GELD-Magazin, Februar 2019
und darüber hinaus eigentlich für die ge- samte Welt. Die chinesische Börse ist die zweitgrößte der Welt. China hat für mich den größten Wandel durchgemacht, den ich jemals in meiner Karriere erlebt habe. Indien hat nun zwar China beim Wachs- tum überholt, aber nur, weil es von einer niedrigeren Vergleichsbasis aus gestartet ist. China will die Wirtschaft nach einer restriktiveren Phase wieder mehr unter- stützen. Allein die Senkung des Mindest- reservesatzes für die Geschäftsbanken wird 800 Milliarden Yuan ins Finanzsys tem pumpen, um für Kreditvergaben zur Verfügung zu stehen“, erklärt Tanna. China wird globaler Champion Chinas Bestreben, eigene globale Champions aufzubauen, behagt den USA natürlich gar nicht. Doch sie wer- den nichts dagegen tun können, auch nicht mit Strafzöllen. China ist eben kein rohstoffgetriebener Markt mehr. „So ist Midea zu einem global führenden Her- steller von sogenannter Weißware (Kü- chen- und Haushaltsgeräte) aufgestie- gen und hat Whirlpool klar überflügelt, Kweichou Moutai macht der britischen Diageo im Bereich Spirituosen so starke Konkurrenz, dass die Chinesen zur glo- balen Nummer eins aufgestiegen sind, ebenso wie Inner Mongolia Yili bei Milch- produkten Danone überholen will. Die beiden erstgenannten Unternehmen ha- ben bereits eine deutlich höhere Markt- kapitalisierung als ihre westlichen Kon- kurrenten. Im Bereich des Gesundheits- wesens bietet etwa die chinesische Versi- cherung Ping An den Kunden eine ‚doc- tor-app‘, diese ermöglicht für zehn Fragen eine preisgünstige und qualitativ hoch- wertige Beratung durch Verwendung von Machine Learning-Technologien. Das anfängliche Diagnose-Screening erfolgt also mit Künstlicher Intelligenz. China befindet sich im Zentrum der disrup- tiven technologischen Entwicklungen“, schließt Tanna. Sean Taylor, Chief In- vestment Officer APAC bei der DWS, er- läutert seine Sicht: „Unser grundsätz- licher Investment Case (fundamentaler Anlagehintergrund) sieht weiterhin ein BIP-Wachstum von rund fünf Prozent für die gesamten EM voraus, besonders an- getrieben von der APAC-Region (Asia and Pacific). Ein starker Binnenkonsum, In- vestitionen und auch der Exportsektor tragen dazu bei. Auch die Corporate Go- vernance und der ROE (Ertrag auf das Eigenkapital) werden sich weiter verbes- sern, ebenso wie die Unternehmensbi- lanzen. Die Firmengewinne werden 2019 etwas über zehn Prozent hinaus steigen und die Bewertungen zeigen einen Ab- schlag von 25 Prozent gegenüber den ent- wickelten Märkten. Wir erwarten keine schockartigen Zustände z.B. im Handel zwischen den USA und China. Vielmehr könnten der Renminbi und andere EM- Währungen gegenüber dem Dollar sogar steigen. Hauptrisiken sind ein langsamer als erwartetes globales Wachstum, nicht ausreichende Stabilisierungsmaß- nahmen in China sowie politische Risi ken (z.B. Neuwahlen etwa im ASEAN- Bereich, also in einigen Staaten Südost asiens). Derzeit haben wir in unseren EM- Fonds China, Thailand, Brasilien und Russland übergewichtet. Demgegenüber sind Taiwan (Probleme in internationa- len Lieferketten aufgrund von Handels- konflikten), Südkorea (fallende Preise für Speicherchips), Mexiko, Südafrika und die Türkei untergewichtet.“Angesichts des Spielraums, den sich viele Noten- banken in den EM erarbeitet haben, so- wie sinkender Leistungsbilanzdefizite und Haushaltsverschuldungen könnten die Zinsen in vielen EM sinken, was die Aktienkurse beflügeln würde. Unterneh- men mit starken Geschäftsbeziehungen zu Taiwan bzw. Apple sowie Speicher- chiptitel aus Südkorea wurden aber im DWS Global EM reduziert. Solide Bilanzen gefragt Ross Teverson (Jupiter), Head of Strategy, Emerging Markets bei Jupiter und Fondsmanager des Jupiter Global EmergingMarkets Equity Unconstrained, glaubt, dass sich die Bewertungen vieler EM-Währungen gegenüber dem US-Dol- lar auf Mehrjahrestiefständen befinden. „Es gibt Grund zu der Annahme, dass der Dollar 2019 zurückgehen wird. Dazu bleiben die Fundamentaldaten vieler EMs stark. Die meisten unserer Portfo- liounternehmen haben eine Netto-Cash- Position in der Bilanz oder einen gerin- gen Verschuldungsgrad. Wir meiden Un- ternehmen, deren Fremdwährungsschul- den nicht durch operative Umsätze abge- deckt sind – etwa jene, die sich im Dollar märkte & fonds | Emerging Markets 34 | GELD-MAGAZIN – februar 2019 Was hat sich seit dem Jahresstart verändert? Die Gewinne pro Aktie zeigen kein Wachstum mehr, in Dollar gerechnet sind sie leicht gefallen. Quelle: Bloomberg LLP,J.P.MorganAsset Management Data as of 15th September 2018 100 80 60 40 20 0 -20 2000 2005 2010 2015 2018 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Gewinn/Aktie (EPS) in USD Gewinn/Aktie (EPS) in lokalenWährungen
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