Börse: Crash, Zinsen und Anleihen
Sam Vereecke, CIO Fixed Income von DPAM schätzt ein, was die der jüngste Börsen-Crash bedeutet. Dabei legt er den Analyse-Fokus auf die Auswirkungen der Turbulenzen bei Zinsen und Staatsanleihen sowie Corporate Bonds.
Der Börsen-Crash sitzt Aktionären noch in den Knochen, wie sieht es prinzipiell auf der Fixed Income-Seite aus? Vereecke: „Seit dem 1. Juli ist die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen von 2,6% auf 2,15% gesunken, die von 10-jähriger US-Staatsanleihen fiel von 4,46% auf 3,76%. Wir haben uns auf diese Zinsverschiebung eingestellt, indem wir die Duration mit einer Tendenz zur Versteilerung übergewichtet haben.“
Zu optimistisch
„Diese Strategie beruhte auf der Einschätzung, dass die Märkte die Konjunkturaussichten zu optimistisch einschätzten, was in erster Linie auf die starken Verbraucherausgaben in den USA und einen robusten Arbeitsmarkt zurückzuführen war. Diese Stärke war absehbar nur von begrenzter Dauer, auch wenn ihr Ende in einem volatilen Umfeld schwierig zu prognostizieren war.
Die jüngste Konjunkturabschwächung in den USA ist aus dem jüngsten Arbeitsmarktbericht und den Arbeitslosenzahlen ersichtlich: Im Juli wurden nur 114.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, während man mit 175.000 gerechnet hatte, und die Arbeitslosenquote stieg unerwartet auf 4,3% statt der erwarteten 4,1%. Der Rückgang der Zinssätze nach dem jüngsten Arbeitsmarktbericht bedeutet aber nicht das Ende der Marktvolatilität. Wir rechnen mit einer weiteren Abschwächung der Wirtschaftsdynamik und einer weiteren Normalisierung der Inflation, doch könnten die Daten noch gelegentlich für Überraschungen sorgen.“
Unternehmensanleihen: Höheres Beta schadet
„Zyklische und andere Konsumgüter beginnen, eine Verlangsamung der Verbraucherausgaben zu spüren, während Industriewerte weiterhin gute Ergebnisse erzielen. Die derzeitige Korrektur wirkt sich auf Credits mit höherem Beta aus: Nachrangige Finanztitel und hybride Unternehmensanleihen verzeichnen eine stärkere Ausweitung als der Markt. Der Zinsmarkt signalisiert ein langsameres Wachstumsumfeld. In diesem Zusammenhang schneiden die Banken schlechter ab, da ihre Margen sinken und es mehr Kreditausfälle geben könnte. Andererseits dürften der geringe Verschuldungsgrad der Unternehmen und das ausgewogene Fälligkeitsprofil die meisten Unternehmen vor den Auswirkungen eines rezessiven Umfelds schützen.“
Schwellenländer: Weniger Carry Trades
„Die überraschende Zinserhöhung der Bank of Japan wirkte sich in den vergangenen Tagen stark negativ auf hochverzinsliche Währungen wie den mexikanischen Peso, den kolumbianischen Peso, den brasilianischen Real und den südafrikanischen Rand aus, da der berühmte „Carry Trade“ – der Kauf hochverzinslicher Währungen, der mit niedrig verzinslichen Währungen finanziert wird – massive Rückgänge verzeichnete. Neben dem Yen erzielten auch Währungen wie der malaysische Ringgit, der thailändische Bath und sogar der chinesische Renminbi eine starke Performance.
Auf der Zinsseite folgten die meisten lokalen Märkte zunächst dem US-Markt nach unten, wobei Mitteleuropa die Führung übernahm. Später kam es dann zu einer Ausweitung der Spreads im niedriger bewerteten Teil des Anlageuniversums, insbesondere in der Subsahara-Region.“
DPAM/HK
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