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9. Juli 2020

Auswirkungen der Anleihekäufe durch die Zentralbanken

„Die Anleihekäufe der EZB zeigen, wie relevant ihre Beteiligung für die Märkte, Unternehmen und die wirtschaftliche Stabilität in Europa ist“, sagt David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management. „Erst und nur durch diesen Eingriff können die Notenbanken den wirtschaftlichen Kollateralschaden durch die weltweite Covid-19-Pandemie in Schach halten.“

David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management
David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management

Die Finanzmarktteilnehmer kritisieren vermehrt die Einschränkungen von Anleihekäufen durch die Zentralbanken. Sie sind der Meinung, dass die sogenannte quantitative Lockerung die Lage auf den Finanzmärkten verzerren und dadurch die ,Wall Street‘ der ,Main Street‘ vorgezogen wird. In Europa hat die Klage des deutschen Bundesverfassungsgerichts gegen frühere Anleihekäufe der EZB oder die quantitative Lockerung die Debatte verschärft. Dabei hat das Bundesverfassungsgericht außer Acht gelassen, dass durch diese Käufe Unternehmen und Arbeitsplätze gerettet worden sind.

Die Zusicherung von kostengünstigen Unternehmenskrediten gilt vor allem seit der Covid-19-Pandemie als ein wichtiges standardmäßiges und wirtschaftspolitisches Instrument der Zentralbanken. Auch hier folgt die Fed dem Beispiel der EZB, indem sie Maßnahmen ergreift, um der durch die Pandemie verursachten Wirtschaftskrise mit dem Kauf von Unternehmensanleihen entgegenzuwirken. Bisher haben sich die Kreditprogramme der Zentralbanken für Unternehmen bewährt und konnten demzufolge den Firmen weiterhin den Zugang zu Anleihen und Bankkrediten sichern, um Zahlungsausfälle zu verhindern, und die Rettung von Arbeitsplätzen zu gewährleisten.

Seit März haben europäische Unternehmen mit Investment-Grade-Rating, die vor allem wichtige Arbeitgeber sind, 120 Milliarden Euro auf dem Anleihemarkt aufgenommen und konnten dementsprechend den Rückgang ihrer Erträge kompensieren. In den vergangenen drei Monaten hat auch die EZB Unternehmensanleihen im Wert von rund 35 Milliarden Euro gekauft. Die Anleihekäufe der EZB zeigen, wie relevant ihre Beteiligung für die Märkte, Unternehmen und die wirtschaftliche Stabilität in Europa ist.

Trotz dieser Maßnahmen wird es mit Sicherheit einige Unternehmen geben, die die Post-Covid-19-Ära nicht überleben werden. Auch wird es einige Unternehmen geben, denen eine lange Phase der Sanierung und Zahlungsausfälle bevorstehen wird. Doch die Liquidität der Notenbanken gibt den Unternehmen Zeit und Gelegenheit, sich zu erholen und zum Beispiel den Verlust von Arbeitsplätzen langfristig zu minimieren. Der Ankauf von Zentralbankaktiva wird von den Befürwortern des nackten Kapitalismus abgelehnt. Aber die Kritiker sollten bedenken, dass durch die Anleihekäufe der Zentralbanken die Liquidität gesichert und das Vertrauen gestärkt wird. Erst und nur durch diesen Eingriff können die Notenbanken den wirtschaftlichen Kollateralschaden durch die weltweite Covid-19-Pandemie in Schach halten.“

BlueBay/SJ

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