GELD-Magazin, Februar 2019
D ie meisten Menschen lernen die Evolutionstheorie bereits in der Schule kennen. Ohne weiteres (berufliches) Interesse wird die Entwick- lungsgeschichte der verschiedenen Lebe- wesen aber meist als Allgemeinwissen in eine hintere Ecke des Gehirns verbannt. Dadurch verliert man leider ein Denk- muster, das auf kontinuierlicher Verän- derung aufbaut. ZUNEHMENDE GESCHWINDIGKEIT Die Geschwindigkeit der Verände- rungen nimmt jedoch in vielen Bereichen sehr stark zu. Beispiele hierfür sind re- gulatorische Vorschriften, wechselnde Kundenbedürfnisse oder auch politische Ereignisse. Verfolgt man die tagtäglich einprasselnde Informationsflut durch Nachrichten und soziale Medien, so fällt auf, dass unser Verständnis der Zeit ge- rade revolutioniert wird. Eine schnellere Taktung unserer Welt stellt sich ein. Um in dieser Veränderung nachhaltig erfolg- reich zu sein, wird es immer wichtiger, Flexibilität aktiv zu leben. FOKUS AUF VERÄNDERUNG Hier bietet die Evolutionstheorie ein passendes Denkmuster. Ein Verständnis der Evolutionstheorie gibt es nicht nur in der Biologie, sondern in den verschie- densten Disziplinen der Wissenschaft. Unter anderem auch in den Wirtschafts- wissenschaften. Diese sind nur leider we- niger populär als die biologische Version von Charles Darwin. Nichtsdestotrotz können wir von der Evolutionstheorie sehr viel lernen. Wichtigstes Merkmal ist der Fokus auf Veränderung. Besonders in Beratungsgesprächen zeigt sich, wel- che Einstellung Menschen zu „Risiko“ und „Veränderung“ haben. Dabei seh- nen sich die meisten Anleger noch im- mer nach „ruhigen Marktphasen“. All- gemein wirken niedrige Schwankungen im Portfolio selbst bei einem langen Zeit- horizont auf die meisten Kunden be-RU- HIG-end. Dieses Empfinden wird durch die Nachrichten zusätzlich verstärkt. Ein Wirtschaftssystem ist jedoch alles ande- re als ruhig, es unterliegt ständigen Ver- änderungen – und das ist auch gut so! Phasen der Veränderung schaffen ge- nauso auch Möglichkeiten und Chancen. Risiko ist nämlich die Wahrscheinlich- keit zu gewinnen oder zu verlieren. Es ist der Effekt der Unsicherheit auf unse- re Ziele und somit ein natürliches Phä- nomen. Stellt man sich auf permanente Veränderung ein, so können Chancen unter realistischer Betrachtung der Ver- lustmöglichkeiten aktiv erkannt werden. Und wer seine Gelegenheiten, egal ob be- ruflich oder am Kapitalmarkt, nicht nur erkennt, sondern auch nutzt, wird auto- matisch erfolgreicher. EIN OPTIMUM IST RELATIV Erfolg ist Übungssache und ebenfalls Teil der Evolutionstheorie. Es gibt spe- zielle Mechanismen, die nur darauf abge- stellt sind, den Organismus permanent zu verbessern. Denn mit „survival of the fittest“ ist nicht „der Stärkste“ gemeint, sondern derjenige, der sich am besten weiterentwickelt. Das sollte unser Ziel sein, denn gibt es keine Weiterentwick- lung, so herrscht Stillstand. Und dieser Zustand führt in einer sich permanent ändernden Welt automatisch zu Rück- schritt. Kritisch zu hinterfragen, wie wir unsere Geschäfts- oder Investitionspro- zesse ständig verbessern können, sollte zur Selbstverständlichkeit werden. Aber Vorsicht mit dem Streben nach Perfek- tion. Die Realität bietet zu viele verschie- dene Varianten und deshalb ist ein ob- jektives Optimum in der Evolutions- theorie ausgeschlossen. Auch wenn es mathematisch, unter Zuhilfenahme von Modellannahmen, errechnet werden kann. Würde das Beste erreicht werden können, gäbe es keinen Anreiz zur Ver- änderung und wir würden im Stillstand verharren. Die verschiedenen Umwelt- ereignisse schaffen immer wieder neue Herausforderungen, sodass eine konti- nuierliche Weiterentwicklung notwen- dig ist. Besonders auch in der Invest- mententscheidung kann das Berater und Kunden beruhigen. Es gibt nur Entschei- dungen die bestmöglich zu den jewei- ligen finanziellen Verhältnissen, subjek- tiven Zielen und der individuellen Risi- kobereitschaft des Kunden passen. Das kann Druck aus dem Beratungsgespräch nehmen und ist zudem der Grund für die Individualität der Beratung. CREDIT: beigestellt Dynamische Zeiten erfordern eine höhere Flexibilität! Durch immer größeren Veränderungsdruck stoßen alt- bewährte Konzepte oft an ihre Grenzen. Die Evolutionstheorie ist die Lösung. Gastbeitrag von Markus Jirsa Evolution trifft Wirtschaft FEBRUAR 2019 – GELD-MAGAZIN | 21 Gastbeitrag | BANKING ZUR PERSON: Markus Jirsa ist Veranlagungsspe- zialist & Vertriebspartnermanager bei der Allianz Investmentbank. 2018 schloss er sein Masterstu- dium in Unternehmensführung – Executive Management, an der FH Wien der WKW, ab. Er studierte außerdem Betriebswirtschaftsleh- re an der WU Wien, Spezialisie- rung Außenhandels und Chance Management & Management Development. Er absolvierte zudem die Prüfungen für den „Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegen- heiten“ und „Gewerblicher Vermögensberater“
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