GELD-Magazin, Februar 2019
Nun sind alle Augen auf Europa ge- richtet, das sich zum nächsten Schlacht- feld für die angespannten amerikanisch- chinesischen Beziehungen entwickelt. Grund dafür ist Amerikas Drängen, dass sich europäische Allianzpartner gegen Huawei wenden. Auf Polen beispielswei- se übten Beamte der US-Regierung er- heblichen Druck aus, indem sie den Aus- schluss Huaweis als Voraussetzung für mögliche Truppenbewegungen oder gar die Errichtung einer amerikanischen Militärbasis auf polnischem Gebiet ins Spiel brachten. Und Polen knickte bereits ein. Nach den letzten Verhaftungen rief die polnische Regierung die EU und die Nato dazu auf, im Umgang mit dem chi- nesischen Telekommunikationskonzern zu einer „gemeinsame Linie“ zu finden. „Auch in der Nato gibt es Bedenken wegen Huawei“, betonte kürzlich Innenminister schaltete sich das chinesische Außen ministerium ein und drohte seinerseits Kanada mit „schweren Folgen“ auf den eindeutig politischen Affront. Wenige Tage später ließ China den ehemaligen kanadischen Diplomaten Michael Kov- rig sowie den kanadischen Geschäfts- mann und Korea-Experten Michael Spa- vor unter dem Vorwurf der Gefährdung nationaler Sicherheit inhaftieren. Zu- sätzlich wurde die 15-jährige Haftstrafe eines weiteren, wegen Drogenschmug- gels verurteilten Kanadiers völlig über- raschend in eine Todesstrafe umgewan- delt. Als sich daraufhin der kanadische Botschafter in China, John McCallum, einschaltete und die Aufhebung des Aus- lieferungsantrages Mengs von Seiten der USA forderte, wurde dieser kurzerhand von Kanadas Premierminister Justin Trudeau entlassen. Huawei distanzierte sich prompt und entließ den in Ungnade gefallenen Mit arbeiter. Tech-war oder Trade-war? Der Fall Huawei entwickelte sich da- mit zu einem Politkrimi, in dem die Gren- zen zwischen Wirtschaftskriminalität und Handelskrieg immer mehr zu ver- schwimmen drohen. Beteuerungen von amerikanischer wie chinesischer Seite, dass die Huawei-Affäre in keinem Zu- sammenhang mit den Handelsstreitig- keiten der beiden Nationen steht, ist we- nig Glauben zu schenken. Schon kurz nach der Verhaftung Mengs stellte Trump eine persönliche In- tervention im Auslieferungsverfahren in Aussicht, um sich mittels übergericht- licher Order Verhandlungsspielraum im Handelskrieg zu schaffen. Im Gegenzug Warum 5G unser Leben revolutionieren wird Extrem hohe Übertragungsrate » » Die neueste, fünfte Mobilfunkgeneration 5G steht gerade weltweit vor dem Ausbau. In den USA, China, Japan und Südkorea wird das erste 5G-Netz bereits 2019 in Betrieb gehen. Der Rest der Welt dürfte vermutlich in den nächsten zwei bis drei Jahren folgen. Die Veränderungen, die die 5G-Revolution mit sich bringen wird, sind gewaltig und übersteigen laut Meinung mancher Experten die Inbetriebnahme des Internets selbst.Mit bis zu hundertfach schnellerer Geschwindigkeit und einer Latenzzeit von einer Millisekunde – etwa die Reaktionszeit von Nervenzellen – wird 5G-Datenübertragung quasi in Echtzeit ermöglichen. Totale Vernetzung aller Geräte möglich » » In Kombination mit Technologie-Megatrends wie IoT, d.h. die totale Vernetzung von Gerät, Mensch und Umgebung, Künstlicher Intelligenz und Virtual bzw.Augmented Reality, sollen sich Anwendungen ergeben, die die Menschheit so bisher noch nicht kannte.Anders als bei der bisherigen 4G-Technologie basiert 5G nicht auf zentralen Sendemasten und Dachstandorten, die ein großes Gebiet abdecken, sondern wird zusätzlich durch unzählige Sender in der Größe eines Fußballs ergänzt. Der Ausbau des 5G-Netzes richtet sich dadurch stark nach den Anfor- derungen der Anwender vor Ort. Bedenken der westlichen Regierungen » » Die komplexen Anforderungen an eine so kleinzellige Netzwerkarchitektur erfordert auch enormen Wartungsaufwand der dahinterliegenden Software, wodurch wöchentliche Aktua lisierungen erforderlich werden. Genau hier bestehen die Bedenken westlicher Regierungen gegenüber chinesischen Produzenten.Aufgrund der Frequenz der erforderlichen Updates ist es zeitlich nicht mehr möglich, Softwareversionen regelmäßig und vollständig zu überprüfen. Selbst bei geprüfter Hardware lassen sich über die Software Hintertüren einbauen, die Cyber- spionage ermöglichen würden. Brennpunkt | Huawei 14 | GELD-MAGAZIN – Februar 2019 creditS: Stephan Clausen/wikimedia,CNBC
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