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9. Februar 2023

Energiekrise: Kommt böses Erwachen?

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Bisher sind wir recht gut durch den Winter gekommen – dank relativ milden Temperaturen und gut gefüllten Gasspeichern. Allerdings könnte die Energiekrise erst im nächsten Winter voll einschlagen. Das GELD-Magazin fragte dazu Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur.

Franz Angerer Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur
Franz Angerer Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur

Es tauchen zunehmend Warnungen auf, dass erst der Winter 2023/24 für die europäische und österreichische Energie- bzw. Gasversorgung wirklich hart werden könnte. Begründung: Es wird dann praktisch kein russisches Gas mehr zur Verfügung stehen.

Herr Angerer, ist die genannte Befürchtung richtig?

2022 haben russische Gaslieferungen trotz Reduktionen noch substanziell dabei geholfen, die Gasspeicher zu füllen und den Verbrauch zu decken: Zu Kriegsbeginn lag der Anteil russischen Gases an den gesamten österreichischen Gasimporten noch bei 79 Prozent. Im November hat sich der Anteil auf 41 Prozent belaufen. Viele EU-Länder haben russische Verträge bereits quittiert oder können keines mehr beziehen: Entweder, weil Russland die Lieferungen eingestellt hat (z.B. Baltikum, Polen, Bulgarien) oder, weil wesentliche Teile der Infrastruktur beschädigt sind und eine Wiederaufnahme der Lieferungen schon deshalb unmöglich ist. Europa muss 2023 also mit weniger Gas aus Russland rechnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Lieferungen komplett ausfallen, ist gegeben.

Steigt die Gefahr von Blackouts?

Die Risiken für ein Blackout haben sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. Wir orten eine gewisse Panikmache zu diesem Thema. Aus unserer Sicht braucht es ausreichende Netzkapazitäten in Europa, ausreichende Regelreserven in den Kraftwerken und ausreichend Kraftwerke zum Wiederaufbau der Netze nach einem Ausfall.

Wie hoch können die Energiekosten noch steigen? Die Großhandels-Gaspreise sind gesunken, der Strom-Großhandelspreis hat aber angezogen – wie ist das zu erklären?

Die Großhandelspreise bei Erdgas und Strom sind im Kurzfristhandel seit ein paar Monaten jeweils rückläufig. Sowohl der österreichische Strompreisindex ÖSPI, als auch der österreichische Gaspreisindex ÖGPI bilden jedoch eine längerfristige Preisentwicklung von Strom bzw. Gas anhand der im Verlauf der letzten Monate zu zahlenden Future-Preise für das jeweilige Produkt ab. Da dieser Referenzzeitraum beim ÖGPI (3 Monate) kürzer ist als beim ÖSPI (3 Quartale) bilden sich sowohl Preissteigerungen, als auch Preissenkungen bei Gas schneller im ÖGPI ab, als dies bei Strom, d.h. beim ÖSPI der Fall ist. 

Fallen die Preise für Gas und Strom am Großhandelsmarkt (weiter), ist jedenfalls auch von einer Rückkehr von Anbietern und Angeboten sowie einer Intensivierung des Wettbewerbs am Haushaltskundenmarkt auszugehen.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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