Fed Zinssenkung: „Lärm runter“
In der vergangenen Woche hat die Fed ihre Funds Target Rate um 50 Basispunkte gesenkt. Wie üblich war die Marktreaktion recht gemischt und wieder einmal bestätigte sich, dass sich Markt-Timing bezüglich Aktionen der Fed nicht lohnt.
„Die Aktienmärkte haben endlich das erhalten, was sie sich so lange gewünscht haben“, resümiert Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. „Die Schlagzeilen hatten jedoch Schwierigkeiten, sich zwischen einer Interpretation als gutes oder schlechtes Zeichen für die globalen Aktienmärkte zu entscheiden.“ Sind es nun die sinkenden Zinsen, welche die Wirtschaft und Aktienmärkte antreiben? Oder eben doch ein Warnsignal, dass die Fed große Probleme voraussieht und daher die Zinsen senkt? „Unser Vorschlag lautet: Drehen Sie den Lärm runter. Es existiert kein Hinweis darauf, dass eine Senkung des Zinses um 50 Basispunkte auf neue Probleme verweist“, so der Experte. „Die Fed hat keine besondere Prognosefähigkeit und Märkte haben bereits bewiesen, dass die Auswirkungen der Zinsentwicklung wesentlich geringer sind, als viele glauben.“
Beweis der Vergangenheit
Kurzfristig könne man diesen Zusammenhang anhand der letzten zwei Jahre beobachten. Die Fed hätte ihren Zinserhöhungszyklus am 17. März 2022 gestartet. „Zu diesem Zeitpunkt waren die Aktienmärkte bereits zweieinhalb Monate gefallen und sicherlich haben die Zinsentwicklungen zu einer Verschlechterung der Stimmung in den darauffolgenden Monaten beigetragen“, betont Grüner. Doch bereits im Oktober 2022 sei ein neuer Bullenmarkt gestartet, der bis heute andauere. Am vergangenen Mittwoch habe der S&P 500 mit 34,5 Prozent deutlich über seinem Niveau direkt vor der ersten Zinserhöhung gelegen. Während die Fed den Spitzen-Zinssatz von 5,25 Prozent bis 5,5 Prozent aufrechterhalten habe, sei der amerikanische Markt um 25,5 Prozent gestiegen. Der Aktienmarkt hätte also keine fundamentalen Schwierigkeiten mit hohen Zinsen gezeigt.
Langfristige Perspektive zählt
Auch auf lange Frist bestätige sich dieses Bild. „Legionen von Analysten beobachten jedes Wort der Fed-Mitglieder genau“, so Grüner. „Viele Marktteilnehmer wollten niedrige Zinsen und haben sie nun bekommen. Doch gleichzeitig mangelte es nicht an Kommentaren, welche Probleme die Fed in der kommenden Zeit sieht, insbesondere an der Arbeitsmarktfront.“ Die Prognosen bis Jahresende seien somit mit weiteren Zinssenkungsfantasien versehen worden. Andere Experten hätten auf die letzten Zinssenkungszyklen aus den Jahren 2001, 2007 und 2020 verwiesen, welche allesamt innerhalb von Bärenmärkten stattgefunden hätten. Doch die Fed besitze keine Insiderinformationen und agiere tendenziell eher rückwärts- als zukunftsorientiert. Die Daten würden diese Sichtweise bestätigen: Seit 1950 habe der S&P 500 nach ersten Zinssenkungen in 78,6 Prozent der Fälle in den kommenden zwölf Monaten steigen können. Die Durchschnittsrendite habe bei 10,5 Prozent gelegen. Bullish? Bearish? Die Richtung sei nicht vorgegeben.
Sinnloses Grübeln
„Seit Beginn der Zinserhöhungen wird vor allem die Stimmung maßgeblich beeinflusst“, resümiert Grüner. „Schon früh konnte die Weltwirtschaft trotz aller Unkenrufe ihre Resilienz gegen höhere Zinsen unter Beweis stellen.“ Da steigende Zinsen nicht die negative Schlagkraft entfalten konnten, die alle befürchteten, seien sinkende Zinsen auch nicht grundsätzlich positiv. Viel eher würden sich Marktbeobachter an Interpretationen versuchen, die tendenziell sinnlos seien. „Die Fed agiert viel eher rückwärts- als zukunftsgerichtet. Daher drehen Sie den Lärm runter und genießen Sie den laufenden Bullenmarkt – die Fed wird ihn aktuell nicht unterbrechen.“
Grüner Fisher/HK
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