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8. April 2022

Biotech: Zu Unrecht abgestraft

Für viele Investoren ist Biotech zurzeit nicht besonders attraktiv. Der Nasdaq Biotechnology Index hat in den letzten zwölf Monaten fast 20% an Wert verloren. Daniel Koller, Head Investment Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management, meint, die Branche würde undifferenziert abgestraft.

Dr. Daniel Koller, Head Investment Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management
Dr. Daniel Koller, Head Investment Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management

Der Experte: „Während Branchenschwergewichte wie Moderna oder Regeneron vereinzelt kräftige Kursgewinne verzeichneten, verloren die meisten klein- und mittelkapitalisierten Biotechs überdurchschnittlich. Diesen Trend reflektieren die Verluste von 40% beim S-Network Medical Breakthroughs Index und beim S-Network Healthcare Innovation Index. Beide Indizes bilden niedrig kapitalisierte Biotechs und Pharmaunternehmen ab.“

Swift zu Growth

„Ausschlaggebend für den aktuellen Abwärtstrend ist jedoch aufgrund der steigenden Inflation vor allem die Sektorrotation, weg von Growth hin zu Value. Dies hat den Biotechsektor undifferenziert getroffen. Biotechfirmen, die noch ohne Umsätze mit einem zugelassenen Produkt ihre Entwicklungspipeline finanzieren müssen, werden besonders abgestraft.

Mit den steigenden Zinsen werden künftige Gewinne wegen den damit einhergehenden höheren Diskontierungssätzen von Analysten weniger hoch bewertet. Die gesamte Biotechbranche wird dabei von Börsianern undifferenziert abgestraft. Zahlreiche Small und Mid Caps sind jedoch mittel- bis langfristig gut durchfinanziert und finanziell weitaus besser ausgestattet als in der Vergangenheit.“

Chance für kleine Biotechs

„In fundamentaler Hinsicht könnten kleine und mittelgroße Biotechs von einer Markterholung bei Biotechaktien überproportional profitieren. 65% aller Wirkstoffe, die sich 2021 weltweit in der klinischen Entwicklung befanden, wurden nach einer Studie des IQVIA Institute for Human Data Science von Biotechfirmen durchgeführt, die weniger als USD 500 Mio. Jahresumsatz hatten und jährlich weniger als USD 200 Mio. in ihre Forschungs- und Entwicklungsprojekte investierten. Noch 2016 lag der Anteil dieser von IQVIA als Emerging Pharma Companies klassifizierten Unternehmen bei unter 50%.

Wie deutlich diese Biotechs gereift sind, zeigt eine andere Zahl der Studie: für 76% ihrer entwickelten Produkte stellten die Unternehmen 2021 eigene Zulassungsanträge. Das ist ein klares Indiz für die gestiegene finanzielle Unabhängigkeit, welche die Unternehmen in eine vorteilhafte Lage versetzt, ihre Produkte ohne Partner in Eigenregie zu vermarkten und damit über ein höheres Gewinnpotenzial zu verfügen.“

Pipeline ist gefüllt

„Die Small und Mid Caps unter den Biotechs können das Kommerzialisierungspotenzial immer besser abschöpfen, weil sie bei Therapien der neuesten Generation häufig zu den Pionieren zählen. An erster Stelle zu nennen sind hier die Zell- und Gentherapien, das Gene Editing und die mRNA-Technologie, die mit den Impfstoffen gegen COVID-19 von Moderna und BioNtech den großen Durchbruch geschafft haben. Rund 800 klinische Wirkstoffe sind aktuell solchen neuartigen Ansätzen zuzuordnen.

In fundamentaler Hinsicht sind kleine und mittelgroße Biotechs folglich sehr gut aufgestellt. Der entsprechende kurstreibende Nachrichtenfluss ist vorhanden, denn in diesem Jahr wird vor allem in der Krebsmedizin, der Neurologie und den seltenen genetisch bedingten Erkrankungen eine Vielzahl von klinischen Studienergebnissen und Zulassungsentscheidungen erwartet.“

Blick ins Portfolio

„Das Beteiligungsportfolio von BB Biotech sollte davon überproportional profitieren. Auf Sicht der nächsten drei Jahre schätzen wir, dass sich der Jahresumsatz der Beteiligungsfirmen mehr als verdoppelt. Ein Großteil der Produktzulassungen entfällt auf die Indikationen Krebs, Stoffwechsel -und Nervenerkrankungen.“

Erwartetes Umsatzwachstum der Portfoliogesellschaften

Erwartetes Umsatzwachstum der Portfoliogesellschaften
Quelle: Bellevue Asset Management Research, Bloomberg, Mai 2021

Sentiment verbessert sich

„Mit der wachsenden Zahl an Erfolgsmeldungen sollten wieder mehr Investoren dem Sektor Aufmerksamkeit schenken. Das Stimmungsbild dreht sich langsam bereits wieder zugunsten des Biotechsektors als Ganzes. Der jüngsten Umfrage von RBC Capital Markets zufolge erwarten 66% der befragten Investoren eine Biotech-Outperformance in diesem Jahr. Waren es in der zweiten Jahreshälfte 2021 noch 49%, die Biotechs als unterbewertet einschätzten, sind es jetzt 64%. Zugleich beabsichtigen 58% der Befragten, ihr Exposure in Biotech zu erhöhen.“

Bellevue Asset Management/HK

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