GELD-Magazin, Februar 2019
bei nur ein weiteres Kapitel einer langen PR- und Transparenzoffensive des Tech- Giganten. Über Jahre hinweg wurden zu- vor Forschungskollaborationen mit Uni- versitäten gestartet, Stipendien finan- ziert und Sponsorenverträge mit inter- nationalen Fußballclubs abgeschlossen. Und nicht nur zur breiten Öffentlich- keit, auch zu Regierungen und Behörden wurde die Nähe gesucht. In Bonn eröff- nete man beispielsweise ein sogenanntes „Security Innovation Lab“ in enger Zu- sammenarbeit mit dem deutschen Bun- desamt für Sicherheit in der Informati- onstechnik, um die stark angeschlagene Reputation des Konzerns zu retten. Verständliche Mühen, wenn man bedenkt, was für Huawei auf dem Spiel steht. In nur 32 Jahren entwickelte man sich vom Importeur einfachen Telefon equipments zum weltgrößten Netzwerk- technik-Hersteller noch vor Ericsson und Nokia. Auch im Smartphonebereich, in dem das Unternehmen erst 2010 Fuß ge- fasst hat, gelang es Huawei vergangenes Jahr, Apple den zweiten Rang abzulau- fen – und somit das erste Mal seit 2011 die Samsung/Apple-Spitze zu brechen. 2020 will Huawei übrigens auch Sam- sung vom Thron stoßen. Hightech oder Spytech? Trotz der enormen Verkaufszahlen entwickelte sich 2018 aber zu einem der schwierigsten Jahre für Huawei. Anfang des Jahres flammte der Handelskonflikt zwischen den USA und China auf. Zu- dem traten erneut sechs Top-Nachrich- tendienstsprecher – u.a. des FBI, der CIA und der NSA – vor einem Kongressaus- schuss des US-Senats auf und wiederhol ten ihre Sicherheitsbedenken gegenüber Huawei. Gleichzeitig rieten die Geheim- dienste amerikanischen Unternehmen davon ab, chinesische Telekommunika- tionsprodukte zu kaufen – just zu einem Zeitpunkt, zu dem sich der weltweite Ausbau des neuen 5G-Netzes als Multi- Milliarden-Geschäft für die Elektronik industrie abzuzeichnen begann. Im Dezember 2018 kam es anschlie- ßend auf Ansuchen amerikanischer Be- hörden zur Festnahme von Meng Wanz- hou, der Huawei-Finanzchefin und Toch- ter des Gründers Ren Zhengfei, in Kana- da. Genau am selben Tag, an dem Trump beim G20-Treffen in Brasilien mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping ei- nen 90-tägigen Stopp für neue Zölle ver- einbart hatte. Meng, die als Nachfolge- rin ihres Vaters an der Konzernspitze gehandelt wird, wird vorgeworfen, an ei- ner Verletzung der amerikanischen Han- delssanktionen gegen den Iran und da- mit verbundenen Finanzbetrug beteiligt gewesen zu sein. Die offizielle Anklage in 13 Punkten erfolgte Ende Jänner dieses Jahres vor dem zuständigen Bundesge- richt in Brooklyn, gleichzeitig mit einer davon unabhängigen Klage wegen Ver- dachts auf Diebstahl von Betriebsge- heimnissen des amerikanischen Kon- kurrenten T-Mobile USA. Die 47-jährige Meng Wanzhou steht seither in Vancou- ver unter Hausarrest und wartet auf die Auslieferung in die USA, wo ihr bis zu 30 Jahre Haft drohen. Auch in Europa, Huaweis größtem Wachstumsmarkt, erhöhte sich kürz- lich der Druck von öffentlicher Seite. Erst vor wenigen Wochen wurden in Polen der Huawei-Mitarbeiter Wang Weijing, Ver- kaufsdirektor für Kundendes öffentlichen Sektors, und ein polnischer Cybersicher- heitsexperte wegen Anschuldigungen der Spionage für den chinesischen Geheim- dienst in Untersuchungshaft genommen. Februar 2019 – GELD-MAGAZIN | 13 Huawei | brennpunkt Ren Zhengfei, Gründer und CEO von Huawei Ren Zhengfei wurde 1944 in der südchinesischen Provinz Guizhou geboren. Zusammen mit seinen Eltern und sechs Geschwistern wuchs Ren in relativ ärmlichen Verhältnissen auf. Später studierte er am Chongqing Institute of Civil Engineering and Architecture und arbeitete bis 1974 als Ingenieur, bevor er in die Volksbefreiungsarmee eintrat und als Militärtechnologe tätig wurde. 1978 trat er der Kommunistischen Partei Chinas bei. 1982 musste er wegen eines starken Personalabbaus die Volksbefreiungsarmee verlassen und arbeitete anschließend für die Shenzhen South Sea Oil Corporation, bis er sich 1987, aus Unzufriedenheit mit seinem damaligen Job, dazu entschloss, Huawei zu gründen. Mit umgerechnet 3000 US-Dollar Startkapital begann sich Huawei auf den Handel mit Telekom- munikations-Equipment zu spezialisieren. Ende der 1990er Jahre wagte sich der bis dahin nur auf China spezialisierte Huawei-Konzern mit Afrika, dem Nahen Osten und Südostasien in jene Regi- onen, die die großen Konkurrenten wie Ericsson damals ignorierten. Dies legte den Grundstein für den internationalen Erfolg, der Ren Zhengfei mit einem geschätzten Vermögen von 3,3 Milliarden US-Dollar heute zum 83-reichsten Chinesen machte. Privat ist Ren in dritter Ehe mit seiner früheren Assistentin Su Wei verheiratet.Aus den vorigen Ehen stammen zwei Töchter,Meng Wanzhou und Annabel Yao, sowie der Sohn Meng Ping. „ Ich glaube, Donald Trump ist ein großartiger Präsident. “ Ren Zhengfei,Gründer und CEO, Huawei
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