Die hausgemachte Inflation
Von Konsumentenschützern kommt Kritik auf, dass die Teuerung nicht nur von den Energiekosten getrieben wird. Sprich: Unternehmen mit entsprechender Marktmacht könnten sich „ein Scheibchen“ abschneiden. Joel Tölgyes, Ökonom am Momentum, Institut spricht von „hausgemachter Inflation“.
„Wir haben genau das jüngst untersucht und konnten feststellen, dass viele Unternehmen ihre Preise über die gestiegenen Vorleistungspreise – also etwa Energiepreise – hinaus erhöht haben“, so Tölgyes zum GELD-Magazin.
Margen erhöht
Der Experte meint weiter: „Zeigen lässt sich das, indem man die Entwicklung der nominellen und der realen Bruttowertschöpfung miteinander vergleicht. Die Bruttowertschöpfung drückt jenen Wert aus, den ein Unternehmen selbst, abzüglich der Vorleistungen, generiert.“ Ein Beispiel: Bei einem Autohersteller ist die Bruttowertschöpfung der Preis des fertigen Autos abzüglich der Kosten der zugekauften Bauteile. Die reale Bruttowertschöpfung ist um die Preisanstiege bereinigt, sie drückt also nur aus, ob der Autohersteller mehr oder weniger Autos produziert hat.
Tölgyes: „Wir haben herausgefunden, dass die nominelle Bruttowertschöpfung in allen Branchen schneller gestiegen ist als die reale Bruttowertschöpfung. Das bedeutet, die Unternehmen haben die Preise für ihre eigenen Leistungen – sozusagen ihre Preismargen – erhöht, und zwar zusätzlich zu den gestiegenen Vorleistungspreisen. Ein Teil der heimischen Inflation ist damit hausgemacht.“
Inflation und Gewinne
„Außerdem konnten wir herausfinden, dass in bestimmten Branchen die gestiegenen Preismargen vorwiegend in zusätzliche Gewinne, und weniger stark in höhere Löhne geflossen sind. In der Bauwirtschaft, in der Energiewirtschaft und im Bereich „Gastronomie, Handel, Verkehr, Beherbergung“ war das beispielsweise der Fall. Hier kann man also von einer Gewinn-Inflation sprechen. Die Teuerung in diesen Bereichen ist damit durch höhere Gewinnmargen zusätzlich befeuert worden“, meint der Ökonom abschließend.