Branchen: Trüber Herbst
Nach der Eintrübung ab dem Frühjahr verfestigte sich über den Sommer das angespannte Klima in den meisten heimischen Wirtschaftsbranchen. Der aktuelle Überblick der UniCredit Bank Austria zeigt ein einheitlich schwaches Konjunkturbild für den Herbst.
Eine pessimistische Grundstimmung ausgehend von den Produktionssektoren hat bis zum Herbst immer stärker auf den Handel und die Dienstleistungsbranchen übergegriffen. „Nach dem Rückgang des BIP um 1,0 Prozent im Jahr 2023 waren angesichts der schwachen Entwicklung in den Produktionsbereichen in den ersten drei Quartalen 2024 erneut Einbußen in der österreichischen Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich von 0,9 Prozent zu verbuchen. Ausschließlich der Dienstleistungssektor konnte bei sehr unterschiedlichen Branchenentwicklungen mit einem leichten Plus zu einer Begrenzung des BIP-Rückgangs beitragen“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Überwiegend pessimistisch
In den Jahresausklang starteten die heimischen Unternehmen in der Mehrzahl mit pessimistischen Produktions- und Nachfrageerwartungen. „Die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse kündigen für die kommenden Monate weiterhin eine schwache Wirtschaftsentwicklung an. Das Branchenklima war zu Beginn des Schlussquartals 2024 in allen Branchen trüb. Insbesondere die Industrie und trotz vorsichtiger Stabilisierungstendenzen auch die Bauwirtschaft sind weiterhin mit besonderes schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert.
Im Dienstleistungssektor ist die Lage weniger angespannt, das Branchenklima tendiert schrittweise in Richtung aufklarend“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die anhaltend pessimistischen Produktions- bzw. Geschäftserwartungen deuten darauf hin, dass sich an der schwachen Konjunkturentwicklung in den kommenden Monaten nur wenig ändern dürfte. Die Hoffnung auf eine spürbare Erholung der heimischen Wirtschaft auf breiter Basis verschiebt sich weiter nach hinten. Erst im Verlauf des Jahres 2025 dürfte die Lockerung der Geldpolitik und die sinkende Inflation die österreichische Wirtschaft zurück auf einen Wachstumskurs bringen, gestützt vor allem auf den Dienstleistungssektor. Für die Industrie sind die Aussichten angesichts struktureller Probleme vorerst weiterhin sehr zurückhaltend, was das Erholungstempo der Gesamtwirtschaft 2025 dämpfen wird.“
Hoffnung im Handel
Die gestiegene Kaufkraft der Konsumenten schlug sich aufgrund der hohen Verunsicherung und einem folglich vorsichtigen Ausgabeverhalten im bisherigen Jahresverlauf 2024 noch kaum in den Einzelhandelsumsätzen positiv nieder. Bis September 2024 stieg der Umsatz (ohne Tankstellen) um 2,5 Prozent nominell, was real jedoch nur eine Stagnation bedeutete. Die Geschäftserwartungen sind sehr volatil. Die hohen Reallohnzuwächse der Konsumenten sollten aber eine schrittweise Verbesserung der Lage im Handel ermöglichen.
UniCredit Bank Austria/HK