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10. Oktober 2024

Fed und EZB: Zwei Wege

Sowohl die Fed als auch die EZB lockern ihre Geldpolitik, gehen dabei aber unterschiedlich vor. Während die Fed entschlossen und präventiv agiert, wählt die EZB einen vorsichtigen datenabhängigen Ansatz und entscheidet von Sitzung zu Sitzung.

Allerdings hat der US-Arbeitsmarktbericht weitere Belege geliefert, dass die amerikanische Konjunktur nur allmählich nachlässt, und Christine Lagarde signalisierte in ihrer letzten Rede vor dem europäischen Parlament die Bereitschaft für mehrere Zinssenkungen hintereinander. Die Mitglieder des EZB-Rats – selbst die Falken – sind zunehmend besorgt wegen der immer schwächeren Realwirtschaft.  

Fed: Wahlen verunsichern

Gilles Moëc, Group Chief Economist bei AXA Investment Managers
Gilles Moëc, Group Chief Economist bei AXA Investment Managers

Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist, beleuchtet die Situation: „Nach dem Arbeitsbericht ist eine Senkung des US-Leitzinses um 50 Basispunkte im November aus unserer Sicht vom Tisch. Da aber der Offenmarktausschuss der Fed bereit ist, auch dann vorbeugende Entscheidungen zu treffen, wenn es keine augenfälligen Zeichen für einen Konjunkturabschwung gibt, halten wir weitere Senkungen um jeweils 25 Basispunkte und ein langfristiges Zinsziel über dem langfristigen Durchschnitt für das wahrscheinlichste Szenario – solange sich die Inflation in Grenzen hält.  Zugleich denken wir aber nach wie vor, dass es vor den Wahlen schwer ist, mit auch nur irgendwie akzeptabler Genauigkeit zu sagen, wie die US-Zinspolitik im Jahr 2025 aussehen wird. Dazu liegen die Auswirkungen des Wahlausgangs auf die Inflationsrisiken zu weit auseinander.“

EZB: Keine expansive Politik

„Christine Lagarde machte in ihrer einleitenden Stellungnahme vor dem EU-Parlament deutlich, dass der EZB-Rat mit einer weiteren Lockerung nicht auf eine neue vollständige Prognose warten werde. Diesseits des Atlantiks halten wir es für am wahrscheinlichsten, dass die EZB ihren Leitzins von jetzt an auf jeder Sitzung um jeweils 25 Basispunkte senken wird – bis Juni 2025, wenn die neutrale Rate (von etwa 2%) erreicht ist.   Ohne eine „klare“ Rezession wird die Zentralbank keine expansive Geldpolitik betreiben. Und die kann noch immer vermieden werden.“

Schweiz: Probleme am Horizont

„Außerdem haben wir die Schweiz unter die Lupe genommen. Die Schweizerische Nationalbank hat in diesem Zyklus nicht auf die EZB gewartet und früh mit Zinssenkungen begonnen. Im September senkte die SNB die Zinsen erneut, und zwar im Vergleich zum Nachbarn mit klareren Aussichten zum weiteren Verlauf. So erklärte der Vorsitzende, dass weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen möglicherweise nötig seien. Die Schweizer Nationalbank müsste möglicherweise ihre Bilanzsumme mittels massiver Währungseingriffe erneut künstlich erhöhen, sobald der geringe Spielraum für Zinssenkungen ausgeschöpft ist. Die Schweiz hat ein bevorstehendes Problem: Mit der Rückkehr der Inflation bei ihren größten Wettbewerbern auf 2 % müsste sie eine inländische Deflation akzeptieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit angesichts der nominalen Währungsaufwertung aufrechtzuerhalten.“

AXA IM/HK

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