GELD-Magazin, Februar 2019

B is Ende 2018 sind die Anleihe­ renditen zum Teil deutlich ge­ stiegen. Die Tilgungsrendite des ICE (Intercontinental Exchange) BAML (Bank of America Merrill Lynch) Euro In­ vestment Grade (= IG) Corporate Index ist nach einem Tiefpunkt bei 0,7 Prozent Ende 2017 bis Anfang 2019 auf 1,4 Pro­ zent angezogen. Zwar hat sich der Kon­ junkturausblick verschlechtert, die poli­ tischen Risiken sind gestiegen und die Notenbanken agieren restriktiver in ihrer Zinspolitik, doch zahlreiche Investments bieten nun wieder attraktive Spreads (Zinsaufschläge)“, meint Rose Ouahba, Fondsmanagerin des Carmignac Patri­ moine. „Seit einigen Quartalen haben wir unsere Positionen bei Corporate Bonds reduziert – sie haben ein zu hohes Risiko für die gebotenen Renditen. Dafür hat der rasche Anstieg der Spreads bei High Yield (HY) Corporate Bonds dieses Seg­ ment wieder attraktiv gemacht. In den USA bieten diese Papiere rund 7,5 Pro­ zent und einen Zinsaufschlag (gegenüber IG) von 470 Basispunkten (= 4,7 Prozent) bei einer Ausfallrate von 1,9 Prozent, die 2019 weiter auf 1,5 Prozent fallen sollte, wobei die historische Rate bei 3,3 Pro­ zent liegt. Das Risiko von „Fallen Angels (= IG-Anleihen, die auf HY-Bonität herab­ gestuft werden) bleibt dennoch moderat. Das kann sich mit der Schwäche des Konjunkturzyklus ändern. In den USA sind die Fundamentaldaten der Unter­ nehmen weniger robust. Rund 800 Mil­ liarden Dollar wurden von Schuldnern emittiert, die nun versuchen, ihren Leve­ rage (Verschuldungsgrad) zu reduzieren, um ihre Bonitäten zu verteidigen. Die Duration (durchschnittliche Kapitalbin­ dungsdauer) haben wir zuletzt reduziert. In den USA sind wir für eine steilere Zins­ kurve positioniert. Die Konjunkturindi­ katoren sinken deutlich, ohne aber den Umkehrpunkt zu erreichen. Erst wenn die Abschwächung genügend Momen­ tum aufgebaut hat, werden die Renditen sinken, die dann tiefere Notenbankzin­ sen einpreisen.“ Themen-Investments Marika Dysenchuk, Portfolio Mana­ gerin des JPMorgan Global Bond Oppor­ tunities Fund, verfolgt mehrere Themen. „Eines wäre etwa der Fokus auf den pri­ vaten Verbraucher. Dabei setzen wir vor allem auf die Stärken der US-Konsu­ menten, und zwar mittels verbrieften Kre­ ditinstrumenten, bei denen das Kreditri­ siko auf der Fähigkeit der Konsumenten beruht, ihre Kredite auf ihre alltäglichen Einkäufe zurückzuzahlen. Dieses Bond­ segment bietet uns eine attraktive Kom­ bination eines Zinsvorsprungs – solche Papiere handeln mit einer Rendite von rund 3,3 Prozent, mit einer limitierten Duration (2,1 Jahre). Zudem erhalten wir die Möglichkeit, unsere Allokationen in Corporate Bonds und Mortgage Backed Securities (verbriefte Hypothekenkredite) zu diversifizieren. Interessant sind auch verbriefte Automobilkredite, denn 85 Pro­ zent der US-Dienstnehmer benötigen ein Auto, um zu ihren Arbeitsstellen zu ge­ langen. Ein weiteres Thema würden wir als Spread-Strategie im US HY-Bereich bezeichnen. Die Zinsaufschläge von 530 Basispunkten erscheinen uns attraktiv, gemessen an den starken Fundamental­ daten (Ausfallraten sind relativ niedrig und liegen zwischen ein und zwei Pro­ zent). Zudem sind die Neuemissionsvolu­ mina relativ gering. Der US-Markt erwar­ tet keine einzige Zinsanhebung mehr, und so bleiben wir am kurzen Ende der Zinskurve short positioniert. Weiter ent­ lang der Zinskurve halten wir Long-Posi­ tionen im längerfristigen Segment, denn wir erwarten ein baldiges Ende des US- Zyklus.“ Kreditverknappung negativ Joubeen Hurren, Senior Portfolioma­ nager des Aviva Investors Multi-Strategy (AIMS) Fixed Income Fund, geht in sei­ nem Basisszenario von einem weiteren Anziehen der globalen Anleiherenditen aus, vor allem wegen der Kreditverknap­ pung (quantitative tightening) durch die großen Notenbanken. „Wir bevorzugen den europäischen HY-Bereich gegenüber dem US HY-Sektor, vor allem wegen des geringeren Leverage (Verschuldungs­ grad) und einer geringeren Anfällig­ keit für tiefere Ölpreise. Weiters gefallen uns Rohstoffwährungen (Rubel, Brasi­ lianischer Real), die unter der jüngsten China-Schwäche und dem starken Öl­ preisverfall leiden. Bei den Staatsanlei­ hen sind wir in Europa untergewichtet, wie auch in den USA. Ein ähnliches Bild zeigt sich im IG Corporate Bond-Seg­ ment. Was weitere speziellere Anleihe­ segmente anbelangt, so sehen wir eini­ gen Wert in europäischen Nachrangan­ leihen im Finanzsektor (Banken) sowie EM Lokalwährungsanleihen (Indonesien Peru, Südafrika). Wir glauben, dass die Fed noch einige Male die Zinsen anheben credit:Alexander Limbach/stock.adobe.com märkte & fonds | Anleihestrategie 28 | GELD-MAGAZIN – Februar 2019 2018 war auch für viele Anleiheinvestoren ein Jahr, das sie lieber vergessen würden. Politische Unsicherheit, eine straffere Geldpolitik und enttäuschende Unternehmensgewinne, vor allem in Europa, waren eine starke Belastung. 2019 könnte ein Umschwung beginnen. Wolfgang Regner Ende des Zinszyklus?

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