18. Februar 2025

China: Neuer Aufschwung?

Westliche Anleger glauben derzeit nicht daran, dass Chinas Wirtschaft bald zu alter Stärke zurückfindet. Doch mit Blick auf den Binnenmarkt sagt Cornel Bruhin, Portfoliomanager bei MainFirst: Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Zuversicht und Vertrauen zurückkehrten.

Cornel Bruhin, Portfoliomanager bei MainFirst

„Investoren sind der chinesischen Wirtschaft gegenüber zurzeit sehr misstrauisch”, analysiert Bruhin. Hintergrund sei die 2021 geplatzte Immobilienblase, aus welcher die meisten Baukonzerne in China angeschlagen herausgegangen sind, da sie mit Schuldnern, weiter fallenden Immobilienpreisen sowie sinkenden Umsätzen kämpfen. „Die Anreize der chinesischen Regierung für neue Käufer haben bisher nicht gefruchtet. Zudem ist die Verschuldung des chinesischen Staates sehr hoch und wird von Investoren gerne angeprangert.”

Handelszahlen überraschen positiv

„Dabei wäre eigentlich alles angerichtet für einen neuen Aufschwung: Im Jahr 2024 hat China die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt und mehrmals Liquidität in die Wirtschaft gepumpt, um diese anzukurbeln“, erläutert der MainFirst-Portfoliomanager. Im Dezember 2024 ist der Handelsüberschuss Chinas mit 104,84 Milliarden US-Dollar auf ein Allzeithoch geklettert. Die Exporte sind im Jahresverlauf um 10,7 Prozent gestiegen, die Importe hingegen nur um ein Prozent. Das Wachstum des Bruttosozialprodukts habe im Dezember mit 5,4 Prozent positiv überrascht und die Industrieproduktion stieg um 6,2 Prozent.

Auch der Binnenmarkt spreche für eine baldige Erholung: Da für Privatpersonen Investitionen im Ausland nur begrenzt möglich seien, blieben als Anlagemöglichkeiten nur die heimischen Märkte für Immobilien, Aktien und Anleihen sowie Investitionen in Edelmetalle. „Die Bruttosparquote der Chinesen ist mit circa 43 Prozent eine der höchsten der Welt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Zuversicht und das Vertrauen in den heimischen Aktienmarkt zurückkehrt. Wenn die Zinsen einen historischen Tiefpunkt erreichen, werden Bankkonten und Rentenanlagen unattraktiver und Investoren suchen nach Alternativen“, so Bruhin.

Günstige Aktien

„Der Aktienmarkt ist aktuell insgesamt sehr günstig bewertet. Als Beispiel sei die Aktie von Alibaba, dem ‚Amazon‘ Chinas genannt: 2020 stand ihr Aktienkurs bei 315 US-Dollar, heute kann man sie für 85 US-Dollar kaufen. In der Zwischenzeit ist der Umsatz um mehr als 25 Prozent und der Gewinn um mehr als 75 Prozent pro ausstehende Aktie gestiegen“, so der Experte. Chinas Anleihenmarkt bezeichnet er hingegen als relativ unattraktiv und zu risikoreich.

Kommt der Handelskrieg?

Auf internationaler Ebene habe der chinesische Präsident Xi Jinping deutlich gemacht, dass die Regierung alles unternehme, um die Wirtschaft auf Wachstumskurs zu halten – das gelte auch für die Reaktion auf mögliche Strafzölle der neuen US-Regierung, sagt Bruhin: „Traut man verschiedenen Quellen, könnte die Regierung den Yuan abwerten, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.“ China hatte seine Währung bereits in der ersten Amtsperiode von Präsident Donald Trump als Waffe eingesetzt. „Im Falle eines Handelskrieges würde der Welthandel leiden und unser aller Wohlstand in Mitleidenschaft gezogen. Beide Volkswirtschaften sind zu wichtig, als dass wir die Ereignisse aus den Augen lassen könnten. Und beide Seiten stehen entweder als Gewinner oder Verlierer da.“

MainFirst/HK

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