GELD-Magazin, Februar 2019

Kredite von Unternehmen, die bereits stark verschuldet sind, mit Gläubiger­ vorrang) und direkte Bankkredite bevor­ zugt haben. Über diesen Umweg ist das Nettoschulden/EBITDA-Ratio deutlich gestiegen (zum Teil auch wegen schwä­ cherer operativer Gewinne).“ Corporate Bonds attraktiver Für Wolfgang Bauer, Manager des M&G (Lux) Absolute Return Bond Fund, macht die Ausweitung der Kreditspreads 2018 die Bewertungen von Corporate Bonds deutlich attraktiver als noch vor einem Jahr. „Wir finden gute Chancen bei kurzlaufenden europäischen BBB- Anleihen. Anleger können neben dem höheren Spread auch von der steileren Zinskurve profitieren, ohne das Risiko höherer Duration in Kauf nehmen zu müssen. Meiner Ansicht nach preisen die Risikoprämien im Corporate Bond-Seg­ ment die Wachstumsabschwächung be­ reits ein, vor allem in Europa. Hinsicht­ lich des Kreditrisikos habe ich derzeit eine Präferenz für europäische Corpo­ rate Bonds. Oft bieten Eurobonds höhere Kredit-Spreads als Dollar-Bonds dessel­ ben Emittenten. Für das gleiche Risiko erhalte ich also eine höhere Risikoprä­ mie im Euro“, meint Bauer. Daniel Lö­ sche, Investmentstratege bei Schroders, erklärt, dass trotz der niedrigen Renditen IG-Staatsanleihen Quelle einer Diver­ sifikation für 2019 sein können. „Wenn man die Abschwächung der globalen Konjunktur, den moderaten Inflations­ druck und die weniger restriktive Politik der Notenbanken berücksichtigt, so wur­ de unsere Meinung, was IG-Staatsanlei­ hen anbelangt, seit dem vierten Quartal 2018 etwas positiver. Dazu sehen wir Po­ tenzial im Bereich IG Corporates (erst­ klassige Unternehmensanleihen). Denn die Spreads (Zinsaufschläge gegenüber Top-gerateten Anleihen) sind gestiegen, die Risikoprämien wurden attraktiver. Eine konstruktive Haltung haben wir gegenüber Emerging Market Bonds in lo­ kaler Währung. Der US-Dollar hat sein Hoch gesehen und dürfte sich 2019 ab­ schwächen“, meint Lösche. Die restrik­ tivere US-Zinspolitik (Verkürzung der Notenbankbilanz durch Anleiheverkäufe) unddasEnde desAnleihekaufprogramms der EZB wird einen harten Test für den Bondmarkt darstellen. „Bisher waren die Auswirkungen geringer als erwartet. So fielen die US-Zehn-Jahres-Staatsanlei­ herenditen (= 10Y Treasuries) wieder un­ ter die Drei-Prozent-Marke, nachdem sie bis auf 3,3 Prozent gestiegen waren. Je­ denfalls werden die risikoreicheren Seg­ mente des Bondmarktes am meisten un­ ter Liquiditätsverknappung leiden. Die Euro IG Corporate Credit-Spreads (Zins- aufschläge vs. IG Staatsanleihen) sind 2018 von 80 auf über 160 Basispunkte (= 1,6 Prozent) gestiegen“, so Lösche. märkte & fonds | Anleihestrategie 30 | GELD-MAGAZIN – Februar 2019 credit: beigestellt Sehen Sie in der Verschlechterung der Kreditwürdig- keit ein Risiko für 2019? Thomas Hanson: Diese Frage beschäftigt zurzeit die meisten Kreditinvestoren, insbesondere diejeni- gen, die in Kredite mit niedrigeren Ratings investieren. Es sieht stark danach aus, als ob der Zyklus gedreht hätte: die Verlangsamung des globalen Wachstums und die Abschwächung der Liquidität werden 2019 wahr- scheinlich für deutlichen Gegenwind sorgen. Bereits im vergangenen Jahr kehrte die Volatilität in erheblichem Ausmaß an die Kreditmärkte zurück. Das machte sich insbesondere bei den europäischen High Yields bemerkbar. Die Märkte bestraften Unternehmen mit ausgereizten Kreditkennzahlen rück- sichtslos, selbst wenn die Geschäftszahlen nur leicht enttäuschten. In welchem Maß wurden die Risikofaktoren bereits von den Märkten eingepreist? Der Ausverkauf der europäischen Hochzinsanleihen war extrem aus- geprägt, wobei sich die Spreads vom niedrigsten Stand im Jahr 2018 mehr als verdoppelten und zum Jahresende mehr als 500 Basispunkte betrugen. Bei genauerer Betrachtung sehen wir, dass der Ausverkauf bei Single-B-bewerteten Wertpapieren noch dramatischer war, wobei die Spreads inzwischen deutlich über ihrem Allzeit- Durchschnittsniveau liegen. Wir würden daher trotz der jüngsten Rally argumentieren, dass europäische Hochzinsanleihen nach einer langen Zeit überzogener Bewertungen wieder attraktiver bewertet sind. Funda- mental sind die europäischen Unternehmensbilanzen im Großen und Ganzen in guter Verfassung. Haben Sie das Risiko Ihres Portfolios reduziert? Der Janus Henderson Horizon Euro High Yield Bond Fonds wurde im Jahr 2018 über weite Strecken aus ei- ner Top-down-Perspektive konservativ positioniert. Das hilft uns, im Umfeld sich ausweitender Spreads eine Outperformance zu erzielen. Einen Bogen um die Verlierer zu machen, ist ein Schlüsselfaktor für eine gute Performance. Im vergangenen Jahr war das aber von beson- ders großer Bedeutung, wenn man das schiere Volumen der Verluste bedenkt, die durch wenige große Emittenten verursacht wurden. Wir haben das Risiko im Fonds in jüngster Zeit leicht erhöht, auch um dem attraktiveren Bewertungsumfeld Rechnung zu tragen, aber in An- betracht des Punktes im Zyklus, an dem wir uns befinden, bleiben wir insgesamt vorsichtig positioniert. Der Janus Henderson Horizon Euro High Yield Bond fährt derzeit mit leicht angezogener Handbremse. Thomas Hanson, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors | interview

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