GELD-Magazin, Februar 2019

D ie Übersetzung des Firmenna- mens „Chinesischer Erfolg“ für Huaweis rasantes Wachstum ist bezeichnend. Ebenso wie die Öffentlich- keitsscheue seines Gründers Ren Zheng- fei, die die mysteriöse Aura des Unterneh- mens seit seiner internationalen Expan- sion Ende der 90er Jahre umgibt. Erst im Jahr 2013, nach 26 Jahren an der Spitze des Elektronikkonzerns, gewährte der heute 74-jährige Zhengfei neuseelän- dischen Medien ein erstes Interview. Rückblickend waren Zeitpunkt und In- halt des öffentlichen Auftritts von ihm mit Kalkül gewählt. In Australien und den USA wurde Huawei kurz zuvor aufgrund schwelender Spionagevorwürfe vom Aus- bau des nationalen Breitband-Netzwerkes und Regierungsaufträgen ausgeschlos- sen. Damit drohte nach dem kompletten Rückzug aus dem US-Markt im Frühjahr 2013 – aus demselben Grund – auch der strategisch wichtige neuseeländische Markt unter dem Einfluss der gemein- samen Geheimdienstallianz „Five Eyes“ wegzubrechen. Zhengfeis bereitwillige Rede und Antwort zu Fragen wie Partei- mitgliedschaft, Militärvergangenheit und Menschenrechte in China kamen da ge- nau zur richtigen Zeit, um ihren Anteil an einer breitangelegten Imagepolitur zu leisten und Schlimmeres vorerst abzu- wenden. Nachdem es – abgesehen von einem unfreiwilligen Auftritt beim Weltwirt- schaftsforum in Davos 2015 – einige Jah- re ruhiger um den Manager des weltweit größten Telekommunikationsausrüsters wurde, war es Mitte Jänner dieses Jah- res für Ren Zhengfei erneut an der Zeit, das Schweigen vor internationaler Presse zu brechen, um die Wogen um Spionage- vorwürfe persönlich zu glätten. Charme-offensive Wie brisant sich Huaweis Lage dieses Mal gestaltete, zeigte die Wortwahl, mit der sich Zhengfei von der vorgeworfenen Abhängigkeit von der chinesischen Re- gierung distanzierte: „Huawei und ich persönlich haben niemals Anfragen jegli- cher Regierungen zur Bereitstellung un- lauterer Informationen bekommen (...) und würden definitiv jede solcher Anfra- gen kategorisch ablehnen (...). Wir wer- den niemals irgendeiner Nation oder ir- gendeinem Individuum schaden!“ Das kalmierende Interview samt gekonnt ge- streutem Lob für den amerikanischen Präsidenten Donald Trump markierte da- creditS: Huawei Brennpunkt | Huawei 12 | GELD-MAGAZIN – Februar 2019 Die Schlinge um den Hals des Tech-Giganten Huawei zog sich in den letzten Wochen gefährlich zu. Überwachungsvorwürfe, Embargobruch und Industriespionage werfen kein gutes Licht auf das sonst so erfolgsverwöhnte Aushängeschild der chinesischen Wirtschaft. Was steckt tatsächlich dahinter? Moritz Schuh Kampf um globale Netzwerke

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