fbpx
20. September 2023

Firmenpleiten: Plus 10 Prozent

Die Zahl der Firmenpleiten ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegt knapp über dem Vorkrisenniveau 2019. Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind in den ersten drei Quartalen 2023 in Österreich 3.906 Unternehmen (+ 9,9 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen.

KSV_Insolvenzstatistik

Darüber hinaus gerät die Bauwirtschaft immer mehr unter Druck: denn während sich der Handel bereits seit längerer Zeit in der Krise befindet, verdichten sich nun die Gewitterwolken über der Baubranche zunehmend. Mit Blickrichtung Jahresende werden in Österreich insgesamt bis zu 5.300 Firmenpleiten erwartet.

Keine Insolvenzwelle

MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz
Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz, © Anna Rauchenberger

Österreichs Wirtschaft scheint trotz anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen insgesamt recht krisenresistent zu sein. Zwar ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen (3.906 Fälle entsprechen 14 Firmenpleiten pro Tag) in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, dennoch liegt das aktuelle Ergebnis nur um 2,6 Prozent über jenem aus dem Vorkrisenjahr 2019. Parallel dazu sind die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Insolvenzen um 6,4 Prozent auf 1.507 Pleiten gestiegen.

„Anhand der aktuellen Zahlen von einer Insolvenzwelle zu sprechen, wäre falsch. Bei dem Anstieg handelt es sich um die vom KSV1870 seit längerem prognostizierte Nivellierung, die uns wohl auch in nächster Zeit begleiten wird“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Er ergänzt: „Die mitunter subjektive Wahrnehmung vermehrter Insolvenzen liegt vor allem darin begründet, dass es über den Sommer hinweg einige prominente Handelsunternehmen erwischt hat, die aus durchaus nachvollziehbaren Gründen von großem medialen Interesse begleitet wurden.“ Darüber hinaus ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 18.400 Personen (+ 80 %) und jene der betroffenen Gläubiger auf 31.400 Geschädigte (+ 44 %) angewachsen.

Sorgenkind Baubranche

Wie die aktuelle KSV1870 Hochrechnung belegt, sind der Handel (737 Fälle, +12 % gegenüber 2022), die Bauwirtschaft (650 Fälle, +13 %) und der Bereich Gastronomie/Beherbergung
(507 Fälle, +19 %) weiterhin die Insolvenztreiber des Landes. Zwar verzeichnet unter diesen drei Branchen aktuell die Gastronomie den größten Zuwachs, doch ist es vor allem die Bauwirtschaft, die sich immer mehr zum Sorgenkind der heimischen Wirtschaft entwickelt.

„Im Vergleich zu 2019 sprechen wir aktuell von rund zehn Prozent mehr Pleiten im Baugewerbe, Tendenz steigend“, so Götze. Denn neben den bereits steigenden Firmenpleiten kommt auch eine Auftragslage hinzu, die wenig Gutes für die Baubranche vermuten lässt, wie aus einer internen Auswertung der KSV1870 Wirtschaftsinformation hervorgeht: „Unsere Expertinnen und Experten haben den Zeitraum zwischen August und September 2023 unter die Lupe genommen, und dabei festgestellt, dass die Auftragslage in der gesamten Baubranche zuletzt stark rückläufig ist. Insgesamt ist die Auftragslage für 2023 schwach und auch 2024 wird aus heutiger Sicht nicht besser werden“, so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

5.300 Firmenpleiten realistisch

„Auch aufgrund des großen Einflusses der Baubranche auf das gesamte heimische Insolvenzwesen gehen wir aus heutiger Sicht fest davon aus, dass Ende 2023 die 5.000er-Marke an Unternehmensinsolvenzen erstmals seit dem Jahr 2019 überschritten wird“, so Götze. Mit einer realistischen Prognose von rund 5.300 Firmenpleiten wären das in etwa 500 Insolvenzfälle mehr als im vergangenen Jahr. Das klingt im ersten Moment viel, ist aber de facto nichts anderes als das Erreichen eines durchschnittlichen Insolvenzjahres, plus einen moderaten Zuwachs, der den jüngsten Krisenjahren geschuldet ist. Somit gilt: „Trotz der Entwicklungen im Handel und im Baugewerbe sehen wir als KSV1870 aus heutiger Sicht weiterhin keine Insolvenzwelle auf Österreich zukommen“, so Götze.

KSV1870/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.