Börsen 2025: Positiver Trend
Die Zinsen sinken, Gewinne steigen. Alexander Eberan, Leiter des Private Banking Steiermärkische Sparkasse in Wien, rechnet für das kommende Jahr „mit einem weiteren Aufwärtstrend an den internationalen Börsen.“
Seine Empfehlung im Rahme eines Expertengesprächs: „Mit einem ausgewogenen Portfolio aus 60 Prozent Aktienanteil und 40 Prozent Anleihen fährt man aus derzeitiger Sicht langfristig am besten.“ Diese Allokation könne langfristig eine Rendite um die 5% p.a. bringen.
Steigende Gewinne
2025 sollten die Zinsen im Euroraum bei rund 1,6 – 2% (aktuell 3%) landen. Somit würden auch neu emittierte Euroanleihen mit niedrigeren Kupons ausgestattet werden. Jetzt noch europäische Anleihen ins Portfolio zu holen, sei daher eine Möglichkeit, von den derzeit noch höheren Zinsen zu profitieren. Die USA würden die Leitzinsen voraussichtlich im nächsten Jahr auf knapp unter 4% (aktuell 4,5%) senken.
Eine Prognose sei aber schwierig, da sich die US-Konjunktur wieder einmal unerwartet robust und vor allem wesentlich dynamischer als die europäische Wirtschaft zeige, was einem mehrjährigen Trend entspreche. Das Gewinnwachstum der börsennotierten US-Unternehmen (pro Aktie) wird für 2025 auf 15% geschätzt, jenes der europäischen auf rund 7%. „Zwischen der EU und den USA klafft ein immer größerer Abstand, was eine erschreckende Entwicklung ist,“ sagte Eberan. Während der US-Anteil an der weltweiten Marktkapitalisierung im Jahr 2017 bei rund 50% lag, beträgt er im aktuellen Jahr 2024 bereits 73%. Europas Anteil sank hingegen im gleichen Zeitraum von 23% auf 16%.
USA dominieren
Die wirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten unterstrich auch Christian Helmenstein, der Chefökonom der Industriellenvereinigung und Geschäftsführer des Wirtschaftsforschungsinstitutes Economica beim Expertengespräch. Ein geopolitisch strategischer Ansatz sowie eine im Grunde protektionistische Wirtschafts- und Zollpolitik gegenüber den konkurrierenden großen Wirtschaftsräumen China und Europa trage ihre Früchte.
Europa habe nach den Zerstörungen zweier Weltkriege bis 1990 an die USA angeschlossen. Seit 30 Jahren werde aber der Abstand zwischen den beiden Wirtschaftsräumen zu Ungunsten Europas immer größer: „Europa degeneriert von einer Hocheinkommens- zu einer Mitteleinkommensregion.“ Die Gefahr sei ein zu geringes Produktivitätswachstum. „Wohlstand wird zu 98% durch Produktivitätswachstum determiniert,“ so der Experte. Innerhalb Europas sieht er allerdings deutlich Unterschiede. „Der Aufholprozess in Zentral- und Osteuropa ist im Gange, sodass diese Region Westeuropa überholen wird“, lautet seine Prognose.
Österreich: Kranker Mann Europas
Besonders sorgenvoll blickt Helmenstein, der bei den derzeitigen Regierungsverhandlungen am Tisch sitzt, auf die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich, das es nicht schaffe, als Exportnation am globalen Wirtschaftswachstum von aktuell rund 3% zu partizipieren. Österreich verliere angesichts hoher Kosten dramatisch an Wettbewerbsfähigkeit und werde nach den Rezessionsjahren 2023 (minus 1%) und 2024 (minus 0,6%) auch im kommenden Jahr nicht aus der Rezession kommen.
„Österreich ist der kranke Mann Europas,“ sagt er. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 habe das Land nie wieder eine nachhaltige Wachstumsdynamik erreicht und es drohe ein Szenario wie in Italien, das real seit dem Jahr 2000 ein Nullwachstun verzeichnet und wo man daher von einer „ökonomisch verlorenen Generation“ spricht. „Wir brauchen dringend einen disruptiven Strukturwechsel,“ fordert Christian Helmenstein.
Steiermärkische Sparkasse/HK