausgaben durch bessere Planung und Überwachung von Anfang bis zum Bauende sparen. Die Software kam etwa beim Bau des neuen Pekinger Flughafens zum Einsatz und sparte gut zehn Prozent der geplanten Kosten ein. Ant Financial, ein Ableger von Alibaba und die größte Online-Geldanlageplattform der Welt, ist mit einem Marktwert von 150 Milliarden Dollar bald größer als Goldman Sachs. Zu nennen wären auch Didi Chuxing, Chinas Ant- wort auf Uber, Meituan-Dianping, ein Catering-Konzern und Lufax, eine Online-Finanzberatungs- und Vermittlungsplattform. Hier kommt etwa Künstliche Intelligenz beim Abchecken der Kreditwürdigkeit zum Einsatz. Man sieht: Technologie wird nicht mehr von den USA allein dominiert. Sonal Tanna, Portfolio Managerin des JPM EM Opportunities Fund | interview

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