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6. November 2024

Autoindustrie: Umbruch

Die weltweite Autoindustrie steckt in einem Umbruch, der die Branche in den nächsten anderthalb Jahrzehnten massiv verändern wird. Das zeigt der neue „Automotive Outlook 2040“ von Roland Berger. Zentraler Faktor ist dabei eine regionale Verschiebung der Märkte.

„Der weltweite Wandel in der Autoindustrie ist unumkehrbar und wird sich in den kommenden Jahren weiter rasant beschleunigen“, betont Automotive-Expertin Gundula Pally, Managing Partner Roland Berger Österreich. Dabei treten vier zentrale Trends hervor, die den Wandel bis 2040 prägen werden.

„Peak Auto“ im Westen

Automotive-Expertin Gundula Pally, Managing Partner Roland Berger Österreich © Zsolt Marton

Polarisierung zeigt sich besonders an den Neuwagenverkäufen: In den westlichen Märkten Europa, USA und Kanada hat deren Zahl den Höhepunkt („Peak Auto“) erreicht und teilweise bereits überschritten. Dementsprechend werden diese Märkte voraussichtlich stagnieren bzw. leicht schrumpfen. Sie bieten aber angesichts ihrer Größe immer noch ein erhebliches absolutes Wachstum, das die Roland Berger-Experten auf 520 Milliarden Euro im Zeitraum bis 2040 schätzen. Eine starke Zunahme der Neuzulassungen wird es in China (+1,2 Prozent pro Jahr), Indien (+4,2 Prozent pro Jahr), Süd- und Mittelamerika (+2,4 Prozent pro Jahr) sowie anderen Ländern des globalen Südens geben. In absoluten Zahlen wachsen die Einnahmen in China im Zeitraum bis 2040 mit rund 590 Milliarden Euro am stärksten. Die Märkte im globalen Süden steigern ihren Umsatz um rund 480 Milliarden Euro, doch trotz hoher Wachstumsraten wird ihr Anteil am Gesamtmarkt nur von heute 14 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2040 steigen. Insgesamt wächst das weltweite Verkaufsvolumen zwischen 2025 und 2040 um durchschnittlich 1,1 Prozent pro Jahr (nach 2,4 Prozent in 2010-2019).

Trend zu E-Autos

Weiters ist der Trend zu Elektrofahrzeugen unumkehrbar. Weltweit wächst die Zahl der rein elektrischen Pkw (BEV) schnell, und für 2040 gehen die Roland Berger-Experten je nach Szenario von einem Anteil an den Neuwagen zwischen 64 und 71 Prozent aus. Dazu kommen 20 Prozent Hybride, während Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe wegen Effizienznachteilen und hohen Kosten kaum eine Rolle spielen werden. Die Elektrifizierung geht dabei je nach Region unterschiedlich schnell: Europa dürfte bereits in gut zehn Jahren mit 99 Prozent Elektro-Anteil an den Neuzulassungen voll elektrifiziert sein, wenn die EU an den bisherigen Regularien festhält. China hat im Juli 2024 die 50-Prozent-Marke überschritten und wird bis 2040 zwischen 70 und 85 Prozent Anteil erreichen, während die USA bei 42 bis 60 Prozent sowie der Rest der Welt bei rund 50 Prozent liegen werden.

Automotive Outlook 2040
Für 2040 gehen die Roland Berger-Experten je nach Szenario von einem Anteil an den Neuwagen zwischen 64 und 71 Prozent aus.

Wertschöpfungskette verändert sich

„Die Elektrifizierung verändert das Kräfteverhältnis in der Automobilbranche grundlegend. Nicht nur, weil die Abhängigkeit von China in Bezug auf Rohstoffe zunimmt“, erklärt Pally. „Wir sehen tiefgreifende strukturelle Verschiebungen innerhalb der Komponentenbereiche, entlang der Lieferketten und in den Zielmärkten. Der Rückgang bei Komponenten für Verbrennungsmotoren wird durch das Wachstum bei Elektroantrieben und Batterien sowie durch den steigenden Bedarf an Elektronik sowie Komponenten für Assistenzsysteme und Automatisierung ausgeglichen werden.“ Insgesamt werde der weltweite Umsatz für Zulieferer bis 2040 um 3,4 Prozent pro Jahr wachsen.

China wächst

Der Automotive Outlook beschreibt auch die tektonischen Verschiebungen, vor allem in Richtung chinesischer Akteure. Wie die Lage 2040 aussehen wird, ist derzeit nicht klar. Die Studienautoren entwerfen dafür zwei mögliche Szenarien: Im ersten setzt sich der Vormarsch chinesischer OEMs fort, sie übernehmen mehr als die Hälfte des bis 2040 erwarteten Wachstums und erreichen in China einen Marktanteil von 70 bis 75 Prozent, in Europa 15 bis 20 Prozent und in Nordamerika fünf bis zehn Prozent.

Pally sieht jedoch auch Chancen für ein zweites, für den Westen optimistischeres Szenario: Hier würden 36 Prozent des Wachstumspotenzials bis 2040 auf westliche Hersteller entfallen, während chinesische OEMs zwar im Heimatmarkt rund 65 Prozent Marktanteil erreichen, in Europa jedoch nur fünf bis zehn Prozent und in Nordamerika weniger als fünf Prozent: „Westliche OEMs investieren weiterhin stark in Technologie und verfügen über ein etabliertes Markenimage sowie über robuste Netzwerke in Produktion und Vertrieb. Gleichwohl müssen westliche OEMs ihre Effizienz signifikant steigern.“

Die vollständige Studie finden Sie hier.

Roland Berger/HK

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