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1. August 2024

Eurozone: Bescheidene Erholung

Das Gesamt-BIP der Eurozone wuchs im zweiten Quartal um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde die Wachstumsrate des ersten Quartals wiederholt und die Erwartungen von 0,2 Prozent übertroffen – und die bescheidene Erholung nach einem sehr schwachen Jahr 2023 fortgesetzt.

Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments
Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments

Sieben der zehn bisher gemeldeten Mitgliedsstaaten verzeichneten ein Wachstum, darunter drei der vier größten: Spanien (0,8 Prozent), Frankreich (0,3 Prozent) und Italien (0,2 Prozent). „Die Schlagzeilen konzentrierten sich jedoch auf das große Land, das nicht gewachsen ist: Deutschland, dessen BIP im Quartalsvergleich um 0,1 Prozent gesunken ist“, erläutert Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. „Damit verstärkten sich die Befürchtungen, dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone mit einer Rezession liebäugelt und zum ‚kranken Mann Europas‘ wird.“

Bekannte Probleme

Die zahlreichen Probleme in Deutschland würden sich nicht wegdiskutieren lassen, für die Aktienmärkte sei jedoch ein Großteil dieser Diskussionen nebensächlich. Es werde viel über Deutschlands Zusammensetzung und seine relativ große Abhängigkeit von der Schwerindustrie – insbesondere der Automobilindustrie – geredet. „Dies ist der Grund für die schwachen Langzeitprognosen, in denen davor gewarnt wird, dass diese Industrie durch den subventionierten internationalen Wettbewerb und das Fehlen einer groß angelegten Industriestrategie der Regierung ausgehöhlt werden könnte“, so Grüner. „Aber das sind alles langfristige strukturelle Themen, die bekannt sind.“ Sie seien auch nicht unbedingt richtig, da der Privatsektor in Deutschland den Großteil der Investitionen tätige und der Dienstleistungssektor viel mehr leiste, als man denkt.

Für die Aktienmärkte sei die Sache dagegen viel einfacher: Die entscheidende Frage sei, ob durch die BIP-Zahlen etwas Neues und Negatives über die deutsche Wirtschaft erfahren wurde, was zuvor nicht bekannt gewesen sei? „Das glauben wir nicht“, betont Grüner. „Die relative Schwäche reicht schon einige Jahre zurück und höhere Energiepreise sind ein alter Hut.“ Das Gleiche gelte für die Probleme der Autoindustrie, einschließlich der schwankenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Chinas subventioniertem Exportschub. Wenn man sich die Renditen der deutschen Automobilindustrie im Vergleich zu anderen deutschen Aktien ansehe, seien sich die Märkte dessen wohl bewusst.

Gemischtes Bild der Eurozone

„Das BIP in der Eurozone liefert ein gemischtes Bild“, resümiert Grüner. „Der Fokus liegt tendenziell auf den negativen Einflussfaktoren, was auf eine immer noch skeptische Grundstimmung schließen lässt.“ Die deutsche Wirtschaft laufe sicherlich nicht auf Hochtouren, aber die negativen Aspekte seien weitreichend bekannt und Deutschland habe eine gute Chance, nach dem Prinzip „besser als erwartet“ für eine positive Überraschung zu sorgen – und das sei genau das, was die Aktienmärkte bewegt.

Grüner Fisher Investments/HK

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