fbpx
5. Juni 2024

Europa „schlägt“ USA

Beim Wirtschaftswachstum ist das Muster klar: Abschwächung in den USA, Aufschwung in Europa und im Vereinigten Königreich. Da die USA im vergangenen Jahr deutlich stärker abgeschnitten hatten, dürfte sich das Wachstum damit angleichen.

Steven Bell, Chefvolkswirt EMEA bei Columbia Threadneedle: „Diese Abschwächung des US-Wachstums wird von den Verbrauchern verursacht, die sich zuvor übernommen haben und nun mit einer Verlangsamung des realen Einkommenswachstums konfrontiert sind.“

Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments für die EMEA-Region
Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments für die EMEA-Region

USA: Keine Rezession

„Kurzfristig gibt es keine Rezessionsgefahr und die schwächere Nachfrage dürfte die Inflation mildern. Wir werden sehen, wie die Beschäftigungsdaten Ende dieser Woche ausfallen werden, sie dürften jedoch mit der Verlangsamungsthese übereinstimmen. Da die Märkte viel Optimismus in Bezug auf Zinssenkungen in den USA bereits wieder zurückgenommen haben und lediglich eine Zinssenkung bis Ende des Jahres einpreisen, gibt es reichlich Spielraum für eine Rally. Denn der Grund für die hartnäckige Inflation sind vor allem die Mieten und deren absurd hohe Gewichtung in den US-Inflationsindizes. Die US-Zinsen werden langsam, aber sicher sinken.“

Europa: Wachstum zieht an

„In Europa hat die EZB im Grunde genommen bereits versprochen, die Zinsen diese Woche zu senken. Die Aufmerksamkeit der Märkte wird sich darauf richten, was Christine Lagarde während der Pressekonferenz sagen wird – und ein neutraler Ausblick ist dabei wahrscheinlich. Im nächsten Jahr erwarten wir, dass die EZB die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte pro Quartal senken wird. Obwohl die Märkte dies bereits vollständig eingepreist haben, ist es dennoch ein positives Umfeld, vor allem in Kombination mit dem anziehenden Wachstum – auch wenn das Ausgangsniveau sehr niedrig ist. Die Deutsche Bank zum Beispiel hat ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt für 2024 gerade um ein halbes Prozent angehoben. Das ist eine große Veränderung. Ein Großteil dieser Verbesserung geht auf die Verbraucher zurück, die von einer hohen Sparquote und einem steigenden Realeinkommen profitieren – das genaue Gegenteil zur Situation in den USA.“

Vereinigtes Königreich: Wahlkampf

„Ähnlich, aber sogar noch stärker ausgeprägt, ist die Situation im Vereinigten Königreich: Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind viel besser ausgefallen als erwartet, und auch die Inflation ist gesunken. Das Problem ist die Lohninflation, die zwar zurückgeht, aber immer noch zu hoch ist. Ein weiterer negativer Faktor sind die Energierechnungen der Haushalte: Dies wiederum ist Folge eines Anstiegs der Erdgaspreise. Angesichts dieser Faktoren dürfte es der Bank of England nicht schwerfallen, bei ihrer Sitzung Ende des Monats die Zinssätze unverändert zu lassen, vor allem da sie mitten im Wahlkampf keine Senkungen vornehmen möchte. Wir rechnen allerdings damit, dass die BoE die Zinsen auf der nächsten Sitzung im August senken wird. Das ist früher, als der Markt aktuell eingepreist hat.

Der wirtschaftliche Aufschwung, die sinkende Inflation und die niedrigeren Zinssätze bilden meines Erachtens einen günstigen Hintergrund sowohl für Anleihen als auch für Aktien.“

Columbia Threadneedle Investments/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.